Anna Erler-Schnaudt
Correspondence, Dedicatee, Performer
- Correspondence, Dedicatee, Performer
- –
1.
1.1.
Anna Schnaudt wurde am 11. März 1878 in Moers als Tochter eines Webermeisters geboren. Nach dem Besuch des Lyzeums in Duisburg studierte sie von 1903 bis 1906 bei Karl Erler (1858–1925) in München; am 31. Dezember 1906 fand die kirchliche Trauung in Moers statt. 1910 war sie eine der Solistinnen bei der Münchner Uraufführung von Gustav Mahlers Achter Symphonie. Mehrfach wurde die Altistin für ihre Kunst geehrt, so 1911 von Herzog Carl-Eduard von Coburg mit der Medaille für Kunst und Wissenschaft, 1913 auf Vorschlag Regers von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen mit dem Titel Herzoglich Sachsen-Meiningische Kammersängerin und 1916 mit dem König-Ludwig-Kreuz für Heimatverdienste während der Kriegszeit. Zwar führten sie zahlreiche Konzertreisen ins benachbarte Ausland, doch blieb sie gerade ihrer Heimat verbunden: “In der Zeit von 1905–1929 hat sie in Moers 15 mal in offiziellen Konzerten gesungen und 36 mal im Umkreis von 30 km um Moers bis z.B. Düsseldorf, Wesel, Kleve, Krefeld und Essen.” 1 (Vgl. Aufführungen.) Schon bald wirkte Anna Erler-Schnaudt ebenfalls als Gesangspädagogin, zeitweise gemeinsam mit ihrem Mann, und leitete ab 1928, nach Ende ihrer aktiven Karriere, bis 1940 eine Meisterklasse an der Folkwangschule in Essen. Anna Erler-Schnaudt starb am 30. April 1963 in Viersen.
1. Reger-Bezug
Als Anna Schnaudt ihr Gesangsstudium in München begann, dürfte Karl Erler schon mit Reger bekannt gewesen sein. Anna Schnaudts erste wohl auch persönliche Begegnung mit Reger ergab sich durch ihre Mitwirkung bei einem Vokalquartett, das am 8. Dezember 1904 gemeinsam mit dem Komponisten auftrat – auf dem Programm standen u.a. einige der Sechs ausgewählten Volkslieder für gemischten Chor WoO VI/10. Der erste gemeinsame Liederabend mit Reger am 8. Februar 1906 wurde von der Kritik sehr positiv aufgenommen, bot er doch “ein in hohem Grade stilvolles Programm. […] Der Komponist saß selbst am Flügel und begleitete mit jener Kunst, in der er hier in München keinen Rivalen hat. Die Sängerin hat einen prachtvollen dunklen Alt […]; ihre Tiefe ist noch klangvoll und satt und ihre Höhe mühelos.” 1 In einem Empfehlungsschreiben vom 8. Mai 1906 attestierte ihr Reger eine der “schönsten, klangvollsten Altstimmen von großem Umfang, die ich je gehört habe” sowie “musikalische u. poetisch gestaltende Intelligenz”.2 Und so ließ er “mich stets frei gestalten und hielt nicht verbissen an seinen vorgeschriebenen Vortragszeichen fest. Wie oft hat er mir gesagt: „Ich hatte mir das Lied anders vorgestellt, aber wie Sie es singen, so ist es richtig, so wirkt es!“” (Erinnerungen 1958)3 Ähnlich äußerte sich Reger ja auch gegenüber Karl Straube, was dessen Interpretation seiner Orgelwerke betraf. Laut Anna Erler-Schnaudt “war […] unsere künstlerische Übereinstimmung so groß, daß er einmal scherzhafter Weise zu meinem Mann sagte: „Weißt Erler, Dei Alte und ich, mir riechen uns!“” (Erinnerungen 1950)4
Anlässlich einer Reger-Gedächtnisfeier rühmte die Münchener Zeitung: “Frau Erler-Schnaudt gehört zu den wenigen, die berufen sind, das Erbe Regerscher Vortragskunst zu hüten und weiterzugeben. […] Das feine und doch ungesuchte Gestalten des einzelnen, das „Weil auf und Weil nieder“ des Regerschen Expressivos, all die zahllosen kleinen Dehnungen und Verkürzungen gelingen dieser Künstlerin so echt und spontan wie dem Meister selbst.” 5 Und so konnte Alexander Berrsche wohl zu Recht resümieren: “Die Regersche Dynamik mit ihren reichen Unterteilungen und ihrem Nebeneinander starker Gegensätze wirkt bei Frau Erler natürlich und keineswegs „überbezeichnet“, weil die Künstlerin den inneren Ausdruck findet, der sich hinter den Zeichen versteckt. […] In ihrer Art, Regers Gesänge mit gewaltigem Griff und zugleich mit zarten Fingern anzufassen, ist sie die einzige geblieben, die Regersängerin ohnegleichen.” 6
An Regers 43. Geburtstag zeigte dieser “Frau Erler seine neuen geistlichen Lieder [op. 137] und sprach mit ihr über das Lied „Geht nun hin und grabt mein Grab, denn ich bin des Treibens müde“ [Nr. 7 Grablied]. Sich zu ihr wendend, meinte er: „Ich möchte, daß Sie mir das an meinem Grabe sängen.“” 7 Sein Wunsch sollte erfüllt werden. “Am 11. Mai [1916] kam dann die Schreckensbotschaft vom Ableben des Meisters. Ich erhielt von Frau Reger ein Telegramm mit den Worten: „Nun können Sie ihm sein Schlummerlied singen.“ Das habe ich getan.” (Erinnerungen 1930)
Object reference
Anna Erler-Schnaudt, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00354.html, last check: 24th November 2024.
Information
This is an object entry from the RWA encyclopaedia. Links and references to other objects within the encyclopaedia are currently not all active. These will be successively activated.