Hans von Ohlendorff
Correspondence, Dedicatee, Performer
- Correspondence, Dedicatee, Performer
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1.
1.1.
Hans von Ohlendorff wurde am 25. August 1880 als zehntes (und letztes) Kind des Guano-Importeurs Heinrich von Ohlendorff und dessen Frau Elisabeth in dem Hamburger Stadtteil Hamm geboren. Mit Musik kam er frühzeitig in Berührung, zumal einige seiner Geschwister Instrumente spielten: “Mit 7 Jahren erhielt ich Klavierunterricht, mit 14 Jahren bestieg ich die Orgelbank in der großen St. Michaelis Kirche”.1 Zur Konfirmation bekam er “eine Orgel der Firma E.F. Walcker & Cie. […] mit 551 Pfeifen geschenkt”.2 Unterricht erhielt er an der Hamburger Hauptkirche St. Petri bei Paul Meder und (wohl ab 1910) bei dessen Nachfolger Gustav Knak,3 beides Organisten, die auch Reger-Werke aufführten. Zugleich widmete er sich der Kunstfotografie und veröffentlichte 1900 als Privatdruck die Erzählung Das Testament. Nach seinem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger veröffentlichte er 1902 das Fachbuch Die Behandlung des Pferdes: Ein Lehr- und Nachschlagebuch für Fuhrwerksbesitzer, Kutscher und Stallburschen, das mehrere Auflagen erfuhr. 1903 trat Hans von Ohlendorff in die väterliche Handelsgesellschaft ein, die er nach dem Tod des Vaters (und der Mutter) 1928 weiterführte. Zudem gründete er nun eine eigene Baugesellschaft, der er bis 1963 vorstand.
Hans von Ohlendorff, der eine ausgeprägte soziale Ader besaß, richtete gleich zu Beginn des I. Weltkriegs gemeinsam mit seinem Vater ein Lazarett ein. 1915 wurde er Mitglied der Hamburgischen Patriotischen Gesellschaft von 1765, 1919 trat er zudem der Johannisloge »Zum Pelikan« bei. Als im »Dritten Reich« die Freimaurer unter Beschuss gerieten, löste sich die Loge 1935 »freiwillig« auf, wurde jedoch 1946 neu belebt. Ohlendorff blieb bis zu seinem Tod Mitglied und bekleidete mehrere wichtige Ämter (Logenmeister, Tempelmeister, Abgeordneter Provinzialmeister). 1960 erhielt er als Anerkennung seiner Verdienste für das Gemeinwohl das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Hans von Ohlendorff starb am 20. April 1967 in Hamburg an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
1. Reger-Bezug
“Bach, Händel, Haydn, Mozart, Max Reger [–] das waren die musikalischen Großen, die ich besonders verehrte und denen ich folgte. […] Ich bewegte mich viel in musikalischen Kreisen und wurde 1910 Vorstandsmitglied der Philharmonischen Gesellschaft in Hamburg und begann in der musikalischen Welt bekannt zu werden. 11 Orgelkonzerte veranstaltete ich bei freiem Eintritt in der St. Petri-Kirche”,1 darunter auch einen “äußerst gelungenen” Reger-Abend in Anwesenheit des Komponisten: “Ich hab’ mich so sehr darüber gefreut und muß ich Ihnen meine ganz besondere Anerkennung für Ihr wahrhaft künstlerisches Orgelspiel ausdrücken!” 2 Persönlich lernte Ohlendorff Reger bei einem Konzert in Hamburg am 3. Februar 1908 kennen, als dieser u.a. seine Hiller-Variationen op. 100 dirigierte. Beim anschließenden Diner im Ohlendorff’schen Palais “improvisierte der Komponist auf der Hausorgel und der damalige Orgelstudent Hans brachte eine Komposition des Gastes, Präludium und Fuge, zu Gehör”.3 In der Folge entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden, die ihren Ausdruck auch darin fand, dass Ohlendorff 1911 testamentarisch zum Vormund der beiden Adoptivtöchter Christa und Lotti ernannt wurde. Besondere Verdienste erwarb sich der Reger-Verehrer4, der den Komponisten immer wieder mit Geschenken erfreute und etwa in dessen Meininger Zeit die Mitglieder der Hofkapelle finanziell unterstützte, dadurch, dass er versuchte, Regers gedruckte Werke zu sammeln, und seinem Freund darüber hinaus ins Gewissen redete, seine Autographen besser zu bewahren (vgl. Brief Elsa Regers an Hans von Ohlendorff). Nach Regers Tod blieb Ohlendorff in Kontakt mit der Witwe und wurde 1947 von dieser zum Ehrenmitglied des neu gegründeten Max-Reger-Instituts ernannt.
Reger widmete Hans von Ohlendorff mehrere Orgelwerke: Neun Stücke op. 129, Dreißig kleine Choralvorspiele zu den gebräuchlichsten Chorälen op. 135a sowie Präludium und Fuge fis-moll (aus Opus 82 Bd. IV). Darüber hinaus schenkte er ihm zahlreiche Manuskripte: die Entwürfe der Opera 113, 116, 118, 119 und 120 sowie die Stichvorlagen der Widmungswerke Opus 129 und Präludium und Fuge fis-moll.
Object reference
Hans von Ohlendorff, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00084.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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