München, 15th October 1902

Max Reger to Franz Xaver Haberl, Musica sacra

Object type
Letter
Date
15th October 1902 (source)
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München
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privately owned

Senders
  • Max Reger

Incipit
Ew. Hochwürden!
Die letzte No. der sehr geschätzten Musica sacra (No. 10) enthält […]

Regesta
echauffiert sich über Kritik zu seinen Monologen op. 63 in der Musica sacra (»beweist mir, daß der Herr die letzten 200 Jahre unserer musikalischen Entwicklung verschlafen hat«) • Monolge sind nicht für Liturgie, sondern für Konzertsaal vorgesehen • Haberl soll den Kritiker entlassen [in Wahrheit hat Haberl den Artikel selbst geschrieben; siehe Brief an Elsa Reger vom 17. 10.]
Remarks

Haberl (1840–1910) war zur dieser Zeit Generalpräses des Cäcilien-Vereins

Referenced works

Publications

Jürgen Libbert, Ein unbekannter Brief von Max Reger an Franz Xaver Haberl, in Die Oberpfalz. Monatsschrift für Geschichte, Schrifttum, Volks- und Heimatkunde, 104. Jg., Heft 1 (Januar/Februar 2016), S. 15–24 (mit Abbildung des kompletten Faksimiles)

1.

München, Wörthstraße 35 I.
15. Okt. 1902
.

Ew. Hochwürden!

Die letzte No. der sehr geschätzten Musica sacra (No 10) enthält Seite 110 [recte: 111] ein Referat über mein Opus 63.
Mir ist der Herr Verfasser dieser Kritik gänzlich unbekannt – ich muß Ihnen aber gestehen, daß mich seit langer Zeit nichts mehr so amüsiert hat als diese sich durch eine seltene Oberflächlichkeit auszeichnende Kritik! Wer meine Werke nur ein bißchen kennt, kann sich denken, daß derartige so allgemein gehaltene Kritiken an mir abprallen, vollständig ihren Zweck verfehlt haben.
Nun ist diese Kritik für mich nicht nur Grund zur Heiterkeit sondern leider zur Trauer, dadurch wieder einen Beweis erhalten zu haben, daß in keiner Kunst so voreilig geurtheilt wird als in der Musik! Die Art und Weise, wie der Herr Referent den Artikel „Über das Häßliche in der Musik“ aus Mus. Wochenblatt in sein Referat hereingezogen hat, beweist mir, daß der Herr die letzten 200 Jahre unserer musikalischen Entwicklung verschlafen hat!
Auch hätte der Herr Referent sofort sehen müssen, daß ich meine Monologe nicht zum gottesdienstlichen Gebrauche, sondern für die Konzertorgel bestimmt habe, obwohl sich einige No auch beim Gottesdienste verwenden lassen.
Ew. Hochwürden kennen gewiß mein so großes Interesse an der gedeihlichen Fortentwicklung der katholischen Kirchenmusik, u. deshalb werden Sie es wohl richtig verstehen, wenn ich mir als ernstdenkender u. ernststrebender Musiker gestatte, Ihnen zu raten, den Herren von einer weiteren Mitarbeiterschaft an Musica sacra zu entbinden; so viel was ich von Musik überhaupt verstehe, kann ich mir nicht denken, daß die Referate dieses Herrn von günstigem Einfluß sind.
Ich bin fest davon überzeugt, daß ich mich in Ihrer bewährten Vorurtheilsfreiheit und Ihrer bekannten Noblesse nicht täusche u. Sie meinen Brief so verstehen, als er gemeint ist – als wirklich so gut gemeinter Rat eines Musikers, dem die Entwicklung der katholischen Kirchenmusik sehr am Herzen liegt.
Zum Schlusse die Versicherung, daß ich mich über die Besprechung nicht alteriert habe u. ich nur sehr bedaure, daß Sie meine Monologe nicht besprochen haben.
Genehmigen Sie den Ausdruck
der vorzüglichsten Hochachtung
Ihrem ergebensten
Max Reger

Ihnen brauche ich wohl auch kaum mittheilen zu müssen, daß der Herr mit seinem Urtheil über mein op 63 ganz allein steht. Alle anderen Zeitungen haben ganz anders darüber geschrieben.

Object reference

Max Reger to Franz Xaver Haberl, Musica sacra, München, 15th October 1902, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01014052.html, last check: 25th November 2024.

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