Philharmonischer Chor Berlin

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Classification
Musical Institution, Choir
Settlement
Berlin

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1.

1.1.

Die Gründung des Philharmonischen Chors in Berlin1 am 5. Dezember 1882 verdankt sich der Privatinitiative des damals erst vierundzwanzigjährigen Dirigenten Siegfried Ochs. Bis 1888 nannte sich das Ensemble noch Siegfried Ochs’scher Gesangverein. Enttäuscht von der Chorpraxis seiner Zeit, stellte sich der von der Berliner Hochschule verwiesene Dirigent die Frage, “ob man denn […] ein Chorstück nicht einmal anders als in einem ewig gleichen Forte singen könne” 2. Diesem Wunsch nach Veränderung folgend, machte sich der Verein schnell einen Namen. Er wurde insbesondere für seine technische und intonatorische Präzision sowie ein breites Repertoire geschätzt, das zeitgenössische Werke einschloss; darunter städtische Erstaufführungen von Werken Anton Bruckners, Hugo Wolfs und auch von Regers 100. Psalm op. 106 (November 1910). Die rege Konzerttätigkeit und diverse Kooperationen mit anderen Ensembles, besonders dem im selben Jahr gegründeten Berliner Philharmonischen Orchester, sind vielfach dokumentiert. 1884 hatte der Chor 140 aktive Mitglieder, 1906 waren es 370.3

Philharmonischer Chor in Berlin (Dirigent: Prof. Siegfried Ochs). Probe in der Philharmonie. Porträtsammlung Manskopf Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Signatur: S 36/F07792 – Abbildung mit freundlicher Genehmigung.
Philharmonischer Chor in Berlin (Dirigent: Prof. Siegfried Ochs). Probe in der Philharmonie. Porträtsammlung Manskopf Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Signatur: S 36/F07792 – Abbildung mit freundlicher Genehmigung.

Trotz künstlerischer Erfolge geriet der Chor schon um 1900 in finanzielle Schwierigkeiten; nach dem Ersten Weltkrieg wurde er in die Staatliche akademische Hochschule Berlin eingegliedert. Nach Ochs’ Tod im Jahr 1929 übernahm Otto Klemperer die Leitung des Chores, auf ihn folgten Carl Schuricht (1933–35) und Günther Ramin (1935–43). Der Chor besteht bis heute und wird seit 2003 von Jörg-Peter Weigle geleitet.


1
Daten nach Habakuk Traber, 125 Jahre Philharmonischer Chor Berlin. Aufbruch als Devise. Zur Geschichte des Philharmonischen Chors Berlin, Berlin 2012.
2
Siegfried Ochs, Geschehenes, Gesehenes, Leipzig 1922, zitiert nach: Dietmar Schenk, Siefried Ochs – gescheiterter Student und erfolgreicher Kapellmeister, in Die Tonkunst 2. Jg. (Oktober 2008), Nr. 4, S. 429.
3
Vgl. Marianne Buder und Dorette Gonschorek (Hrsg.), Tradition ohne Schlendrian. 100 Jahre Philharmonischer Chor Berlin 1882 bis 1982, Berlin 1982, S. 15 und 51.

1. Reger-Bezug

Reger widmete Ochs und dem Philharmonischen Chor das Abendlied op. 39 Nr. 2, komponiert im Oktober 1899. Die damit verbundenen Hoffnungen auf eine Aufführung durch das Ensemble erfüllten sich jedoch nicht; die Berliner Erstaufführung des 100. Psalms op. 106 am 16. November 1910 war gleichzeitig die erste Reger-Aufführung des Vereins. Der beim Konzert anwesende Komponist bekundete aufrichtigste Bewunderung” für den “Prima-Chor” 1. Ochs erinnerte sich, er sei “aufrichtig glücklich darüber, daß Reger an unserer Wiedergabe seines Werkes Freude gehabt hatte, weil einige Leute im Saal taktlos gewesen waren, indem sie den großen Beifall, der sich am Schluß erhob, niederzuzischen suchten” 2.


1
Brief vom 17. November 1910 an Siegfried Ochs, Privatbesitz.
2
Ochs, Geschehenes, Gesehenes (wie Anm. 2), S. 358.
Object reference

Philharmonischer Chor Berlin, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_inst_00210.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.

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