Wilhelm Sauer
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Wilhelm Sauer wurde am 23. März 1831 als fünftes Kind des Schmieds und Orgelbauers Ernst Sauer (1799–1873) in Schönbeck bei Friedland/Mecklenburg geboren. In Friedland besuchte er das Gymnasium und lernte beim Vater den Orgelbau. Nach dem Abitur studierte Sauer zwei Semester an der Berliner Bauakademie, ging aber 1848 zunächst zurück in den väterlichen Betrieb, bevor er sich auf Wanderschaft begab.
Wohl in den Jahren 1852–53 hielt sich Sauer in Paris auf, wo er von dem Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll wichtige Anregungen erhielt (etwa die überblasende Flûte harmonique und die schwebende Voix céleste, außerdem das klangliche Volumen und die durch großdimensionierte Magazinbälge abgesicherte Windversorgung). Bei Eberhard Friedrich Walcker in Ludwigsburg machte er sich mit der Technik der Kegellade vertraut, die er fortan verwendete. Ein kurzer Englandaufenthalt machte ihn auf frei stehende Prospekte aufmerksam, die er später selbst auch baute.
Ab Februar 1856 lebte Sauer in Frankfurt (Oder), das mit seinen Messen ein wichtiger Umschlagplatz für Materialien war, die für den Orgelbau benötigt werden – beispielsweise Schafleder, Tuche und Filze oder Holz. Durch die seit Kurzem hier die Oder querende Ostbahn war Frankfurt zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt geworden. Sauer fand also optimale Voraussetzungen für den Standort einer Orgelbauwerkstatt vor und eröffnete seine eigene am 7. Oktober 1857. Das Geschäft blühte schnell auf (ab 1860 bestand bereits eine Filiale in Königsberg); 1866 konnten neue, moderne Werkstätten mit Dampfbetrieb und einem großen Orgelsaal bezogen werden. Am 8. Mai 1884 wurde Wilhelm Sauer zum Königlich Preußischen Hoforgelbaumeister ernannt.
Wohl Anfang der 1890er-Jahre wurde Paul Walcker (1846–1928) der neue »zweite Mann« bei Sauer, nachdem er sich zuvor von der Firma seiner Brüder (E.F. Walcker & Cie.) in Ludwigsburg getrennt hatte; Vermittler zwischen Ludwigsburg und Frankfurt war Alexander Wilhelm Gottschalg. Walcker entwickelte für Sauer ein leistungs- und konkurrenzfähiges pneumatisches Traktursystem. Im Oktober 1910 übernahm er von Sauer, der in den Ruhestand ging, die Firma (von Walcker stammt u.a. die Orgel der Breslauer Jahrhunderthalle).
Wilhelm Sauer baute mit seinen Mitarbeitern über 1000 Orgeln. Seine größten und bekanntesten Orgeln befinden sich unter anderem im Berliner Dom (1903; 4 Manuale, 113 Register), in der Leipziger Thomaskirche (1888/1908; 3 Manuale, 88 Register) und in der Stadthalle Görlitz (1910; 4 Manuale, 72 Register).
Wilhelm Sauer starb am 9. April 1916 in Frankfurt (Oder).
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Wilhelm Sauer, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_01022.html, last check: 22nd November 2024.
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