Henri Hinrichsen

Correspondence

Gender
male
Profession
publisher owner
Birth
5th February 1868
Death
17th September 1942
MRI-Identifier
mri_pers_00420

Name
Henri Hinrichsen
Used Name
Henri Hinrichsen

References to Reger
    Correspondence
References to others
  • C.F. Peters Ltd & Co. KG

1.

1.1.

Henri Hinrichsen kam am 5. Februar 1868 in Hamburg als Sohn des Fabrikanten Robert Hinrichsen und dessen Frau Betty, geb. Abraham, zur Welt. Nach kurzer Lehrzeit in der väterlichen Korsettfabrik eröffnete sich dem 19-Jährigen die Möglichkeit, in das Geschäft seines Onkels Max Abraham, den Leipziger Musikverlag C.F. Peters, einzutreten. 1887 kam Hinrichsen nach Leipzig, um nach einem kurzen Aufenthalt seine Ausbildung in der Baseler Musikalienhandlung von Hug & Co aufzunehmen. Es folgten Aufenthalte in Brüssel und London, bevor ihn Abraham zurück nach Leipzig holte. Am 15. Mai 1891 trat Hinrichsen offiziell seinen Dienst als Prokurist im Verlag C.F. Peters an, am 1. Januar 1894 wurde er von Max Abraham zum Teilhaber berufen, nach dessen Tod im Jahr 1900 er Alleineigentümer des Verlags war.

Im Verlagshaus von C.F. Peters, Februar 1907: Paul Ollendorff, Edvard und Nina Grieg, Martha und Henri Hinrichsen. – Abgebildet in , S. 198.
Im Verlagshaus von C.F. Peters, Februar 1907: Paul Ollendorff, Edvard und Nina Grieg, Martha und Henri Hinrichsen. – Abgebildet in Peters-Briefe, S. 198.

Henri Hinrichsens gesellschaftliches und soziales Engagement war prägend für das kulturelle Leben in Leipzig. Zu seinen bedeutendsten Stiftungen gehörten 1911 die Errichtung der ersten deutschen Hochschule für Frauen, der Henriette-Goldschmidt-Schule, auf dem Verlagsgrundstück sowie 1926 der Erwerb der Heyerschen Musikinstrumentensammlung für die Musikwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig. Durch Geldspenden sicherte er auch den Erhalt der Musikbibliothek Peters, deren Kapital nach der Inflation entwertet war. Außerdem führte Hinrichsen Abrahams ehrenamtliche Mitgliedschaft im Armen-Unterstützungsverein Leipzig fort. Für seine Verdienste wurde er am 29. Mai 1929 zum Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt.

Innerhalb von nur drei Jahren verpflichtete Hinrichsen drei der sieben Kinder, die aus seiner 1898 geschlossenen Ehe mit Martha Bendix hervorgingen, für den Verlag. Max (1901–1965) wurde 1931 Teilhaber von C.F. Peters, Walter (1907–1969) im selben Jahr Mitarbeiter im Verlag, zwei Jahre später folgte Hans-Joachim (1909–1940).

Familie Hinrichsen, Fotografie von 1919 (v.l.n.r.: Henri, Ilse, Hans-Joachim, Martha mit Robert auf dem Schoß, Paul, Max, Charlotte und Walter Hinrichsen). – Abgebildet in , S. 21.
Familie Hinrichsen, Fotografie von 1919 (v.l.n.r.: Henri, Ilse, Hans-Joachim, Martha mit Robert auf dem Schoß, Paul, Max, Charlotte und Walter Hinrichsen). – Abgebildet in Peters-Briefe, S. 21.

Ab 1933 sah sich die Familie Hinrichsen aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zunehmenden Einschränkungen und Verfolgung ausgesetzt. Die Söhne Walter und Max verließen Deutschland bereits 1936 bzw. 1937; sie führten ihre Tätigkeit als Musikverleger in den USA bzw. in England fort. Wohl aus Pflichtgefühl der Stadt Leipzig und dem Verlag gegenüber blieb Henri Hinrichsen mit den übrigen Familienmitgliedern in Deutschland. Am 15. November 1938 erhielten er und sein Sohn Hans-Joachim Berufsverbot und wurden aus der Reichskulturkammer und der Reichsmusikkammer ausgeschlossen; im Zuge der »Arisierung« wurde der Verlag noch im selben Jahr enteignet. Am 28. Januar 1940 flüchtete Henri Hinrichsen mit seiner Frau nach Brüssel, in der Hoffnung, nach kurzer Zeit in die USA ausreisen zu können. Eine Ausreiseerlaubnis wurde ihnen jedoch verweigert. Martha Hinrichsen starb 1941 in Brüssel an ihrer Zuckerkrankheit, da ihr als Jüdin die notwendigen Arzneimittel nicht gewährt wurden. Henri Hinrichsen wurde am 17. September 1942 in Auschwitz ermordet. Neben ihm fielen 13 weitere Familienmitglieder der Schoah zum Opfer.

1. Reger-Bezug

Regers erste Kontaktaufnahme mit dem Verlag C.F. Peters im Jahr 1898 war fruchtlos geblieben. Drei Jahre später suchte Henri Hinrichsen seinerseits die Verbindung zu Reger (siehe Opus 59, Entstehung). In den folgenden Jahren beschränkte sich das Verhältnis zwischen Reger und Hinrichsen, der den Komponisten immerhin mit den branchenüblichen Klagen über die Unverkäuflichkeit seiner Werke verschonte, vorerst hauptsächlich auf Geschäftliches.

Die Geburtsstunde der engen Freundschaft zwischen Reger und Hinrichsen ist wohl im Dezember 1906 zu finden. Um Reger die Freiheit zu verschaffen, sich in Ruhe größeren Kompositionen zu widmen, bot ihm Hinrichsen in einem Brief vom 18. Dezember großzügige Unterstützung an: “Wenn Sie […] sich verpflichten können, vom 1. April 1907–31. März 1908 keine oder höchstens zehn Konzerte zu geben, resp. nicht mehr als zehn mal öffentlich aufzutreten, so wäre ich bereit, um Sie für alle Fälle schadlos zu halten, Ihnen einen Betrag von zehntausend Mark anzuweisen.” 1 Dieses Angebot bestand für Reger ohne Verpflichtungen gegenüber dem Verlag.2 Aufgrund dieser Großtat sowohl Hinrichsen als auch dem Verlag gleichwohl ideell verbunden, bot Reger C.F. Peters im April 1907 sein Violinkonzert A-dur op. 101 an, das im folgenden Jahr erschien. Der Veröffentlichung dieses »Herzblutwerks«3 folgten bis 1915 noch weitere neun Hauptwerke Regers.

Reger war in seiner Leipziger Zeit regelmäßiger Gast im Hause Hinrichsen. Auch nachdem er 1911 nach Meiningen weitergezogen war, besuchte er den Verleger regelmäßig zu Hause – zuletzt am 10. Mai 1916, am Vorabend seines Todes.


1
Peters-Briefe, S. 135.
2
Vgl. Elsa von Zschinsky-Troxler, Geschichte des Verlagshauses C.F. Peters von ihren Anfängen am 1. Dezember 1800 bis zum heutigen Tage 1. April 1933, Leipzig 1933, Typoskript im Verlagsarchiv C.F. Peters Leipzig, S. 40.
3
Von seinen mit »Herzblut« geschriebenen Werken sprechen Hinrichsen und Reger erstmals in Briefen vom 6. und 7. September 1907, in Peters-Briefe, S. 194f.
Object reference

Henri Hinrichsen, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00420.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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