Leipzig, 9th May 1908

Max Reger to Fritz Stein

Object type
Letter
Date
9th May 1908 (source)
Sent location
Leipzig
Source location
unknown
: Autographenhandlung J.A. Stargardt, Katalog 699, April 2013, Los 742

Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Lieber Freund!
Ich werde Deinen Brief genau beantworten: Selbstredens ist es in jeder Hinsicht […]

Regesta
diskutiert das Programm und die Werke für den Festgottesdienst • bittet den E. um Lancierung einer Pressemeldung • kann leider keine Freikarten zum Bachfest besorgen • hat an Marteau mit einem Angebot um 400 M geschrieben • hat starke Erkältung mit Fieber, kann sich aber nicht schonen
Remarks

Publications

Max Reger, Briefe an Fritz Stein, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1982 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 8), S. 25f.

Die Musikwelt 1/12 (1921), S. 11

1.

[gedruckter Briefkopf:]
[links:] Max Reger.
[rechts:] Leipzig, den 9. Mai 1908.
Felixstraße 4, II.

Lieber Freund!

Ich werde Deinen Brief genau beantworten: Selbstredend ist es in jeder Hinsicht besser, wenn Ihr die Chorstimmen hektographieren läßt! Der Verleger ist damit einverstanden! Also ist alles in Ordnung!

Ich selbst bin dafür, daß der Psalm [op. 106] nur 1 Mal – eben beim Fest-Gottesdienst – steigt! Die Professoren haben da ganz Recht!

Das Triumphlied von Brahms wirkt gut! Wenn also Liebmann auf eine Schaffung eines neuen Textes nicht eingeht, werde ich also den Text komponieren, den ich schon von ihm habe!1 Aber 10 Minuten dauert die Sache sicher dann! Also sprich Du mit Liebmann nicht mehr deshalb u. sage ihm nur, daß ich seinen Text Weihe-Gesang ganz komponieren werde; das wird den alten Herrn sicher sehr freuen! Besorge Du umgehendst das!

Selbstredend mußt Du sofort in alle Eure Zeitungen drucken lassen: „Der berühmte Komponist, Universitätsmusikdirektor, Professor Max Reger (Leipzig) ist soeben von der Königlichen Schwedischen Akademie zum Mitglied gewählt worden, wie Prof. Reger auch vor einem halben Jahre zum Ehrenmitglied der Holländischen Maatschappij vor Bevordering de Tonkunst ernannt wurde.“

Du siehst, ich verstehe es zu machen, wie man berühmt wird! Aber Du mußt diese holländische u. schwedische Geschichte umgehendst in alle Jenenser Zeitungen bringen! Das wird den Geheimräten wie Öl der Beruhigung herunterlaufen! Die Einladung hab’ ich heute erhalten!

Zum Bachfeste kann ich Dir leider keine Freikarte verschaffen! So weit geht meine Macht nicht!

Selbstredend ißt (frißt) Du bei mir zu Mittag und Abend, wenn Du zum Bachfeste rüberkommst!

Die Plätze bestellst Du am besten bei Breitkopf u. Härtel! Wenn Du dann hier bist, nehmen wir gehörig den Psalm durch! Du mußt jetzt schon den Geheimräthen fürchterlich vorrenommieren, wie großartig der Psalm sei etc. etc. etc.

An Marteau hab’ ich geschrieben! (400 M) Ob er aber kommt, das weiß ich nicht, da er sehr gern große Honorare nimmt! Apropos: Du hast mir gar nicht geantwortet über die Sachen, die ich nächsten Winter bei Dir machen will! Bitte, gib Du doch wegen der 2 Programme umgehendst Nachricht u. vor Allem: gib die beiden Daten – Orchester- u. Kammermusikkonzert! Ich hab’ eine sehr starke Erkältung mit Fieber, sollte eigentlich ins Bett – aber wann hab’ ich Zeit zum Ruhen? Bitte, sag den Herrn Geheimräthen, daß ich seit 8 Wochen jeden Abend bis nachts 2 Uhr an dem Psalm arbeite! Es ist eine wahnsinnige Arbeit! Du kannst das den Herrn Geheimräthen nicht oft genug unter die Nase reiben!

Du wirst nun in Glück schwimmen, daß Deine Frau mit op 1 wieder zu Hause ist! Ich bin Strohwitwer mit schweren, schweren Sorgen; denn die Lunge meiner Frau ist tuberkulös angegriffen und außerdem sind ihre Nerven in einem fürchterlichen Zustand! Gelegentlich darüber mündlich!

Nun muß ich schließen – u. weiterarbeiten! Ruhe, Ruhe kriege ich armer Teufel erst dann, wenn ich begraben werde! Nun sende ich Dir 1000 Grüße für Dich, Frau und Kind u. bitte Dich, mir diesen Brief genauestens zu beantworten! Bitte, schreibe mir genau, wann – an welchem Tage Du zum Bachfeste kommst! Ich würde Dich selbstredend einladen – auch bei mir zu wohnen – aber das kann ich leider nicht mehr, da Marteau bei mir wohnt! Stets Dein

Max Reger.

Bitte um umgehendste Nachricht auf diesen Brief!


1
Weihegesang WoO V/6.
Object reference

Max Reger to Fritz Stein, Leipzig, 9th May 1908, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01008735.html, last check: 22nd November 2024.

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