Leipzig, 23rd November 1937
Hellmuth von Hase, Breitkopf & Härtel to Fritz Stein
Karlsruhe,
Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung,
Ep. Ms. 3397
Herrn
Professor Dr. Fritz S t e i n
Berlin-Charlottenburg
Schlosstr. 56
1.
[gedruckter Briefkopf:]
Dr. Hellmuth von Hase
Breitkopf & Härtel
Leipzig C 1, den 23. Nov. 1937.
Nürnberger Straße 36
Herrn
Professor Dr. Fritz Stein
Berlin-Charlottenburg
Schlosstr. 56
Sehr verehrter Herr Professor!
Verabredungsgemäss habe ich mit Herrn Professor Straube über die Frage einer Herausgabe des „Requiems“ [WoO V/9] und des „Vater unser“ [WoO VI/22] von Max Reger gesprochen. Herr Dr. Straube sprach sich aufs Entschiedenste gegen eine Veröffentlichung aus. Ich selbst bin natürlich nicht in der Lage, diesen seinen Standpunkt zu entkräften. Wenn Sie die Sache vorwärts treiben wollen, so wäre es wohl gut, wenn Sie nunmehr direkt an Straube schrieben oder noch besser mit ihm sprächen. Ein schwer widerlegbares Argument ist allerdings seine Versicherung, dass Reger selbst nicht viel von diesen beiden Werken gehalten habe und gegen eine Veröffentlichung gewesen sei. Ich darf also wohl das Weitere in dieser Sache zunächst in Ihre Hände legen.
Mit schönster Empfehlung und
Heil Hitler!
Ihr sehr ergebener
Hellmuth v. Hase
N.S.
Der vorliegende Brief war gerade geschrieben, als mich Dr. Straube nochmals anrief, um seine Ablehnung, die er mir in einem ganz kurzen Gespräch mitgeteilt hatte, näher zu begründen.
Er teilte mir mit, das „Vater unser“ [WoO VI/22] sei von Reger selbst als verfehltes Werk bezeichnet worden. Es sei zu gleichmässig im Ausdruck und die verwandten musikalischen Mittel genügten nicht, um dem Werk den beabsichtigten Inhalt zu geben.
Das „Requiem“ [WoO V/9] hält Dr. Straube nicht für bedeutend genug. Reger habe genau gewusst, warum er es nicht fertig machte. Er habe zu dem lateinischen Requiem-Text trotz allen Bemühens kein Verhältnis gewonnen. Die Werke seien ja auch nicht etwa unvollendet geblieben, weil der Tod Reger abberufen habe, sondern Reger habe bewusst die Arbeit an beiden Werken abgebrochen.
Nach dieser entschiedenen Stellungnahme Straube’s halte ich beinahe den Versuch für aussichtslos, ihn zu einer Erlaubnis für die Veröffentlichung umzustimmen. Gerade das kritische Verantwortungsgefühl ist bei ihm so ausserordentlich ausgeprägt, dass ich mich scheue, ihn – diesem Gefühl zuwider – zu der Veröffentlichung zu überreden.
Mit bester Empfehlung
D.O.
Object reference
Hellmuth von Hase, Breitkopf & Härtel to Fritz Stein, Leipzig, 23rd November 1937, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01013074.html, last check: 22nd November 2024.
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