Othmar Schoeck
Correspondence
1.
1.1.
Othmar Schoeck wurde am 1. September 1886 in Brunnen (Zentralschweiz) geboren. Zunächst strebte er wie sein Vater eine Karriere als Kunstmaler an, verlegte sich jedoch ab 1904 auf ein Musikstudium am Zürcher Konservatorium bei Robert Freund und Friedrich Hegar. 1907 trat er in das Leipziger Konservatorium ein und wurde Schüler Max Regers (Komposition) und Felix Teichmüllers (Klavier). 1908 kehrte er nach Zürich zurück, feierte mit seinen Kompositionen erste Erfolge und wirkte u.a. als Chorleiter: 1908-1909 war er zweiter Dirigent des Männergesangvereins »Harmonie«, von 1909 bis 1915 leitete er den Männerchor Aussersihl und von 1911 bis 1916 den Männergesangverein Zürich. In der Folge erhielt er zur Förderung seiner kompositorischen Karriere mäzenatische Zuwendungen durch Werner Reinhard. 1917 wurde er Musikdirektor des St. Galler Konzertvereins und hatte diese Stellung bis 1944 inne. Schoeck starb am 8. März 1957 in Zürich.
Schoecks Werkverzeichnis enthält u.a. vier Opern, zahlreiche Orchesterwerke, Chöre, vokalsymphonische Werke, Kammer- und Klaviermusik. Populärität erreichte er insbesondere mit seinen 350 Klavierliedern, zu denen sich 80 Gesänge mit Instrumentalbegleitung fügen. Sie brachten ihm den Ruf eines schweizerischen Schubert ein.1
1. Reger-Bezug
Die erste Begegnung von Schoeck und Reger fand, vermittelt durch die Stuttgarter Hofopernsängerin Anna Sutter, im Januar 1907 bei einer Soiree im Haus des Klavierfabrikanten Apollo Klinckerfuß statt. Dessen Tochter, die Pianistin Margarethe Klinckerfuß, erinnerte sich: “Als Reger wieder einmal bei uns am Bechstein saß, meldete sich ein Jüngling, um sich mit mitgebrachten Liedern bei Reger einzuführen. Reger nahm sofort ein Lied vor und legte es dann auf die linke Pultseite, worauf er weitere Lieder Schoecks spielte, von denen er ab und zu eines auf die rechte Pultseite legte. Nach Schluß seiner Durchsicht der Schoeckschen Lieder sagte Reger zu dem erstaunten jungen Komponisten, für die rechts gelegten Lieder wolle er ihm zu einem Verleger verhelfen. Einige Monate danach, im März 1907, wurde Regers ans Leipziger Konservatorium berufen. Wie mir Othmar Schoeck später mitteilte, schrieb ihm Reger damals, er solle sein Schüler werden, und zwar so dringend, daß sein damaliger Lehrer Friedrich Hegar ihm gesagt habe: „Wenn ein Mann wie Reger Ihnen so schreibt, dann können Sie nicht anders!“” 1
Schoeck trat im April 1907 in Regers Kompositionsklasse ein, die er bis Ostern 1908 besuchte. Reger hatte dem künftigen Schüler vor dessen Ankunft in Leipzig versprochen, die “Hand stets schützend u. fördernd” über ihn zu halten und ihm versichert: “Ich will was ganz Gehöriges aus Ihnen machen” (Brief vom 11. März 1907). Während des Unterrichts gerieten die Vorstellungen Schoecks in Konflikt mit der kontrapunktischen Orientierung seines Lehrers: “Reger protestiert in netter Weise gegen meine einfache Compositionsweise. Ich gebe ihm noch diplomatisch nach bis ich mein Zeugnis habe. Aber von meiner inneren Überzeugung bringt er mich nicht ab.” 2 Thema im Unterricht waren oftmals Schoecks Beiträge in der Gattung Lied, auf die er früh fokussiert war; das im Mai 1907 als Opus 6 Nr. 5 vertonte Marienlied von Novalis setzte knapp vier Monate später Reger als Orgellied ebenfalls in Musik (vgl. Opus 105, Entstehung). In Schoecks Abgangszeugnis schrieb Reger schließlich: “Ist ein sehr begabter Komponist, dem nur zu wünschen ist, daß er noch mehr musikalische Selbständigkeit gewin[n]t.” 3
Ein über die Leipziger Studienzeit hinausreichender Kontakt Schoecks zu Reger ist nicht dokumentiert. Ende November 1913 dirigierte er die schweizerische Erstaufführung von Regers Römischem Triumphgesang op. 126 mit dem Winterthurer Stadtorchester und dem Männerchor Aussersihl; als Leiter des St. Galler Konzertvereins setzte er zudem einige Orchesterwerke seines einstigen Lehrers aufs Programm.4
Object reference
Othmar Schoeck, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00253.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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