Franz Karl Ginzkey

Lyricist

Gender
male
Profession
officer
Birth
8th September 1871
Death
11th April 1963
MRI-Identifier
mri_pers_01009

Name
Franz Karl Ginzkey
Used Name
Franz Karl Ginzkey
Pseudonym
Heinrich Hege

References to Reger
    Lyricist
References to others

1.

1.1.

Franz Karl Ginzkey, Fotografie (undatiert), abgebildet in Robert Hohlbaum, , Leipzig 1921.
Franz Karl Ginzkey, Fotografie (undatiert), abgebildet in Robert Hohlbaum, Franz Karl Ginzkey. Sein Leben und Schaffen, Leipzig 1921.

Franz Karl Ginzkey1, geboren am 8. September 1891 in Pola/ österreichisches Küstenland (heute: Pula/Kroatischer Teil Istriens), absolvierte als Sohn eines k.u.k. Marineoffiziers eine entsprechende militärische Ausbildung: Er besuchte in Pola die Marienvolks- und Unterrealschule, hierauf die Marine-Akademie in Fiume (heute: Rijeka, Kroatien) und die Infanterie-Kadettenschule in Triest. 1893 ergriff er den “Brotberuf”2 des Offiziers mit Stationen in Salzburg (Kaserne Hohensalzburg), Braunau am Inn und Pola, 1897 wechselte er in das Militärgeographische Institut nach Wien, wo er als Karthograph arbeitete; eine “allgemeine reizbare Nervenschwäche höheren Grades”3 fürte 1912 zu seiner Beurlaubung. Ginzkey wurde anlässlich des Ersten Weltkriegs reaktiviert und ließ sich im November 1914 der Literarischen Gruppe des Kriegsarchivs zuteilen, in der er auch seine Freunde Stefan Zweig,4 Felix Salten und Rudolf Hans Bartsch unterbrachte. Nach dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915 berichtete er von der Tiroler Front. Er verfasste unter anderem Kriegsfeuilletons für die Frontsoldaten sowie Artikel in der archiveigenen Zeitschrift Donauland, der Neuen freien Presse und der Literaturbeilage der deutschnationalen Tageszeitung Die Republik. Nach Auflösung der Literarischen Gruppe wechselte Ginzkey in die militärische Staatsaktenabteilung; 1920 wurde er in den Ruhestand versetzt und zog, auf Anraten des dort ansässigen Freundes Zweig, nach Salzburg.5

Zwischen den Kriegen etablierte sich Ginzkey als Funktionär des österreichischen Literaturbetriebs: Er leitete die Zeitschrift Bergland und amtierte (seit 1917) als Erster Vorsitzender des Schutzverbands deutscher Schriftsteller Österreichs (1923 aufgelöst). 1921 unterstüzte er publizistisch die Volksabstimmungen in einigen Bundesländern zum Anschluss an das Deutsche Reich, den er als “„kulturelle Notwendigkeit“”6 bezeichnete. Ab 1924 wirkte er im Kuratorium der Salzburger Festspiele, war zeitweise im Senat innerhalb der Gesellschaft für deutsches Schrifttum vertreten und erhielt 1931 ein Ehrendoktorat der Universität Wien.
Trotz seiner deutschnationalen Überzeugungen, die er wiederholt kundtat,7 machte Ginzkey als Staatsrat des austrofaschistischen Schuschnigg-Regimes (1934–38) Karriere. In Funktion eines Konsulenten des Bundeskommissärs für Heimatdienst, Oberst Walter Adam, wirkte er als Juror beim Österreichischen Staatspreis für Literatur, zudem gab er für den Bund der Deutschen Schriftsteller Österreichs die Anthologie Gesänge der Ostmark (Leipzig 1938) heraus. Aufgrund dieser Aktivitäten für den Ständestaat Schuschniggs sowie einer früheren Mitgliedschaft in der Freimaurerloge »Zukunft« (1919–1931) wurde Ginzkey, als “Konjunkturritter ärgster Sorte”8 kritisiert, nach dem Anschluss Österreichs die erhoffte Mitgliedschaft in die NSDAP zunächst verwehrt. Erst Ende 1941 wurde er durch einen Gnadenerlass der Kanzlei Hitlers in die Partei aufgenommen, wodurch insbesondere seine Stellung als Leiter der Adalbert-Stifter-Gesellschaft (1933, ab 1937) legitimiert war.

Ginzkey, der ab 1938 in Wien und ab 1944 in Seewalchen am Attersee lebte, wurde 1947 im Zuge der Entnazifizierungsverfahren als minderbelastet eingestuft und eine gefragte literarische Stimme der zweiten Republik in Österreich. Er wurde 1951 zum Professor ernannt und erhielt unter anderem den Preis der Stadt Wien für Literatur (1954) sowie den Ehrenpreis für Wissenschaft und Kunst (1957). Er starb am 11. April 1963 im Alter von 92 Jahren in Seewalchen.

Ginzkey begann im Alter von 13 Jahren Gedichte zu schreiben und veröffentlichte erste Beiträge in Periodika und Armee-Zeitungen. Mit Unterstützung des bekannten steirischen Heimatdichters Peter Rosegger, in dessen Anthologie Heimgarten er unter dem Pseudonym Heinrich Hege vertreten ist, konnte er 1901 seine erste eigene Lyrik-Sammlung Ergebnisse herausbringen.9 1904 erschien sein Kinderbuch Hatschi Bratschi’s Luftballon, das Ginzkeys bekannteste Publikation bleiben sollte und zahlreiche Auflagen und Neuausgaben bis in die heutige Zeit erfahren hat.10

Insgesamt verfasste Ginzkey 96 selbständige Publikationen in nahezu allen literarischen Gattungen, wobei die “vorwiegende Schaffensphase in die Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg fällt.”11 Zahlreichen Romane und Novellen – darunter Jakobus und die Frauen (1908), Der von der Vogelweide (1912), Der Gaukler von Bologna (1916), Die einzige Sünde (1920), Der Weg zu Oswalda (1924) und Magie des Schicksals (1932) – erschienen beim Leipziger Verlag L. Staackmann, seinem Hauptverleger bis in die 1930er Jahre. Ginzkey bediente sich eines neuromantischen Stils, “der sich der ästhetizistischen Moderne, repräsentiert im „jungen Wien“, verschloss”12 und an die Novellistik Adalbert Stifters gemahnt. Neben der zweiten lyrischen Sammlung Das heimliche Läuten (1906) publizierte er auch zwei Bände mit Kriegslyrik, Lieder (1916) und Befreite Stunde (1917). Als Auftragswerk eines Pressebeamten entstand 1955 der Hymnentext Oh Heimat, dich zu lieben, der seit 1965 als niederösterreichische Landeshymne zu der Melodie des Bundesliedes op. 122 von Ludwig van Beethoven gesungen wird. Im April 2023 forderte die »IG Autorinnen und Autoren« (Geschäftsführer Gerhard Ruiss) die Neuausschreibung der Hymne, die als historisch belastet wahrgenommen wurde. Eine zur Bewertung dieser Forderungen einberufene Kommission, die zu diesem Anlass auch neue Forschungen zu Leben und Werk Ginzekys veröffentlichte,13 ordnete Ginzkeys Text, ein “tpyisches Beispiel für die konventionelle Textart „Hymne“”14, jedoch als unbedenklich ein und sah von einer Neuausschreibung ab.15

1.2. As lyricist

Vertonungen (Auswahl)

  • Emil Nikolaus von Rezniček: Das Schiff und Dauerndes Licht, Abendwolke, Seliges Ende und Flieg aus, mein Herz Nr. 1, 2, 5–7 aus Sieben Lieder (1939)
  • Lili Hutterstrasser-Scheidl: Sage von der Ewigkeit (1940)
  • Grete von Zieritz: Lied an Deutschland (1940)

1
Die Daten zu Leben und Werk Ginzkeys sind, sofern nicht konkret angegeben, den beiden folgenden maßgeblichen Publikationen entnommen: Elisabeth Buxbaum, Des Kaisers Literaten. Kriegspropaganda zwischen 1914 und 1918, hrsg. von der Armin Berg Gesellschaft, Wien 2014 bzw. Bericht der Historikerkommission zur Aufarbeitung der Person Franz Karl Ginzkey und des Entstehungszusammenhangs der Niederösterreichischen Landeshymne, hrsg. von Heidemarie Bachhofer und Roman Zehetmayer, St. Pölten 2023. Die zitierten Aufsätze aus diesem Band werden im Folgenden separat ausgewiesen.
2
Buxbaum (wie Anm. 1), S. 81
3
Ebda., S. 82.
4
Am 20. November 1914 schreibt Ginzkey in sein Tagebuch: “Es ist mir gelungen, Stefan Zweig auf Kriegsdauer ins Archiv zu bringen” Zitiert nach ebda., S. 84.
5
Die enge Freundschaft Zweigs und Ginzkeys sollte zur Zeit des Schusschnig-Regimes dann gefährdet sein (siehe Stefan Zweig, Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers, London/Stockholm 1941, S. 393f.; zu dieser Passage siehe Buxbaum (wie Anm. 1), S. 115.
6
Franz Karl Ginzkey, »Freie Stimmen«, in Deutsche Kärntner Landeszeitung vom 15. April 1919, S. 1; zitiert nach Siegfried Göller, »Franz Karl Ginzkey – politische Biographie«, in Bericht der Historikerkommission (wie Anm. 1), S. 49–68; hier: S. 52.
7
Ginzkey war unter anderem auch Mitglied der informellen deutschnationalen Runde um den Burgtheaterdirektor Max Morold (vgl. ebda., S. 53).
8
Göllner (wie Anm. %), S. 59.
9
Danielle Spera, »Einordnung der Person Franz Karl Ginzkey anhand ausgewählter Exempel«, in Bericht der Historikerkommission (wie Anm. 1), S. 69–86; hier: S. 71.
10
Das Buch wurde 1933 mit antisemitischen Illustrationen von Ernst von Dombrowski herausgegegeben und erfuhr nach 1945 Ausgaben mit veränderten Textpassagen. Hans Magnus Enzenberger, der das Werk als sein Lieblingsbuch bezeichnete, schrieb: »Nichtswürdige Verleger haben es verstümmelt, blöde Illustratoren verfälscht, pädagogische Aufseher kastriert, und am Ende wurde es ganz aus dem Verkehr gezogen« (Hans Magnus Enzensberger, »Mein Lieblingsbuch „Hatschi Bratschi“, in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. August 2003; zitiert nach Spera [wie Anm. %], S. 72). Enzensberger irrte: Das Buch wurde weiterhin auch in der Originalausgabe unter anderem in einem Wiener Buchcafé verkauft, was 2019 »mit dem Verweis auf kolonialen und orientalischen Rassismus einen Sturm der Entrüstung in den sozialen Medien« zur Folge hatte. (Spera [wie Anm. %], S. 73).
11
(Stefan Karner, »Die Ergebnisse der Kommission [Überblick]«), in Bericht der Historikerkommission [wie Anm. 1], S. 9–19; hier: S. 10).
12
Ebda., S. 16
13
Vgl. Bericht der Historikerkommission (wie Anm. 1).
14
Karner (wie Anm. %), S. 18.
15
“Der Text […] weist keinerlei Merkmale hinsichtlich Diskriminierungen, Intoleranz, rassistischer Vorurteile oder Antisemitismus auf […].” (ebda.).

1. Reger-Bezug

Über einen Kontakt Regers mit Franz Karl Ginzkey ist nichts bekannt.

Object reference

Franz Karl Ginzkey, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_01009.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.

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