Philipp Nicolai
Lyricist
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1.
Philipp Nicolai, geboren am 10. August 1556 im nordhessischen Mengeringhausen (seit 1974 ein Stadtteil von Bad Arolsen), erhielt ersten Unterricht u.a. bei dem lutherischen Kirchenlieddichter Ludwig Helmbold in Mühlhausen. 1575 zog er zum Studium ins katholische Erfurt. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich auch mit selbst verfassten Gedichten. In Wittenberg setzte er sein Studium bei Polycarpus Leyser fort. Nach dem Studium verbrachte Nicolai gemeinsam mit seinem Bruder Jeremias ab Herbst 1579 einige Zeit in dem ehemaligen Augustinerkloster zu Volkhardinghausen (seit 1972 ebenfalls Teil von Bad Arolsen). 1583 erhielt er den Ruf als Pfarrer ins westfälische Herdecke. Sein Versuch, die Gemeinde lutherisch aufzubauen, scheiterte jedoch: Als 1586 im Zuge der Gegenreformation spanische Truppen aus den Niederlanden die Gegend überfielen, musste Nicolai die Stadt verlassen und floh letztlich nach Köln.
Im April 1587 erhielt Nicolai einen Ruf nach Waldeck, wo er die Stelle des wegen calvinischer Lehre vertriebenen Pfarrers von Nieder-Wildungen übernahm sowie ab Oktober 1588 im benachbarten Alt-Wildungen als Hofprediger und als Erzieher des Grafen Wilhelm Ernst von Waldeck wirkte. Nach seiner Promotion 1594 in Wittenberg und inzwischen durch eine Anzahl von Streitschriften bekannt, wurde Nicolai im Oktober 1596 Pfarrer in Unna, wo er den Einfluss der Calvinisten eindämmen sollte. Als sein FrewdenSpiegel deß ewigen Lebens im Februar 1599 in Frankfurt a.M. erschien, hatte Nicolai Unna bereits Richtung Mengeringhausen verlassen: Spanische Söldner hatten wiederum Westfalen bedroht. Sein Ruf war derweil durch weitere Streitschriften so gefestigt, dass er im August 1601 als Hauptpastor nach St. Katharinen zu Hamburg berufen wurde. Am 26. Oktober 1608 starb Philipp Nicolai in Hamburg.
1.1. Werk
Obwohl seine Disputation De duobus Antichristis primariis, Mahumete et Romano Pontifice 1590 in Marburg angenommen wurde und Nicolai das Examen zur Erlangung der Doktorwürde bestanden hatte, gelang es dem calvinistisch gesonnenen Grafen Wilhelm von Hessen, die Promotion zu verhindern. Eine zweite Abhandlung, diesmal über den freien Willen, führte letztlich zum Erfolg: 1594 wurde Nicolai in Wittenberg unter Polycarpus Leyser promoviert. Als Nicolai 1597 in Unna weilte, erreichte die Pest auch diese Stadt, im gleichen Jahr starben seine beiden Schwestern. Diese Ereignisse verarbeitete er in dem erbaulichen FrewdenSpiegel deß ewigen Lebens. Die angehängten, noch heute bekannten und sowohl im Evangelischen Gesangbuch (EG 147 und 535 bzw. EG 70) als auch im katholischen Gotteslob (Nr. 110 bzw. Nr. 554) enthaltenen Lieder »Wachet auf, ruft uns die Stimme« und »Wie schön leuchtet der Morgenstern« sind vermutlich zur selben Zeit entstanden.
1. Reger-Bezug
Reger verwendete die Choräle »Wachet auf, ruft uns die Stimme« und »Wie schön leuchtet der Morgenstern« sowohl für Choralphantasien (Opus 52 Nr. 2 bzw. Opus 40 Nr. 1) als auch für Choralvorspiele (Opus 67 Nr. 41 bzw. 49, Opus 135a Nr. 25 bzw. 29 sowie WoO IV/16).
Object reference
Philipp Nicolai, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00654.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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