Gebrüder Hug & Co.

Correspondence

Classification
Music Publisher
Settlement
Zürich/Leipzig

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1.

1.1.

1.1.1. Zürich

Die Firma Hug hat ihre Anfänge in der 1791 in Zürich begonnenen Musikalienhandlung Hans Georg Nägelis, die 1807 an die Brüder Jakob Christoph (1776–1855) und Caspar Hug überging und ab 1818 den Namen Gebrüder Hug führte. Auf Jakob Christoph Hug jun. (1801–1852) und dessen Frau Susanna folgte 1862 Emil Hug (1842–1909). In seine Zeit fallen die Ausweitung des Instrumentengeschäfts um eigene Reparaturwerkstätten, die Gründung etlicher Filialen (St. Gallen und Basel 1865, Luzern und Straßburg 1871, Konstanz 1880, Leipzig 1885, Winterthur 1892, Neuchâtel und Lörrach 1907) und die Übernahme des Berner Sängerblatts als Schweizerische Musikzeitung und Sängerblatt (1876) sowie weiterer Musikzeitungen. 1893 traten die Brüder Arnold (1866–1905) und Adolf Hug (1867–1943) als Teilhaber dem nun als Gebrüder Hug & Co. auftretenden Familienunternehmen bei; seit 1905 lautet der Firmenname schlicht Hug & Co.

1.1.2. Leipzig

Von großer Bedeutung für das Verlagsgeschäft von Hug & Co. war die Gründung der Leipziger Tochterfirma durch Karl Peiser (1856–1903). Hug & Co. Leipzig expandierte “aus kleinen Anfängen” 1 über die Jahre in fast “alle musikalischen Bereiche bis hin zur leichten Muse” 2, profilierte sich aber nicht zuletzt als einer der führenden deutschen Chorverlage. Eine enge Verbindung bestand zum Verlag C.F. Peters: Peiser fungierte auch als Kurator der Musikbibliothek Peters und als Berater Max Abrahams sowie später Henri Hinrichsens, der seinerseits seine Lehre bei Hug & Co. in der Schweiz gemacht hatte.
Nach Peisers Tod übernahm 1903 Arnold Hug die Geschäftsleitung, ihm folgte 1905 Alexander Bartusch. Im Dezember 1943 verbrannte das gesamte Leipziger Verlagssortiment; 1951 wurde die bis dahin noch bestehende Filiale unter »kommissarische Verwaltung« gestellt.

Karl Peiser (1856–1903), Geschäftsführer von Hug & Co. Leipzig. – Abgebildet in  23. Jg. (1902/03), Nr. 23 (1. Mai 1903), S. 581.
Karl Peiser (1856–1903), Geschäftsführer von Hug & Co. Leipzig. – Abgebildet in Zeitschrift für Instrumentenbau 23. Jg. (1902/03), Nr. 23 (1. Mai 1903), S. 581.

1.2.

1867 gründete Hermann Oppenheimer (1831–1900) eine Musikalienhandlung in Hameln; ab 1900 führte sein Sohn Wilhelm (1863–1937) die Firma fort. Angeschlossen an das Ladengeschäft war ein eigenes kleines Verlagssortiment zunächst mit Haus- und Vokalmusik einfacher Art. Nach und nach verlagerte sich der Schwerpunkt des Verlagsprogramms auf kirchliche Gebrauchsmusik; so erschienen bei Oppenheimer Originalwerke, Bearbeitungen oder Ausgaben alter Musik von Carl Reinecke, Robert Radecke, Albert Becker, Gustav Schreck und Karl Hoyer.

1906 übernahm der Verlag Regers zuvor in der Musikwelt erschienenes Weihnachtslied »Ehre sei Gott in der Höhe« WoO VII/37. Wohl 1915 trat Wilhelm Oppenheimer direkt mit Reger in Verbindung und erbat zunächst zwei Orgelstücke, die den Auftakt zu den in drei Tranchen entstandenen sieben Orgelstücken op. 145 bildeten (vgl. dort Entstehung und Herausgabe) – sie stellen in der Verlagsgeschichte zweifellos einen Höhepunkt dar.3

Bis zu Beginn der 1930er-Jahre florierte die Firma Oppenheimer, ab dem Beginn der nationalsozialistischen Boykottmaßnahmen 1933 verlor das Ladengeschäft sukzessive an Umsatz. Im November 1935 sahen sich die Geschwister Wilhelm und Ida Oppenheimer gezwungen, an Fritz Oltersdorf zu verkaufen; mit Kriegsausbruch kam der Betrieb endgültig zum Erliegen.
Wilhelm Oppenheimer starb gnädig 1937, seine Schwester Ida kam im April 1943 in Theresienstadt ums Leben.


1
J.H.Z., Karl Peiser †, in Zeitschrift für Instrumentenbau 23. Jg. (1902/03), Nr. 23 (1. Mai 1903), S. 581.
2
Thomas Meyer, Hug Musikverlage 1907–2007, Zürich 2007, S. 16.
3
Noch 1968 ist in einem Wilhelm Oppenheimer gewidmeten Zeitungsartikel zu lesen, dieser habe mit besonderer Freude darauf hingewiesen, »daß es ihm gelungen war, auch Werke von Max Reger zu erwerben« (Ernst Meyer-Hermann, Ein Hamelner Musikverleger. Wilhelm Oppenheimer und seine Musikalienhandlung. Er gab Max Regers letztes Werk heraus, in Deister- und Weserzeitung, Beilage Nr. 46, 16. November 1968).
Der an gleicher Stelle dem Jahrzehnte zuvor verstorbenen Oppenheimer in den Mund gelegte Bericht weist gleichwohl offenkundige Überlieferungsfehler auf: »Ich hatte einfach bei Reger angefragt, ob er mir nicht etwa Geeignetes überlassen wolle, bekam aber längere Zeit überhaupt keine Antwort, bis ich dann 1915 plötzlich das Manuskript von sieben Orgelstücken erhielt. Ich musste gleich bezahlen, 3000 Mark, und das war damals noch viel Geld. Ich sah meinen Geldschrank an und dachte daran, daß wohl die wenigsten Organisten, die ich als Kunden hatte, die Stücke von Reger spielen würden. Aber ich war mir auch klar darüber, daß sich mir nie wieder die Gelegenheit bieten würde, Regers Namen in meinen Katalog zu bekommen. Ich behielt also die Stücke und zahlte.«

1. Reger-Bezug

Im Frühjahr 1900 erhielt Reger von Hug & Co. Leipzig den Auftrag, “eine kleine Sammlung von Madrigalen für Männerchor” 1 sowie weitere Madrigale für gemischten Chor zu bearbeiten. Ein Jahr später vermittelte Karl Peiser dann Regers Zusammenarbeit mit C.F. Peters (vgl. Opus 59, Entstehung). 1902 waren mit Hug & Co. ebenfalls eine Sammlung von Orgelstücken sowie außerdem eine Pedalschule für Orgel verabredet (vgl. Opus 69, Entstehung), doch unterbrach Reger im Januar 1903 die Verlagsbeziehung durch überzogene Honorarforderungen absichtlich, um die Hug & Co. versprochenen Werke seinem neuen Hauptverleger Lauterbach & Kuhn geben zu können (vgl. Opus 69, Herausgabe).


1
Brief vom 16. April 1900 an Alexander Wilhelm Gottschalg. (Laut Adalbert Lindner sorgte »die Firma selbst für die nötigen Unterlagen«, aus denen Reger »die schönsten und wertvollsten zur Bearbeitung auswählte«, Lindner 1922, S. 178.)
Object reference

Gebrüder Hug & Co., in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_inst_00160.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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