Weiden, 29th December 1900

Max Reger to Arthur Seidl

Object type
Letter
Date
29th December 1900 (source)
Sent location
Weiden
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Only known from: Transcript, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. As. 2037 (Druck aus Hase-Koehler)


Senders
  • Max Reger
Recipients
Arthur
Seidl

Incipit
Sehr geehrter Herr Doktor!
Endlich langt mal die Zeit zu einem Briefe; Sie werden […]

Regesta
vermerkt scherzhaft die »„Rauhbeinigkeit“« in seinen Kompositionen • beklagt das Verschwinden einer Reinschrift aus einer Beilage der Monatszeitschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst [vermutlich WoO VI/16] • berichtet von der amüsanten Lektüre der Gedichte von Franz Evers und Christian Morgenstern, bei dem er vieles mit »komponierbarem Inhalt« erkennt • lobt den Don Quixote op. 35 von Richard Strauss, ist jedoch irritiert aufgrund des fehlenden »gemütvollen Inhalts« • betont, auf keinen Fall »reaktionär« genannt werden zu wollen
Remarks

Publications

Max Reger, Briefe eines deutschen Meisters. Ein Lebensbild, hrsg. von Else von Hase-Koehler, Leipzig 1928, S. 86

1.

Weiden, 29. 12. 1900.

Sehr geehrter Herr Doktor! Endlich langt mal die Zeit zu einem Briefe; Sie werden schon gedacht haben, ich wäre ein recht unhöflicher Mensch oder ein “Rauhbein”, wie man so poetisch am Rhein sagt! Die “Rauhbeinigkeit” habe ich aber nur in meinen Kompositionen! Als ich von München nach Hause kam, fand ich eine Mordsarbeit vor – und ich hatte noch ein persönliches Pech: eine acht Seiten starke Beilage für die Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst, welche ich schön säuberlich ins Reine geschrieben hatte, war auf einmal spurlos von meinem Schreibtisch verschwunden!1 Nun bestand mein Weihnachtsvergnügen darin, die Sache noch mal zu machen! Rosig war meine Stimmung da nicht gerade zu nennen!

Franz Evers ist ein famoser Lyriker; ich habe in seinen Fundamenten ganz wundervolle Sachen gefunden! Auch in Christian Morgenstern! Bei diesem sogar ein “neckisches”, die man sonst selten trifft, d.h. mit komponierbarem Inhalt resp. mit guter Pointe!

Letzthin habe ich eifrigst Richard Strauß “Don Quixote” Op. 35 studiert; es ist fabelhaft, was der Mann so schreibt, ich bin aber da ganz ihrer Ansicht betreff des wirklich gemütvollen Inhalts! Solchen fand ich nämlich wenig! allein, ich freue mich aufrichtig, daß wir ihn haben! Überhaupt möchte ich wissen, wer von mir das Märchen erdacht hat, daß ich reaktionär gesinnt sei! Dabei bin ich rot bis in die feinsten Nerven hin! Die Kritik hat sich ja mit meiner Sonate [Op. 41] recht gut abgefunden, zu meinem großen Erstaunen! Ich war eher auf anderes gefaßt!


1
Wohl Sechs drei- und fünfstimmige Lieder für Passion und Ostern WoO VI/16.
Object reference

Max Reger to Arthur Seidl, Weiden, 29th December 1900, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01012449.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.

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