E.F. Walcker
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1.
1.1.
1821 hatte Eberhard Friedrich Walcker (1794–1872) den kleinen väterlichen Betrieb von Cannstatt nach Ludwigsburg überführt. Durch die für das 19. Jahrhundert wegweisende, 1833 fertiggestellte Orgel der Frankfurter Paulskirche gelangte er zu erheblichem Ansehen und beeinflusste in der Folge die Geschichte des Orgelbaus entscheidend. Marksteine von Walckers Tätigkeit waren die Einführung der Kegellade und die Durchsetzung des Jalousieschwellers in Deutschland. Walcker gelang der Bau des ersten offenen 32'-Registers, das einschließlich der tiefen Töne klanglich befriedigend ausfiel. Parallel zu diesen Neuerungen entwickelte sich seine Firma zu einem modernen Unternehmen, in dem bis zu 35 Mitarbeiter beschäftigt waren: E.F. Walcker nutzte früh die Möglichkeiten der Maschinenarbeit, richtete arbeitsteilige Werkräume und bereits 1834 einen Montagesaal ein; vorausschauende sozialpolitische Maßnahmen runden das Bild ab.
Zahlreiche junge Orgelbauer bewarben sich um einen Ausbildungsplatz in seinem Betrieb und verfolgten ihrerseits den von Walcker geprägten Orgelstil weiter. Dazu gehören Friedrich Haas (Luzern), Johann Nepomuk Kuhn (Männedorf), Martin Andreas Laukhuff (Weikersheim), Gebr. Link (Giengen), Jürgen Andreas Marcussen (Apenrade), Friedrich Hermann Lütkemüller (Wittstock), Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder), Georg Friedrich Steinmeyer (Oettingen), Johannes Strebel (Nürnberg) und Carl Gottlieb Weigle (Stuttgart) (vgl. Orgeln).
1842 trat Heinrich Spaich (1810–1908) als Teilhaber in die Firma ein, 1854 folgten Walckers Söhne Heinrich (1828–1903) und Friedrich (1829–1895) und sukzessive auch die jüngeren Söhne Karl (1845–1908), Paul (1846–1928) und Eberhard (1859–1926). 1871 zog sich Eberhard Friedrich Walcker aus gesundheitlichen Gründen aus dem Betrieb zurück; bis zum Ende dieses Jahres haben laut Opuszählung 266 Orgeln die Ludwigsburger Werkstätten verlassen.
Nach Eberhard Friedrich Walckers Tod führten seine Söhne die Firma; die Geschäftsführung übernahm Karl Walcker, als Werkleiter fungierte Paul Walcker. Um 1890 verließ Letzterer aus persönlichen Gründen – die in einem ersten Anlauf missglückte Einführung einer pneumatischen Traktur hatte zu einem Zerwürfnis der Brüder geführt – den Familienbetrieb und wechselte in die Orgelbaufirma Wilhelm Sauers in Frankfurt (Oder), die er später auch übernahm. Friedrich Walckers Sohn Oscar (1869–1948) wurde an seiner Stelle Werkleiter, um 1900 erhielt er überdies Prokura. Die Arbeitsteilung seiner Onkel schilderte er aus der Rückschau folgendermaßen: “Heinrich stand still und munter an der Intonierlade und intonierte seine Pfeifen, trank seinen Früh- und Abendschoppen und war froh, wenn er mit sonstigen Geschäftssorgen in Ruhe gelassen wurde. Eberhard intonierte Zungenregister, bastelte nebenbei allerlei Sachen und Sächelchen. Karl war die Seele des Hauses, fleißig und unermüdlich hatte er immer das Interesse des Geschäfts im Auge.” 1
1905 entstand die Orgel des Münchner Odeons, bei deren Planung Oscar Walcker mit Reger zusammentraf. 1916 erwarb Oscar Walcker die Firma W. Sauer, die in wirtschaftliche Schieflage geraten war, und übergab deren Leitung seinem langjährigen Mitarbeiter Karl Ruther.
Ab 1948 führte Werner Walcker-Mayer (1923–2000) die Firma. 1956 erfolgte die Gründung einer Zweigstelle in Niederösterreich, die sich zu einer selbstständigen Schwesterfirma entwickelte; 1990 wurde das in der DDR verstaatlichte Tochterunternehmen Sauer reprivatisiert. Der Hauptsitz der Firma wechselte 1974 von Ludwigsburg nach Murrhardt und 1987 nach Hanweiler, wo zuvor bereits Unternehmensteile angesiedelt waren. 1999 stellte E.F. Walcker GmbH & Co. die Tätigkeit ein.
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E.F. Walcker, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_inst_00175.html, last check: 22nd November 2024.
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