Editorial Guidelines
Die Reger-Werkausgabe (RWA) wendet sich als historisch-kritische Ausgabe auch an die Praxis. Sie baut auf das von 2001 bis 2007 im Max-Reger-Institut entstandene Reger-Werk-Verzeichnis auf, für das erstmals sämtliche Werkquellen ermittelt, beschrieben und in die Entstehungszusammenhänge des jeweiligen Werks eingeordnet worden waren.
Die RWA ist als Auswahlausgabe angelegt, die einzelne Werkbereiche aus Regers großem Œuvre herausgreift, die in sich vollständig und systematisch erschlossen werden: I. die Orgelwerke, II. die Lieder und Chöre und III. Regers Bearbeitungen von Werken anderer Komponisten. Die Editionsrichtlinien wurden erstmals anhand der Orgelwerke, die die erste Abteilung der RWA bilden, formuliert und mit Blick auf die Lieder und Chorwerke fortgeschrieben.
1. Aufbau der Reger-Werkausgabe
1.1. Module und Bandgliederung
Die Bandeinteilung folgt systematischen Gesichtspunkten; innerhalb der Bände sind die Werke chronologisch sortiert:
- Bd. I/1 Choralphantasien
- Bd. I/2 Phantasien, Variationen, Sonaten und Suiten I
- Bd. I/3 Phantasien, Variationen, Sonaten und Suiten II
- Bd. I/4 Choralvorspiele
- Bd. I/5 Orgelstücke I
- Bd. I/6 Orgelstücke II
- Bd. I/7 Orgelstücke III
- Bd. II/1 Lieder I (1899–1899)
- Bd. II/2 Lieder II (1899–1901)
- Bd. II/3 Lieder III (1902–1903)
- Bd. II/4 Lieder IV (1903–1905)
- Bd. II/5 Lieder V (1906–1916)
- Bd. II/6 Lieder mit Orchesterbegleitung
- Bd. II/7 Vokalwerke mit Orgelbegleitung und weiteren Instrumenten
- Bd. II/8 Werke für gemischten Chor a cappella I (1890–1902)
- Bd. II/9 Werke für gemischten Chor a cappella II (1904–1914)
- Bd. II/10 Werke für Männerchor / Frauen- oder Kinderchor
- Bd. II/11 Chorwerke mit Klavierbegleitung
- Bd. III/1 Bearbeitungen für Orgel
- Bd. III/2 Lieder mit Orgelbegleitung/Lieder mit Orchesterbegleitung I
- Bd. III/3 Lieder mit Orchesterbegleitung II
- Bd. III/4 Bearbeitungen für Chor a cappella/Bearbeitungen für Orchester
- Bd. III/5 Bearbeitungen für ein Melodieinstrument mit Begleitung
- Bd. III/6 Bearbeitungen für Klavier I
- Bd. III/7 Bearbeitungen für Klavier II
- Bd. III/8 Bearbeitungen für Klavier zu vier Händen I
- Bd. III/9 Bearbeitungen für Klavier zu vier Händen II
- Bd. III/10 Bearbeitungen für Klavier zu vier Händen III
- Bd. III/11 Bearbeitungen für zwei Klaviere
1.2. Konzept der Hybrid-Ausgabe
Die RWA verbindet konstitutiv den gedruckten Notentext mit einem digitalen wissenschaftlichen Apparat, der aus pragmatischen Erwägungen auszugweise auch in den gedruckten Band aufgenommen ist. Der digitale Apparat war inkl. der ersten drei veröffentlichten Bände von Modul II (Bd. II/1, 7 und 8) als DVD beigegeben und ist ab Band II/3 (2021) auf RWA online unter www.reger-werkausgabe.de abrufbar. Er ist notwendiger und integraler Bestandteil der Ausgabe.
Zum einen bietet sie sämtliche Quellen, sodass sich der Nutzer nicht nur ein eigenes Bild von Regers Schreib- und Arbeitsweise machen kann, sondern er dadurch auch in die Lage versetzt wird, den Editionsprozess, der zur gedruckten Ausgabe der Werke geführt hat, kritisch nachvollziehen zu können. Zum anderen werden die Werke in einem enzyklopädischen Teil etwa mithilfe von Interpretenbiografien, Informationen zu Textdichterinnen und Textdichtern, Orgeldispositionen, Aufführungs- und Notenrezensionen sowie Textvergleichen auch von außen näher beleuchtet und auf diesem Wege in einen historischen Kontext eingebettet, der sich in einem gedruckten Notenband nicht darstellen ließe.
1.3. Gedruckte und digitale Notenanhänge
Einige Kompositionen aus der Zeit von Regers autodidaktischen Anfängen sowie der frühen Studienzeit, von denen nur Arbeitsmanuskripte vorliegen, die nicht zu Veröffentlichung vorgesehen waren, werden im Anhang des gedruckten Bands ediert (etwa die »Jugendlieder« WoO VII/1–13 und der Chor Lob, Preis und Ehr WoO VI/1).
Ebenso im gedruckten Anhang finden sich die Editionen der Lied-Transpositionen, die Reger selbst für Interpretinnen und Interpreten aus seinem Umfeld anfertigte.
In editorisch begründeten Fällen werden frühere oder spätere Stadien eines Werks gesondert ediert und als gedruckter Anhang oder druckbares PDF zur Verfügung gestellt – so etwa die ungekürzte, von Reger verworfene Erstfassung von Phantasie und Fuge d-moll op. 135b und die Erstfassung der dritten und vierten Strophe der Choralphantasie »Wie schön leucht’t uns der Morgenstern« op. 40 Nr. 1.
2. Edition des Notentexts
2.1. Quellen
Die Neuausgabe der Werke Regers trägt sowohl dessen Arbeitsweise als auch der jeweiligen Quellenlage Rechnung. Aus der Quellenbewertung ergibt sich die editorische Vorgehensweise.
2.1.1. Regers Arbeitsweise
Zu Regers Arbeitsweise siehe ➝ hier
Zu den daraus resultierenden Schreibeigentümlichkeiten siehe ➝ hier
2.1.2. Quellensorten
Als Hauptquellen gelten die autographen Notenmanuskripte, Korrekturabzüge und der von Reger edierte Erstdruck. Sie werden hinsichtlich ihrer Beschaffenheit und besonderen Merkmale im Kritischen Bericht beschrieben. Hinweise Regers auf Druckfehler (in Briefen und auf Errata-Zetteln) werden bei der Edition berücksichtigt. Fassungen für andere Besetzungen bleiben aufgrund der unterschiedlichen satztechnischen Idiomatik bzw. stimmlagenspezifischer Anpassungen bei editorischen Entscheidungen von sekundärer Bedeutung; sie werden vor allem für Fragen der Tonhöhe herangezogen.
Sind Reger’sche Quellen verschollen, ihre Inhalte aber durch Abschriften o.Ä. bekannt, wird stellvertretend auf diese Dokumente von fremder Hand zurückgegriffen.
2.1.3. Quellenbewertung – Leitquelle(n)
Reger verstand die jeweils jüngste Werkgestalt innerhalb des Arbeitsprozesses als organische Weiterentwicklung und Verfeinerung der vorhergehenden.1 Daher dient der am Ende dieses Prozesses stehende, mit dem stärksten Gewicht autorisierte Erstdruck grundsätzlich als Leitquelle für den Notentext der RWA. Bezüglich einiger Parameter, die Reger im Korrekturprozess womöglich weniger im Blick hatte, kommt der Stichvorlage jedoch ein stärkeres editorisches Gewicht zu.2 Hinsichtlich der verbalen Textbereiche wird ihr generell der Vorzug gegeben, da offenkundige Stecherfehler, die im Erstdruck bisweilen stehen blieben und unter anderem sogar die Titel betreffen können, darauf hindeuten, dass Reger sich beim Korrekturlesen auf den Notentext konzentrierte. Dies gilt auch bei Werken, die nacheinander in unterschiedlichen Publikationsformen erschienen sind, etwa zunächst in einer Zeitschrift und später in einem von Reger verantworteten Sammelband.3 Bei Unterschieden zu handschriftlichen Quellen (oder auch zu früheren Drucken) werden die verschiedenen Varianten auf Plausibilität und Stichhaltigkeit geprüft. Handelt es sich bei den Eigenheiten des letztgültigen Erstdrucks nicht um bewusste Änderungen Regers, sondern um unentdeckt gebliebene Fehler oder Fehlinterpretationen seitens des Notenstechers,4 wird eine Lesart aus den Manuskripten oder einem früheren Druck übernommen. In Zweifelsfällen werden die Varianten in einer Fußnote beschrieben.
Sind mehrere Manuskripte vorhanden, so sind diese differenziert und auf den Einzelfall bezogen gegeneinander abzuwägen. In der Mehrzahl der Fälle dürfte das von Reger als Stichvorlage eingereichte Manuskript vorzuziehen sein, doch ist hier eine pauschale Festlegung nicht möglich. Beispielsweise können auch Widmungs- oder Aufführungsexemplare (bei Liedern auch als Transpositionen), die als Abschrift entstanden, Lesarten aufweisen, die als bewusste Weiterentwicklung zu verstehen sind. Für den Erstdruck wurden solche Überarbeitungen im Detail oftmals nicht mehr berücksichtigt.
2.1.4. Abweichungen der RWA von der Leitquelle
Weicht die RWA von der Leitquelle ab, ist dies im Lesartenverzeichnis des Kritischen Berichts festgehalten, das auf RWA ONLINE vollständig wiedergegeben ist, sich im gedruckten Band aber auf Stellen konzentriert, die die klangliche Gestalt des Werks (bzw. die Textaussage) betreffen.
Auf gravierende Abweichungen zwischen den Quellen sowie auf editorisch nicht eindeutig zu entscheidende Stellen wird im gedruckten Band mithilfe von Fußnoten hingewiesen. Im Erstdruck gegebene Hinweise Regers für den Interpreten bleiben als wörtliche Zitate in Fußnoten erhalten.
2.2. Redaktionelle Eingriffe der Bandherausgeber
2.2.1. Mit diakritischer Auszeichnung
2.2.1.1. Korrekturen
- Berichtigung fehlerhafter Noten: in eckigen Klammern oder mit Anmerkung
- Ergänzung fehlender Noten: in eckigen Klammern
- Ergänzung notwendiger Akzidenzien: in eckigen Klammern
- Ergänzung notwendiger Fermaten: in eckigen Klammern
- Ergänzung fehlender Dynamikangaben oder Registrieranweisungen: in eckigen Klammern
- Weiterführung von Crescendo- und Decrescendo-Gabeln: gestrichelt
- Ergänzung fehlender Artikulationszeichen: in eckigen Klammern
- Ergänzung fehlender Haltebögen: in eckigen Klammern
- Ergänzung fehlender Phrasierungsbögen: gestrichelt
2.2.1.2. Analogieergänzungen
Reger differenziert weitgehend analoge Passagen (z.B. Reprisen-Abschnitte) oftmals auch in kleinen Details. Analogieergänzungen werden daher nur sehr zurückhaltend vorgenommen. Sie erfordern eine diakritische Auszeichnung.
2.2.1.3. Warnakzidenzien
Warnakzidenzien werden von den Herausgebern zur Verdeutlichung eingefügt, etwa wenn im vorangehenden Takt, in einem benachbarten System oder einer anderen Stimme der betreffende Ton (gegebenenfalls auch in anderer Oktavlage) alteriert ist oder wenn dies Regers sonstiger Auszeichnungspraxis entspricht (z.B. bei übermäßigen Intervallen). Ergänzte Warnakzidenzien sind durch Kleinstich kenntlich gemacht.
2.2.2. Ohne diakritische Auszeichnung
2.2.2.1. Übernahmen aus anderen Quellen
Grundlage der Edition ist die jeweilige Leitquelle. Übernahmen aus anderen Hauptquellen (siehe 2.1.2.) bedürfen keiner diakritischen Auszeichnung im Notentext. Sie werden im Lesartenverzeichnis des Kritischen Berichts nachgewiesen. Übernahmen aus Regers eigenen Fassungen werden auf Ebene der Tonhöhe ebenfalls ohne diakritische Auszeichnung vorgenommen sowie im Lesartenverzeichnis nachgewiesen. Bezüglich aller weiteren Parameter (Tondauer, Tempo-, Dynamik- und Vortragsanweisungen etc.) haben Regers Fassungen aufgrund ihrer eigenen satztechnischen Idiomatik keine editorische Relevanz. Besonders auffällige Abweichungen gegenüber der Originalfassung werden jedoch im Kritischen Bericht aufgeführt.
Übernahmen aus weiteren Quellen, die nicht im Zusammenhang mit Regers Kompositionsprozess stehen (Abschriften von fremder Hand, von Reger nicht redaktionell begleitete Drucke, posthume Erstdrucke), werden, sofern sie nicht mangels anderer Quellen als Hauptquellen herangezogen werden müssen, in der RWA nicht vorgenommen. Sollten redaktionelle Eingriffe der Herausgeber zu Lesarten führen, die auch in sekundären Quellen nachgewiesen sind, kann dieser Sachverhalt im Kritischen Bericht Erwähnung finden.
2.2.2.2. Eingriffe in die Orthografie und Standardisierungen
In Regers Notationsweise wird nur dann eingegriffen, wenn nach Auffassung der Herausgeber die Substanz und das Verständnis des Werks davon nicht betroffen sind und mit der Änderung eine Leseerleichterung für den Benutzer einhergeht. Solche redaktionellen Entscheidungen von rein orthografischer Bedeutung sind im Lesartenverzeichnis auf RWA ONLINE nachgewiesen.
Eingriffe in die Orthografie und Standardisierungen werden ohne diakritische Auszeichnung durchgeführt.
Im digitalen Kritischen Apparat vermerkt werden:
- die Wahl möglichst geeigneter Stellen für Schlüsselwechsel, die in jeder Quelle naturgemäß von deren eigener Anlage (Zeilenumbrüche, Platzprobleme) mitbestimmt sind
- bei Orgel und Klavier die gelegentliche Angleichung der Schreibweise von rechter und linker Hand bei parallelen Führungen
- die gelegentliche Angleichung von Halsungen paralleler Stellen bzw. die Anpassung innerhalb eines stimmigen Verlaufs (jedoch nur, wenn lediglich sehr kurze Strecken betroffen sind)
- das Auflösen längerer Notenwerte (z.B. bei Doppelpunktierungen oder Halben/Vierteln über der Taktmitte) oder Zusammenfassen gehaltener Töne
- die Zuordnung einzelner Töne bei zweistimmiger Schreibweise, aber mehrstimmigem Satz
- die Unterbrechung der untergeordneten Balken bei 32steln und 64steln
Nicht im digitalen Kritischen Apparat vermerkt werden:
- das Ergänzen von X-tolen-Zeichen
- die Anzeige der Oktavierung für die Tenorstimme
- das Ausschreiben abgekürzter Vortragsanweisungen
- die Vereinheitlichung von Reger gesetzter eckiger Klammern zu runden Klammern
2.3. Typographische Gestaltung des Notentextes
2.3.1. Anordnung der Partitur
2.3.1.1. Chor
Chorpartituren können in der RWA sowohl mit je einem System pro Stimme als auch mit zusammengefassten Stimmen (S/A, T/B oder T1/T2, B1/B2 bzw. S1/S2, A1/A2) angelegt sein. Die konkrete Partitureinrichtung folgt in der Regel den betreffenden Hauptquellen. Eine wechselnde Darstellung ist möglich, etwa bei auftretenden Stimmenteilungen in einer ansonsten auf zwei Systemen zusammengefassten Partitur. In den Choralkantaten (Bd. II/7) werden strophenweise pausierende Stimmen ausgespart. Zusatzinstrumente sind auf separaten Systemen notiert (entgegen der Schreibweise in den Quellen).
2.3.1.2. Orchester
In Regers Orchesterpartituren sind die Stimmen nach den Gepflogenheiten des ausgehenden 19. Jahrhunderts geordnet: Holzbläser, Blechbläser, Pauken, Perkussion, Harfe, Soli, Chor, Streicher; auch die Gruppe der Blechbläser ist nach dem Ambitus der Instrumente sortiert. Gleiche bzw. zusammengehörige Bläserstimmen sind paarig zusammengefasst. Klarinetten, Englisch Horn und Hörner sind transponierend notiert (in Regers frühen Werken auch Trompeten), auch bei Zusammenfassung etwa des Englisch Horns mit einer Oboe. Übliche Oktavierungen sind nicht eigens angezeigt (z.B. Pikkoloflöte, Bassklarinette, Kontrafagott, Kontrabässe).
2.3.2. Akzidenzien
Sind über einen Zeilenwechsel hinweg gehaltene Töne alteriert, wird die Alterierung auch in der neuen Zeile als Warnakzidens angezeigt; eine nachfolgende Alterierung erhält ein weiteres Versetzungszeichen in Kleinstich. (Regers Schreibweise ist in diesem Punkt nicht einheitlich: Mal gelten Warnakzidenzien aus Überbindungen als Alteration nur für die übergebundene Note, mal für den gesamten Takt.)
Da von den Herausgebern eingefügte Warnakzidenzien diakritisch ausgezeichnet sind und die klangliche Gestalt des Werkes nicht beeinflussen, sind sie im Kritischen Bericht nicht nachgewiesen.
2.3.3. Tempo- und Dynamikangaben, verbale Vortragsanweisungen
Die Platzierung von Tempo-, Dynamik- und sonstigen Vortragsangaben orientiert sich an den Stichregeln der Notengrafik5; Tempo- und charakterisierende Angaben (marcato, con espressione etc.) stehen üblicherweise über dem System bzw. einer Akkolade, Dynamikangaben unterhalb des Systems bzw. zwischen den Systemen einer Akkolade.
Verbale Angaben, die eine Entwicklung beschreiben, werden – Regers eigenen Gewohnheiten folgend – in ihrer Ausdehnung ausgeschrieben, sofern sich diese aus den Quellen eindeutig erschließt (cre - - scen - - do).
Verbale Vortragsanweisungen, die für alle Stimmen gelten, werden oberhalb des ersten Systems notiert (bzw. oberhalb der Orchestergruppen); von Reger überzählig gesetzte Angaben können getilgt werden.
2.3.3.1. Lieder und Duette
Tempoangaben und agogische Anweisungen stehen über dem obersten System; bei pausierender/n Singstimme/n können sie über dem I. System des Klaviers stehen. In der Singstimme/den Singstimmen stehen alle Dynamik- und verbalen Vortragsanweisungen über dem jeweiligen System. In der Klavierstimme stehen Dynamikangaben und verbale Vortragsanweisungen, die für beide Systeme gelten, zwischen diesen; lediglich Pedalanweisungen sind generell unterhalb des II. Systems angeordnet.
2.3.3.2. Chor
In Chorpartituren mit mehr als zwei Systemen können in homophonem Satz Dynamikangaben global gesetzt sein, sie stehen dann über dem ersten System; bei zweisystemiger Partitur wird die Dynamik des ersten Systems unterhalb des zweiten wiederholt. Bei Chorsätzen mit wiederholten Strophen sind wechselnde Dynamikangaben oberhalb des jeweiligen Textes platziert. […]
2.3.3.3. Orgel
Tempoangaben stehen oberhalb des ersten Systems; Dynamikangaben stehen generell unterhalb des betreffenden Systems und zwischen den Systemen, wenn I/II das gleiche Manual bezeichnen; Registrieranweisungen und Koppelangaben stehen generell oberhalb des betreffenden Systems, bei I/II jedoch ebenfalls zwischen den Systemen.
2.3.4. Artikulation und Phrasierung
Artikulationsbezeichnungen sind nur ergänzt, wenn deren Fehlen im unmittelbaren Umfeld des Notentexts als Versehen erscheint und sich die Bezeichnung aus analogen Figuren zweifelsfrei ergibt. Oftmals sind Phrasierungsbögen nach einem Zeilenumbruch nicht fortgeführt oder in der neuen Zeile als fortgesetzt notiert. Sofern sich der korrekte Anfang oder das Ende aus analogen Stellen ergibt, wird der Bogen verlängert. Bögchen von der Vorschlags- zur Hauptnote, die Reger nur kursorisch setzt, werden nur dann ergänzt, wenn ihr Fehlen innerhalb eines Satzes/Stückes die Ausnahme darstellt. Die Ergänzung erfordert eine diakritische Auszeichnung.
2.3.5. Pausensetzung
Die Pausensetzung wird nach den Stichregeln normalisiert. So sind gleiche Pausen in homophonen Sätzen auch bei ansonsten mehrstimmiger Schreibweise zusammengefasst; synkopierende Pausen werden aufgelöst. Gemäß Regers Gepflogenheiten wird in zusammengesetzten Takten eine Pausensetzung bevorzugt, die die Taktteile verdeutlicht (punktierte Viertelpause im 6/8- oder 9/8-Takt bzw. punktierte halbe Pause im 6/4-Takt). Bei systemübergreifender Balkung werden im nicht belegten System keine Pausen notiert.
2.3.6. X-tolen
Eine simultane X-tolen-Bewegung mehrerer Stimmen innerhalb eines Systems wird nur einfach ausgewiesen.
Klammern werden zur Präzisierung der Ausdehnung einer X-tole gesetzt, wenn diese Notenwerte ohne Balken, unterschiedliche Notenwerte und/oder Pausen umgreift.
2.3.7. Fermaten
Fermaten werden in allen Systemen angezeigt. Bei zweistimmiger Schreibweise in einem System erfolgt eine doppelte Auszeichnung, wenn in Ober- und Unterstimme unterschiedliche Zeitwerte betroffen sind.
Dehnungszeichen (^) werden nicht wechselseitig ergänzt.
2.3.8. Pedalangaben (Klavier)
Pedalanweisungen werden in der Regel unterhalb der Akkolade und tiefer als alle anderen Notationszeichen gesetzt sowie normalisiert angeordnet (von oben nach unten): Forte-/Haltepedal, Tonhalte-/Sostenutopedal, Pianopedal.
2.3.9. Manual-, Register- und Koppelanweisungen (Orgel)
Manual-, Register- und Koppelanweisungen sind in ihrer Darstellung standardisiert: Wenn sie nur der Erinnerung dienen (»sempre III. Man 8’, 4’«), werden sie in runde Klammern gesetzt; der Hinweis »sempre« wird dadurch in vielen Fällen entbehrlich. Wo rechte und linke Hand auf dem gleichen Manual spielen, steht stets eine geschweifte Klammer vor der Manualangabe, unabhängig davon, ob beide Hände an dieser Stelle gleichzeitig in das betreffende Werk wechseln oder eine der anderen folgt.
2.3.10. Zäsuren
Für alle Stimmen geltende Zäsuren bzw. Atemzeichen werden für jedes System separat notiert. Bei zweisystemig notierten Instrumenten (z.B. Klavier) wird das Zeichen lediglich im oberen System gesetzt.
2.3.11. Zu wiederholende Abschnitte und Taktzählung
In mehrsätzigen Werken wird jeder Satz separat gezählt. Ein unvollständiger Takt zu Beginn wird in die Zählung nur dann einbezogen, wenn sein Umfang mehr als die Hälfte der vorgeschriebenen Taktart beträgt.
Bei strophischen Vokalwerken sind zu wiederholende Abschnitte nur einfach gezählt. Bei Anmerkungen im Kritischen Bericht wird auf die jeweilige Strophe verwiesen.
Bei im Notentext zu wiederholenden Abschnitten mit Voltenklammern wird in den Klammern weitergezählt.
Bei Choralaussetzungen mit mehreren Strophen sind die Wiederholungen von Stollen durchweg aufgelöst. Diese Eingriffe sind im Notentext durch einen Doppelstrich vor dem Abgesang kenntlich gemacht. Ansonsten ist zu wiederholender Notentext in mehrstrophigen Werken nur in Ausnahmefällen doppelt ausgeschrieben.
2.3.12. Verzierungen
Ob Reger bzgl. der Wechselnoten bei Trillern und Mordenten über die in vielen Fällen gesetzten Akzidenzien hinaus ein verallgemeinerbares System der Gestaltung und Schreibweise verfolgt, ist nicht abschließend zu klären (vgl. Wechselnoten bei Verzierungen). Eine durchgehende Auszeichnung der Wechselnoten findet in der RWA deshalb nicht statt.
3. Edition des Gesangstexts
3.1. Textvorlagen
Reger gelangte zu den Vorlagen für Gesangstexte auf unterschiedlichen Wegen. Er nutzte bei der Textsuche unter anderem Literatur- und Musikzeitungen (z.B. Die Gesellschaft), Anthologien und Gedichtbände. Zudem stand er mit zahlreichen Literaten in brieflichem oder persönlichem Kontakt und erhielt bisweilen Texte noch vor deren Drucklegung (u.a. von Gustav Falke und Martin Boelitz).
Im Rahmen der Forschungsarbeiten am RWV wurden die Textvorlagen systematisch erfasst. Die RWA baut auf diesen Erkenntnissen auf. Die Textvorlagen werden im Rahmen der Quellenbeschreibungen im Kritischen Bericht des gedruckten Bandes bibliografisch aufgeführt. Insbesondere bei Texten, die in vielfachen Auflagen und Ausgaben erschienen, muss die Frage, welche Vorlage Reger konkret zur Verfügung stand, jedoch oftmals offen bleiben.
3.2. Textvergleich
Lied- und Choraltexte werden, soweit möglich, mit der jeweiligen literarischen Vorlage verglichen, die Reger bei der Komposition nutzte. Lässt sich eine Vorlage nicht konkret benennen, wird, sofern vorhanden, eine Ausgabe aus Regers zeitlichem und räumlichem Umfeld zum Vergleich herangezogen (vgl. dazu die jeweiligen Vorschläge im RWV).
Alle Abweichungen der (identifizierten oder angenommenen) Textvorlagen und der textierten Notenquellen untereinander sowie alle Änderungen der RWA gegenüber diesen Textquellen werden verzeichnet. Der komplette Textvergleich wird im digitalen Kritischen Bericht veröffentlicht.
Abweichungen, die für das Textverständnis relevant sind, werden in das Lesartenverzeichnis im gedruckten Band aufgenommen.
Übersetzungen, die lediglich aus verlagspolitischen Gründen hinzugefügt wurden, sind im edierten Notentext nicht mitgegeben.
Auf editorisch offene Fragen bezüglich der Textgestalt wird mittels Fußnoten im laufenden Notentext hingewiesen.
3.3. Leitquelle
Reger widmete im Korrekturprozess den Texteilen in der Regel nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie dem Notentext. Er überließ diesen Bereich vielmehr den Verlagslektoren, die darüber hinaus Anpassungen nach internen Standards vornahmen (Interpunktion, Groß- und Kleinschreibung, Schreibung von ss/ß etc.).
In der RWA wird daher auf Textebene zumeist auf die Stichvorlage als Leitquelle zurückgegriffen.
3.4. Typographische Darstellung von Textteilen
Bei Chorsätzen mit wiederholten Strophen sind deren Texte zwischen den Systemen untereinander notiert. […]
3.5. Editorische Präsentation der Textgestalt (Korrekturen, Standardisierungen)
3.5.1. Diakritische Auszeichnung
Fehlen in den Quellen Worte oder Wortteile, werden diese in eckigen Klammern ergänzt. Alle weiteren Ergänzungen oder Korrekturen (Orthografie, Flexion, Interpunktion etc.) werden ohne diakritische Auszeichnung durchgeführt. In für das Textverständnis relevanten Fällen werden sie im Lesartenverzeichnis mitgeteilt. Die editorische Ersetzung fälschlich gesetzter Wörter (etwa durch die Lesart der Textvorlage) erfordert in der Regel eine Anmerkung als Fußnote.
3.5.2. Orthografie
Lautstand und charakteristische Wortformen werden in der RWA nicht verändert (siehe insbesondere Choraltexte, Texte aus der Reformationszeit in Regers Chormusik u.Ä.). Auch zeittypische Schreibweisen von Einzelwörtern (Thränen, Cypressen etc.) bleiben bei der Edition nach Originalquellen erhalten, soweit sie in einschlägigen Wörterbüchern (vor allem dem Duden) der Reger-Zeit nachweisbar sind.
Standardisiert bzw. maßvoll modernisiert werden hingegen von Reger wechselhaft gehandhabte orthografische Phänomene wie die Interpunktion, die oft auch aufgrund von unterschiedlichen Verlagsstandards differenzierte ss-/ß-Schreibung, Worttrennungen sowie die Setzung von Apostrophen. Als Grundlage der Normalisierungen bzw. Modernisierungen dient die bei Edition des jeweiligen Bandes gültige Auflage des Duden bzw. – bei lateinischen Texten – das Graduale Romanum bzw. das Graduale Triplex (Solemnes 1974 bzw. 1979). Gemäß Duden dahingestellte Apostrophen werden in der Regel nicht gegen die Quellen ergänzt (außer bei Verbindungen mit dem Pronomen es). Zur Groß- und Kleinschreibung siehe hier.
3.5.3. Interpunktion
In Regers Interpunktion wird nur dann eingegriffen, wenn dies zum Verständnis des Textes notwendig ist. So können etwa Interpunktionszeichen ergänzt werden, eine Tilgung hingegen ist zu vermeiden.
Regers emphatische Zeichen (Ausrufezeichen, Fragezeichen) sowie suggestive Interpunktion (Gedankenstriche, Auslassungspunkte am Satzende) werden übernommen. Die Einfügung zusätzlicher emphatischer Zeichen hingegen ist auch dort zu vermeiden, wo diese aus den Textvorlagen übernommen werden können. Dementsprechend wird fehlende Interpunktion am Satz- bzw. Satzteil-Ende in der Regel auf der niedrigsten emphatischen Stufe ergänzt (Punkt oder Komma; nicht Ausrufezeichen).
3.5.4. Silbentrennung
Die RWA folgt bei der Silbentrennung der bei Edition des jeweiligen Bandes gültigen Auflage des Duden. Bei lateinischen Texten ist das Graduale Romanum bzw. das Graduale Triplex maßgeblich.
3.5.5. Groß- und Kleinschreibung, Anredeformen
Die Groß- und Kleinschreibung richtet sich nach der bei Edition des jeweiligen Bandes gültigen Auflage des Duden. Die in Gedichttexten übliche Großschreibung nach Zeilenfall, die Reger mitunter beibehält, wird nicht übernommen. Anredeformen werden zu Kleinschreibung normalisiert (»dir« statt »Dir«).
3.5.6. Bogensetzung bei Melismen
Melismen mit Notenwerten ab Vierteln aufwärts sind stets durch Bögen angezeigt, Melismen mit Notenwerten ab Achteln abwärts sind gemeinsam gebalkt. Ist ein Melisma der Gesangsstimme durch Balkung klargestellt, werden Silbenbögen nur ergänzt, wenn diese von Reger in einem Werk ansonsten konsequent notiert sind.6
4. Besonderheiten einzelner Bände
4.1. Bd. I/1 Choralphantasien
Die als Band I/1 herausgegebenen Choralphantasien nähern sich nach Regers eigener Einschätzung dem Bereich der Programmmusik, insofern “jeder Vers musikalisch illustriert” (Brief an Caesar Hochstetter) ist (vgl. Zur Konzeption der Choralphantasien). Dem Text, wenn er auch nicht gesungen wird, kommt folglich eine hohe Bedeutung für das Werk zu, was den Blick auch auf die textlichen Vorlagen lenkt. Obwohl diese in reiner Instrumentalmusik nicht den gleichen Stellenwert beanspruchen wie bei Vokalmusik, handelt es sich dennoch um einen “Quellenbereich, der von einer kritischen Edition wenigstens zur Kenntnis genommen werden” 7 muss.
Als Leitquelle für den Choraltext in der RWA dient, anders als beim Notentext, die Stichvorlage (ggf. mangels Stichvorlage ein anderes Autograph). Zum einen lassen sich so orthografische Eigenheiten der wechselnden Verlage ausschließen, zum anderen ist zweifelhaft, ob Reger dem Choraltext beim Korrekturlesen die gleiche Sorgfalt angedeihen ließ wie dem Notentext. Bei offensichtlichen Versehen, die sich durch alle Quellen ziehen, wurde das von Reger als Vorlage benutzte Gesangbuch zu Rate gezogen.
Der Choraltext wird in der RWA nicht modernisiert wiedergegeben, sondern in der Schreibweise des Komponisten belassen. Auch hinsichtlich der Silbentrennungen richtet sich die RWA in der Regel nach der Stichvorlage. Eine Nummerierung der Choralstrophen verwendete Reger (mit einer Ausnahme in Opus 27) erst ab Opus 40 Nr. 1. Dabei übernahm er weitgehend die Zählung des Gesangbuchs, auch wenn er einzelne Strophen ausließ. Bei Opus 52 Nr. 3, in dem Strophen auch umgestellt sind, entschied er sich jedoch für eine durchlaufende Zählung. In der RWA werden aus Gründen der Übersichtlichkeit alle Strophen durchlaufend nummeriert. Regers Auslassen oder Umstellen einzelner Strophen sowie die Zählung des Gesangbuchs werden aus dem jeweiligen Textvergleich im digitalen Apparat ersichtlich.
5. Richtlinien für den wissenschaftlichen Apparat
Im Zentrum des Apparats stehen die Beschreibung und Bewertung der Quellen sowie die Anmerkungen zum Notentext. Sowohl im gedruckten Band als auch im digitalen Apparat werden außerdem werkspezifische Informationen – zu eventuellen Vorlagen, zur Konzeption, Entstehung und Drucklegung, Uraufführung, frühen Rezeption etc. – bereitgestellt (zu den Darstellungsweisen s.u.). Durch die digitale Präsentation ist es überdies möglich, alle werkspezifischen Informationen in ein Gesamtbild über Regers Leben und Wirken einzuordnen. Über diesen erweiterten Apparat verbinden sich sukzessive die Editionen der einzelnen Bände.
5.1. Quellen und Anmerkungen
5.1.1. Beschreibung und Wiedergabe der Quellen
Alle verfügbaren und für die Edition relevanten Notenquellen werden im digitalen Apparat abgebildet (zu technischen Anforderungen s.u.); sie werden vollständig, also mit sämtlichen eventuellen Leerseiten wiedergegeben und sind taktweise »kartographiert«. Blättern ist sowohl seitenweise als auch nach Takten möglich; die zugrundeliegende Software erlaubt es außerdem, die Quellen sowohl separat als auch parallel geschaltet anzuzeigen. Taktzahlen sowie Anmerkungsknöpfe lassen sich bei Bedarf in die Abbildungen einblenden.
Jeder Quelle ist eine Beschreibung beigegeben, die – in auf das Medium angepasster Form – auch in den gedruckten Auszug des Kritischen Berichts aufgenommen ist. Die Quellenbeschreibungen umfassen die Angabe ihres Standorts und ihrer Provenienz (soweit ermittelbar), ihrer materialen Beschaffenheit (Formate, Papiersorten oder Plattennummern, Lagenordnung, bei Manuskripten die verwendeten Schreibmittel) und ihres Inhalts (Umschläge, Titelseiten, Notenseiten, leere Seiten, bei Erstdrucken auch Verlagswerbungen). Auf Besonderheiten – auffällige Rasuren, Streichungen, Überklebungen, verbale Zusätze, Eintragungen von fremder Hand – wird separat hingewiesen; unklare Sachverhalte, wie etwa strittige Zuordnungen von Schreibmitteln, sind kommentiert. Die Beschreibungen im gedruckten Kritischen Bericht enthalten diplomatische Wiedergaben von Titeln, Widmungen oder Schlussvermerken ; das digitale Medium erlaubt eine Verlinkung von verbalen Feststellungen mit entsprechenden Abbildungen (z.B. Fußnoten, Überklebungen, Streichungen, abweichende Opuszahlen etc.).
An die Beschreibungen der Quellen schließt im gedruckten Band wie im digitalen Apparat deren Bewertung an; der Quellenbewertung ist ein Stemma beigegeben, das in der digitalen Wiedergabe durch Ausschnitte aus den Quellen illustriert ist (nicht erhaltene Quellen werden durch unterschiedlich eingefärbte Ausschnitte aus einer leeren Notenseite repräsentiert).
5.1.2. Anmerkungen
Die Anmerkungen zum Notentext (Lesarten und diskussionswürdige Stellen) sind in der digitalen Anzeige sowohl aus ihrer Auflistung als auch in Verbindung mit den zugehörigen Notentexten aufrufbar. Sie erscheinen in der verwendeten Software jeweils in einem separaten Fenster, in dem auch zugehörige Faksimileausschnitte eingeblendet sind; eine Verlinkung zu Bildausschnitten, Texten oder weiteren Anmerkungen ist möglich. Im gedruckten Kritischen Bericht werden die Anmerkungen gelistet wiedergegeben, wobei »Kommentare und Erläuterungen« vom »Lesartenverzeichnis« getrennt sind (s.u.).
Die RWA dokumentiert sämtliche Unterschiede in den Notentexten der Hauptquellen; die einzige Ausnahme hiervon bilden aufgrund ihrer uneindeutigen Schreibweise und rudimentären Anlage (u.a. häufig fehlende Vorzeichen und Alterationen, oft ungenaue rhythmische Darstellung) die Entwürfe.
5.1.2.1. Prioritätsstufen
Die Anmerkungen sind in drei Prioritätsstufen gruppiert, wobei im gedruckten Band nur die beiden ersten enthalten sind:
- Priorität 1 – Kommentare und Erläuterungen, übergreifende Anmerkungen
- Kommentare und Erläuterungen zu diskussionswürdigen Stellen sowie übergreifende Anmerkungen sind vom reinen Lesartenverzeichnis abgehoben; auch sind sie im Gegensatz zu diesem ausformuliert. Im gedruckten Kritischen Bericht sind Kommentare und Erläuterungen dem Lesartenverzeichnis vorangestellt.
- Priorität 2 – Lesartenverzeichnis
- In diese Gruppe gehören die Nachweise sämtlicher Unterschiede in den Notentexten der Hauptquellen (außer Entwürfe), sofern sie Einfluss auf die klangliche Gestalt des Werks, seine Interpretation oder inhaltliche Aussage haben. Sie werden in abgekürzter und standardisierter Form wiedergegeben; im gedruckten Kritischen Bericht sind sie in Form einer Tabelle angelegt.
- Priorität 3
- Die Priorität 3 umfasst Anmerkungen, welche die klangliche Gestalt des Werks bzw. die Textaussage nicht beeinflussen. Dazu gehören Warnakzidenzien und Schlüsselwechsel sowie Schreibweisen verbaler Textteile; auch Darstellungsarten des Notentexts können hierzu gehören (etwa Halsung oder Haltenoten). Anmerkungen auf dieser Prioritätsebene werden nur im digitalen Apparat vorgelegt.
Die unterschiedlichen Priorisierungen berücksichtigt die Software Edirom bei der Farbgebung der Anmerkungsknöpfe (Priorität 1 = rot, Priorität 2 = rot/gelb, Priorität 3 = gelb). Um den Notentext nicht zu überfrachten, ist die Anzeige der Anmerkungen der Priorität 3 im Notentext beim Starten der Anwendung nicht standardmäßig aktiviert, sondern muss extra zugeschaltet werden.
5.1.2.2. Kategorien
Die RWA ordnet die Anmerkungen in der digitalen Darstellung allgemeinen bzw. speziellen Kategorien zu; wie beispielsweise:
- Notentext
- Vortragsanweisung
- Halsung/Balkung
- Taktart/Metrum
- Pausensetzung
- Tondauer
- Dynamik
- Artikulation
- Bogensetzung
- Pedalsetzung
- Choraltext
- Liedtext
Zudem werden für rein beschreibende Anmerkungen, die nicht auf editorische Sachverhalte verweisen und sich in der Regel nur auf eine Quelle beziehen (Hinweise auf Rasuren/Tekturen und Streichungen, Transkription von verbalen Zusätzen Regers, die an den Notenstecher adressiert sind, etc.) neutrale blaue Anmerkungsknöpfe (ohne Symbol) verwendet.
5.1.2.3. Quellensiglen
Bei der Darstellung der Anmerkungen wird auf die Hauptquellen mit Siglen verwiesen; diese sind:
- E
- Entwurf
- A
- Autograph
- EN
- Erste Niederschrift
- ES
- Erstschrift8
- ZS
- Zweitschrift
- SV
- Stichvorlage
- KA
- Korrekturabzug
- exA
- exemplarmäßiger Abzug
- ED
- Erstdruck
- ND
- Neudruck
- TA
- Titelauflage
- K
- Klavierauszug
- AS
- Abschrift von fremder Hand
Bei Regers Instrumentierungen eigener Lieder wird zur Unterscheidung KL (Klavierlied) bzw. OL (Orchesterlied) hinzugefügt, bei den Chorwerken kann zur Unterscheidung der Zusatz MC (Männerchor) notwendig werden.
Die Benennung der Manuskriptquellen richtet sich nach der Stichvorlage, die gemäß ihrer Funktion als SV gekennzeichnet wird. Die weiteren Autographe werden hingegen nach der Chronologie ihres Entstehens als ES oder ZS abgekürzt. Kann bei einem Werk keine verbindliche Aussage zur zeitlichen Reihenfolge der Autographe gemacht werden, werden alle gemäß ihrer Funktion bezeichnet (etwa bei Opus 27 das Autograph für Karl Straube als AS).
Bei Werken mitgemäß ihrer Funktion gesonderten Manuskripten und Erstdrucken werden folgende Siglen verwendet::
- AWett
- Autograph, eingereicht für Wettbewerb
- SV-Z
- Stichvorlage für Zeitschriftenbeigabe
- SV-S
- Stichvorlage für einen Sammelband
- ED-Z
- Erstdruck als Zeitschriftenbeigabe
- ED-E
- Erstdruck als Einzelausgabe
- ED-S
- Erstdruck innerhalb eines Sammelband
- EDtief
- Erstdruck, (transponierte) Ausgabe für tiefe Stimme
- EDhoch
- Erstdruck, transponierte Fassung für hohe Stimme
Entsprechend der Funktion sind auch Siglen-Kombinationen möglich, z.B. EDtief–S für den Erstdruck, (transponierte) Ausgabe für tiefe Stimme. Im Lesartenverzeichnis entfällt aus Gründen der Übersichtlichkeit bei den Drucken die Unterscheidung in Einzelausgabe und Ausgabe innerhalb eines Sammelbands, zumal beide Publikationsformen von denselben Stichplatten hergestellt wurden und in der Regel keine Unterschiede in den Lesarten aufweisen.
Bei Werken mit Partitur und Stimmen wird das Siglum für die jeweilige Stimme hochgestellt an das jeweilige Quellensiglum angefügt, z.B. EDVa (= Erstdruck, Viola-Stimme). Quellensiglen ohne hochgestellte Anfügung bezeichnen die Partitur. Für Stimmen werden folgende Siglen verwendet:
- Fl
- Flöte
- Picc
- kleine Flöte
- Ob
- Oboe
- EH
- Englischhorn
- Kl
- Klarinette
- Bkl
- Bassklarinette
- Fg
- Fagott
- Kfg
- Kontrafagott
- Trp
- Trompete
- Hn
- Horn
- Pos
- Posaune
- Tpos
- Tenorposaune
- Bpos
- Bassposaune
- Btb
- Basstuba
- Pk
- Pauke
- GrTr
- Große Trommel
- Bck
- Becken
- Tt
- Tamtam
- Hrf
- Harfe
- Vl (1/2)
- Violine(n)
- Va
- Viola
- Vc
- Violoncello
- Kb
- Kontrabass
- S
- Sopran (Chor oder solistisch)
- A
- Alt (Chor oder solistisch)
- T
- Tenor (Chor oder solistisch)
- B
- Bass (Chor oder solistisch)
- Gsg
- Gesang
- Kch
- Kinderchor
- Gem
- Gemeindegesang
- Org
- Orgel
- Klav
- Klavier
5.1.2.4. Tonnamen
Tonnamen sind kursiv gesetzt, die jeweilige Oktave ist durch Groß- bzw. Kleinschreibung sowie eine hoch- oder tiefgestellte Zahl kenntlich gemacht. Zusammenklänge werden mit einem Schrägstrich dargestellt (c/c1), Tonfolgen mit einem Bindestrich (a-h), Überbindungen mit einem Gleichheitszeichen (c=c). Mit Ausnahme der Akzidenzien erscheinen alle Notationszeichen in verbalisierter Form (Achtel, Crescendo-Gabel usw.). Notenwerte kleiner als Sechzehntel werden aus Platzgründen abgekürzt: 32stel, 64stel. Taktarten sind als Bruchzahl dargestellt (2/4, 4⁄4 usw.).
5.2. Informationen zum Werk und erweiterter digitaler Apparat
Im Unterschied zu den Quellen und Anmerkungen, die als Editionsbericht bandspezifisch vorgelegt werden, sind sowohl die werkbezogenen als auch die allgemeinen Informationen zu Regers Schaffen auf Kumulation angelegt. Dies wird ermöglicht, indem diese Informationen als Einzelartikel aufbereitet sind; im jeweils nächsten Band bleiben sämtliche Artikel der vorhergehenden Bände abrufbar, unabhängig davon, ob der Nutzer alle Bände erworben hat. Eine werkspezifische Navigation führt zu den das Einzelwerk betreffenden Artikeln (s.u.).
Alle Artikel werden so gehalten, dass sie in folgenden Bänden weitergeschrieben werden können, ohne dass frühere Informationen dadurch verloren gehen. Diejenigen Artikel, die nicht werkbezogen sind, werden mit Blick auf die gesamte Ausgabe möglichst allgemeingültig formuliert.
In allen Texten wird benutzerfreundlich auf weiterführende Artikel oder Übersichten verlinkt. Dabei werden in jedem Absatz die relevanten Begriffe bei ihrem ersten Auftreten verlinkt, im jeweils nächsten Absatz erneut, um unnötiges Suchen zu ersparen.
Mit dem jeweils nächsten Band können die mit dem vorhergehenden Band gelieferten Artikel aktualisiert werden, sodass auch frühere Bände dem jeweils aktuellen wissenschaftlichen Stand entsprechen.
5.2.1. Werkspezifische Informationen
Dargelegt werden für jedes Werk dessen Entstehungsgeschichte, die von Reger ggf. verwendeten Text- oder Melodievorlagen, sämtliche Werkquellen sowie die Drucklegungsgeschichte. Außerdem wird die Konzeption des Werks in einem einführenden Text umrissen; Informationen zu dem oder den Widmungsträger(n), zur Uraufführung, über die frühe Rezeption und wichtige Interpreten runden das Bild ab.
Im gedruckten Band sind diese werkspezifischen Informationen in einer Einleitung zusammengefasst und ggf. komprimiert. Im digitalen Apparat wird jedes edierte Werk mit einer Übersicht eingeführt, welche die grundlegenden Daten zum Werk wiedergibt; diese Übersicht ist mit weiterführenden Links zu allen das Werk betreffenden Informationsbereichen versehen und dient so der Navigation.
Die Entstehungsgeschichte wird ergänzt durch Informationen über den Entstehungsort und zu Regers biografischer Situation im Entstehungsjahr, die Drucklegungsgeschichte durch allgemeine Informationen zum jeweiligen Verlag sowie eine Auflistung der von diesem verlegten Reger-Werke.
Das Werk betreffende Zitate (etwa aus Briefen) werden, wenn möglich, durch die Abbildung des Originals belegt; in der jeweils beigegebenen Transkription sind die entsprechenden Stellen farblich hervorgehoben. Als weitere Belege werden Verlagsscheine und Honorar-Empfangsbescheinigungen in die Dokumentensammlung aufgenommen.
Die Beschreibungen der Notenquellen sind nicht nur im Zusammenhang der Faksimile-Abbildungen (s.o.), sondern auch innerhalb des enzyklopädischen Teils aufrufbar, dort aber nicht mit Links zu Bildausschnitten, sondern lediglich mit einer exemplarischen Illustration versehen.
Informationen über die Uraufführung schließen den Uraufführungsort, bei Orgelwerken die Disposition des entsprechenden Instruments, sowie den/die Interpreten mit ein. In einer Zusammenfassung der frühen Rezeptionsgeschichte wird auf weitere relevante Aufführungen hingewiesen. Rezensionen der Uraufführung bzw. von frühen Aufführungen werden, soweit verfügbar, im Wortlaut beigegeben; gleiches gilt auch für Noten-Rezensionen.
Bei textgebundenen bzw. -bezogenen Werken werden von den Texten sämtliche Versionen in einem Textvergleich einander gegenübergestellt. Dazu werden auch die von Reger verwendeten Vorlagen (z.B. Gesangbücher, Gedichtbände) herangezogen; soweit möglich, werden auch diese Darstellungen durch Abbildungen gestützt.
Werke, die erst in einem späteren Band ediert werden, sind, wenn zum Verständnis des aktuellen Bands nötig, in einer hinsichtlich der weiterführenden Links erheblich verkürzten Übersicht dargestellt.
5.2.2. Der erweiterte digitale Apparat
Auf dem der jeweiligen Bandpublikation beigelegten digitalen Medium steht ein erweiterter Apparat zu Regers Leben und Schaffen zur Verfügung, der über die werk- und damit bandspezifischen Informationen hinausgeht. Dieser bietet etwa eine Chronologie der Kompositionen, Informationen zu Widmungsträgern, Textdichtern (Vokalwerke) sowie eine Auswahl von Dispositionen (Orgelwerke). In Letztere sind (Ur-)Aufführungsinstrumente und einige Orgeln aufgenommen, die Reger selbst gespielt hat; sie illustrieren gewissermaßen Regers Orgel-Umwelt. Zum erweiterten Apparat gehören außerdem eine Darstellung von Regers genereller Arbeitsweise, den orthografischen Besonderheiten seiner Notenmanuskripte sowie Informationen zu der allgemeinen Quellensituation und eine Kurzbiografie mit vollständigen Werklisten. In diese Biografie eingebettet sind Artikel zu wichtigen Personen und Institutionen.
Der erweiterte Apparat wird erschlossen durch eine separate Navigation (»Umfeld der Werke«), die in bandspezifische und allgemeine Aspekte trennt.
Namenregister führen Personen und Institutionen auf, die im digitalen Apparat mit einem eigenen Artikel vertreten sind; diese Register werden jeweils in zwei Fassungen angeboten: zum einen bandbezogen, zum anderen vollständig auch für die aus dem Kontext anderer Bände vorliegenden Artikel.
Personen-Artikel (außer jene zu Personen mit hohem Bekanntheitsgrad wie etwa Bach, Brahms, Strauss usw.) beginnen mit einem biografischen Abriss, dem der Bezug zu Reger (sowohl persönlich als auch in Werken) folgt. Artikeln etwa zu Verlagen werden Übersichten zu den publizierten Reger-Werken beigegeben.
Alle Artikel über Personen, Orte und Institutionen werden mit möglichst zeitgenössischen Abbildungen (Bildern, Fotografien, Postkarten) illustriert. Urheberrechtlich geschützte Abbildungen werden nur nach Erteilung der entsprechenden Rechte verwendet. Es wird stets versucht, alle Rechteinhaber ausfindig zu machen; sollten weitere Ansprüche bestehen, bitten wir um Kontaktaufnahme mit dem Max-Reger-Institut.
5.3. Digitalisierung
Ein wesentlicher Bestandteil der Hybrid-Edition sind die auf dem digitalen Medium beigegebenen Abbildungen der Notenquellen (Manuskripte, Drucke), aber auch der Briefe und sonstigen Dokumente sowie von Personen, Aufführungsorten usw. Um ein einheitliches Qualitätslevel und Erscheinungsbild der Abbildungen in diesem stark visuell geprägten Teil der RWA zu erreichen, werden die verfügbaren Vorlagen möglichst hausintern und nach bestimmten Regeln digitalisiert (vgl. Leitfaden Digitalisierung und digitale Archivierung der Sammlungsbestände des Max-Reger-Instituts).
Gescannt wird grundsätzlich mit einer Auflösung von 600 dpi im TIFF-Format. Für die Verwendung in Edirom werden die Dateien auf eine von der Speicherkapazität des Mediums abhängige Größe reduziert (derzeit durchschnittlich 200 dpi) und in ein JPEG umgewandelt. Auf die Qualität käuflich erworbener Digitalisate hat die RWA naturgemäß keinen Einfluss. Wird eine Digitalisierung in Auftrag gegeben, so werden die gewünschten Vorgaben mitgeteilt.
Im Unterschied zu den Editionsabbildungen und Quellendigitalisaten sind Varianten und alternative Fassungen ausdruckbare Bestandteile (PDF) der digitalen Publikation (s.o.). Sämtliche Autographen sowie weitere sensible Bilddateien werden mit einem digitalen Wasserzeichen versehen.
Citation
Editorial Guidelines, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/guidelines.html, last check: 21st November 2024.
Information
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