München, 22nd October 1902

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn

Object type
Business Paper
Date
22nd October 1902 (source)
Sent location
München
Source location
privately owned

Senders
  • Max Reger
Recipients
Lauterbach & Kuhn
Leipzig

Incipit
Meine sehr verehrten Herren!
In Beantwortung Ihres freundl. Briefes muß ich Ihnen […]

Regesta
Kann Romanze für Violine und Klavier [WoO II/10] nicht an den E. geben, da nicht mehr im Besitz, außerdem Gelegenheitsstücke schlimmster Sorte und des Verlages unwürdig • möchte aber op. 67 anbieten: »Die Choralvorspiele sind technisch nicht schwierig, seit Bach ist keine derartige Sammlung mehr veröffentlicht worden.« • sendet das Manuskript der Fünfzig [später 52] leicht ausführbaren Vorspiele op. 67 Choralvorspiele mit eingeschriebenen Geschäftspapier • weist darauf hin, dass er fast in allen Musikzeitschriften als bedeutendster Orgelkomponist der »Jetztzeit« bezeichnet wird • Honorarangelegenheiten • fragt an, ob der E. die Bachkantate [Bach-H1] erhalten hat • kündigt 17 Lieder an [op. 70], die im November/Dezember geschrieben werden sollen
Remarks

gelocht

Referenced works

Publications

Musik und Liturgie 141. Jg. (2016), 3. Heft (Mai), S. 17 (mit Faksimile einer Seite)

Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 1 [1902–05], hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1993 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 12), S. 38f.

1.

München, Wörthstr. 35 I
22. Okt. 1902.

Meine sehr verehrten Herrn!
In Beantwortung Ihres freundl. Briefes muß ich Ihnen mitteilen, daß ich Ihnen die Romanze für Violine und Klavier [WoO II/10] nicht geben kann, da selbe nicht mehr mein Eigentum ist, u. selbst, wenn sie mein Eigentum wäre, würde ich sie Ihnen nicht geben, da selbe Ihres Verlages unwürdig ist! Es ist so ein Gelegenheitsstück schlimmster Sorte – für mich! Verstehen Sie mich recht! Dagegen bin ich in der angenehmen Lage, Ihnen mit diesem Briefe per eingeschriebenem Geschäftspapier meine 50 Choralvorspiele für die Orgel op 67 senden zu können und Ihnen für den Verlag anzubieten! Die Choralvorspiele sind technisch alle nicht schwierig, sind die Melodien von einem 30 jährig amtierenden Organisten zusammengestellt u. kann ich wohl ohne jede Arroganz sagen, daß seit J.S. Bach keine derartige Sammlung mehr veröffentlicht wurde! Im Manuskript op 67 liegt Neue Zeitschrift für Musik u. bitte ich Sie, Seite 536 da nachzulesen. Es wird Sie wohl freuen, daß das Vorspiel „Jauchz Erd, und Himmel juble“, welches bisher mein Eigentum war, mit in op 67 (Schluß des I. Heftes) steht.
Ich brauche Sie wohl nicht extra zu versichern, daß diese Choralvorspiele an Qualität meinen sämtlichen bisher veröffentlichten Orgelwerken mindestens gleichstehen, nur daß sie technisch leichter sind, wodurch sich deren Einführung viel leichter bewerkstelligt u. so kann ich Ihnen mit den Choralvorspielen etwas geben, das Ihnen ein lukratives Unternehmen garantiert, besonders, wenn Sie bedenken, daß ich fast in allen Fachmusikzeitschriften als der bedeutendste Orgelkomponist der Jetztzeit bezeichnet werde!
Was nun das Honorar betrifft, so erhalte ich bei Orgelsachen gewöhnlich 15–20 M pro Druckseite – würde also mein op 67, das 81 Druckseiten mindestens ergibt, so 1215 M Honorar ergeben. Um Ihnen einen Beweis zu geben, daß es mir nicht darum zu tun ist, mit meinen Werken lediglich Geld zu verdienen, runde ich selbst das Honorar nach unten auf 1000 M (Eintausend Mark) ab! Ich glaube, daß Sie mit dieser Formulierung des Honorars sicher einverstanden sind, um so mehr, als Sie doch das alleinige Verlagsrecht für alle Länder bis 30 Jahre nach meinem Tode erwerben. Ich bin sehr froh, daß ich Ihnen die Choralvorspiele geben kann, denn kein Verlag besitzt dann eine solche Sammlung von Choralvorspielen!

Die Bachcantate [RWV Bach-H1], die ich gestern an Sie absandte, werden Sie wohl erhalten haben! Obwohl ich in letzter Zeit wieder mehrere äußerst günstige Verlagsofferten erhalten habe, habe ich Ihnen nun doch die Choralvorspiele op 67 nebst den 17 Liedern [op. 70], die ich im November und Dezember ds. J. noch schreiben werde, reserviert. Es freut mich wirklich, daß Sie nun die Choralvorspiele erhalten.
Die Nr. der Neuen Zeitschrift für Musik, wo ich Sie bitte, Seite 536 zu lesen, (blau und schwarz angestrichen) bitte mir wieder zu retournieren!
Meine Adresse ist vom 26. Oktober ab: Wörthstraße 20 I und bitte ich Sie, mir das Honorar nach dem 25. Oktober nach Wörthstraße 20 zu senden.

Nun schönste Grüsse und die Versicherung der aufrichtigsten Freundschaft von Ihrem ergebensten
Max Reger.

Object reference

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, München, 22nd October 1902, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01005236.html, last check: 9th November 2024.

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