Schneewinkl-Lehn bei Berchtesgaden, 23rd September 1903

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn

Object type
Letter
Date
23rd September 1903 (source)
Sent location
Schneewinkl-Lehn bei Berchtesgaden
Source location
DE,
Berlin,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
Musikabteilung,
Mus.ep. Max Reger 164

Senders
  • Max Reger
Recipients
Lauterbach u. Dr Kuhn
Leipzig
Rossstrasse 18

Incipit
Meine sehr geehrten Herren!
Soeben Ihren frdl. Brief erhalten, beeile ich mich denselben […]

Regesta
verteidigt Honorarvorschlag für op. 71 [Gesang der Verklärten] und op. 72 [Violinsonate C-Dur] • sendet Korrekturen der [Italienischen] Serenade von Hugo Wolf [Wolf-H4] • bittet Besprechung seiner Korrekturvorschläge mit [Karl] Straube (»besonders die Nachschläge bei den Trillern«) • sendet Choralkantate »Vom Himmel hoch, da komm ich her« [WoO V/4 Nr. 1] • von Friedrich Spitta angeregt • soll in Monatschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst, jedoch als Eigentum des E. erscheinen • bemühte sich um »volkstümliche[...] Verständlichkeit • Daher auch Stille Nacht integriert • drängt auf 2 Korrekturabzüge bis 3. Oktober (davon einer für Monatschrift) • gibt Anweisungen, welche Teile in welchem Layout gestochen werden müssen • sendet Orgellied »Wohl denen« [WoO VII/36] • Honorar [für WoO V/4 Nr. 1 und WoO VII/36] insgesamt 120 Mark • gibt Anweisungen für Stecherei auch für op. 72 • schlägt Vierhändig Bearbeitung der [Italienischen] Serenade von [Hugo Wolf] vor [später: Wolf-B5]
Remarks

Publications

Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 1 [1902–05], hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1993 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 12), S. 207–210

1.

Schneewinkl-Lehn bei Berchtesgaden
23. Sept. 1903.

Meine sehr geehrten Herrn!

Soeben Ihren frdl. Brief erhalten, beeile ich mich denselben zu beantworten. Wegen der Honorarfrage: so wissen Sie, daß ich Sie noch nie überfordert habe u. dies auch nie thun werde! In Anbetracht dieser Thatsache wird Ihnen dann, wenn Sie die Qualität meiner opera 71 u. 72 bedenken, ein Honorar von 1400 M für op 71 u. von 600 M für op 72 als nicht hoch, sondern bescheiden erscheinen, besonders nachdem Sie selbst mir ein Honorar von 20 M pro Seite angeboten haben u. Sie selbst zu mir sagten, daß Sie selbst wohl sehr wohl wissen u. daß Sie selbst der Ansicht sind, daß ich sehr bescheiden in meinen Honorarangelegenheiten bin!

Anbei übersende ich Ihnen 1.) (alles eingeschrieben in kl. Rolle) die Korrekturen der „Serenade“ [RWV Wolf-H4]; es fehlt nicht viel, also neuer Abzug nicht nötig! Doch bitte ich Sie sehr dringend, mit Herrn Straube alle die Korrekturen u. Änderungsvorschläge besonders die Nachschläge bei den Trillern gründlichst zu besprechen, ehe Sie die Korrekturen endgültig in Stich geben!

Es ist selbstredend, daß ich nach Kräften für Hugo Wolf-Chöre in meiner Bearbeitung thätig bin u. kann ich da manchen Verein dafür kriegen!

Ferner übersende ich Ihnen anbei in der Rolle: „vom Himmel hoch da komm ich her!“ [WoO V/4 Nr. 1] Es ist das die auf Anregung Prof Spitta’s entstandene Bearbeitung, welche wie Sie wissen als Ihr Verlagseigenthum in der „Monatsschrift für Gottesdienst u. kirchliche Kunst“ erscheinen sollte als Beilage in der November No a.c., damit recht viele Kirchenchöre die Sache aufführen können, d.h. unter käuflicher Erwerbung der Noten von Ihnen! Die Besetzung (2 Violinen, Solostimmen, Gemeindegesang) ist ganz auf den Rath Prof. Spitta’s hin!

Größtmöglichste Einfachheit bei doch reizvollster Abwechslung der einzelnen Verse war das Ideal dieser Bearbeitung u. ich glaube, daß es mir ganz gut gelungen ist, diesem Ideal bei größtmöglichster Leichtigkeit der technischen Anforderungen u. volkstümlicher Verständlichkeit (daher auch das „Hineinweben“ des Volksliedes „Stille Nacht, heilige Nacht!“) nahe zu kommen! Die Hauptsache ist, daß diese Bearbeitung baldigst in 2 Korrekturabzügen bei mir ist; ein Korrekturabzug geht dann (durchgesehen) an die Druckerei der „Monatsschrift für Gottesdienst u. kirchliche Kunst“, damit die Bearbeitung unbedingt noch in der November No erscheinen kann! Den anderen Abzug erhalten dann Sie zurück! Aus dieser Sache wird sich jedenfalls ein feines, pekuniär gutes Unternehmen für Sie entwickeln.

Zu stechen ist nun folgendes: 1.) die Partitur, zugleich Orgelstimme u. zwar so: die Orgelstimme wie gewöhnlich, dagegen die darüberstehenden Solo- (Kinderstimmen!) u. 2 Violinstimmen klein, wodurch alles gut lesbar ist u. doch Raum gespart wird!

Zu stechen sind
2.) die 2 Violinstimmen, 3.) die Solosopran-, Solo-alt, Solo–Tenor u. Solobaß-stimme, 4) die Kinderstimmen – aber nicht einzeln, sondern gleich 3 stimmig oder einstimmig, wie eben die Kinderstimmen bei mir notiert sind u. 5.) die beiden Verse des Gemeindegesangs! All diese Stimmen verlangen äußerst geringen Raum, da alles so einfach als möglich ist! Geben Sie bitte die Sache umgehendst in Druck, damit ich sicher bis 3. Oktober die Korrekturen der Partitur (zugleich Orgelstimme – in der oben beschriebenen Art gestochen) u. der oben genau bezeichneten Stimmen erhalte! (Bitte die 2 Violinen nicht in 1 Stimme stechen!)

In der Bearbeitung liegt ein geistliches Lied „Wohl dem“ [WoO VII/36] für mittlere Stimme u. Orgel, was ich Ihnen hiermit ebenfalls übersende!

Als Honorar für die Bearbeitung des Chorals „Vom Himmel hoch da komm ich her“ [WoO V/4 Nr. 1] bitte mir 100 M u. für das geistliche Lied [WoO VII/36] 20 M – also zusammen 120 M zu meinen Gunsten schreiben zu wollen u. hoffe ich, daß Sie mit dieser bescheidenen Summe, wie auch mit den Honoraren von 1400 M für op 71 u. 600 M für op 72 einverstanden sein werden.

Wegen op 71 bitte ich Sie, in der Stecherei folgendes bemerken zu wollen 1.) alle Chorstimmen aus der Partitur (nicht aus Klavierauszug) stechen; 2) beim Stechen der Bläserstimmen (Holz- u. Blechbläser) unbedingt auf möglichst bequeme Umwendestellen sehen lassen zu wollen! Unbedingt nötig!

Also nach Freitag (25. Sept.) adressieren: München Wörthstr. 20

Am 30. Sept. ziehe ich um nach " Preysingstraße I b I
(Musikalisches Haus: 1b (b) vorgezeichnet!)

Nun allerschönste beste Grüße Ihnen beiden, meine sehr geehrten Herren, Frau Lauterbach, Herrn Oberamtsrichter Kunze, Herrn u. Frau Straube
Ihr getreulichst ergebenster
Max Reger.

Hat Herr Straube schon die Abzüge der Trioschule [RWV Bach-B8] nebst dem Artikel für die „Musik“ vollendet? Bitte drängeln Sie ihn sehr!

Anbei eine Karte, die Sie an der Post gegen eine neue umtauschen lassen können!

[mit roter Tinte:]
NB! Ein 4 händiger Klavierauszug von der reizenden Serenade [RWV Wolf-H4] wäre entschieden sehr zu empfehlen; derselbe würde allerleichtest spielbar! Was denken Sie darüber?

Object reference

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, Schneewinkl-Lehn bei Berchtesgaden, 23rd September 1903, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01005360.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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