Franz Karl Ginzkey
Lyricist
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1.
1.1.
Franz Karl Ginzkey1, geboren am 8. September 1891 in Pola/ österreichisches Küstenland (heute: Pula/Kroatischer Teil Istriens), absolvierte als Sohn eines k.u.k. Marineoffiziers eine entsprechende militärische Ausbildung: Er besuchte in Pola die Marienvolks- und Unterrealschule, hierauf die Marine-Akademie in Fiume (heute: Rijeka, Kroatien) und die Infanterie-Kadettenschule in Triest. 1893 ergriff er den “Brotberuf”2 des Offiziers mit Stationen in Salzburg (Kaserne Hohensalzburg), Braunau am Inn und Pola, 1897 wechselte er in das Militärgeographische Institut nach Wien, wo er als Karthograph arbeitete; eine “allgemeine reizbare Nervenschwäche höheren Grades”3 fürte 1912 zu seiner Beurlaubung. Ginzkey wurde anlässlich des Ersten Weltkriegs reaktiviert und ließ sich im November 1914 der Literarischen Gruppe des Kriegsarchivs zuteilen, in der er auch seine Freunde Stefan Zweig,4 Felix Salten und Rudolf Hans Bartsch unterbrachte. Nach dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915 berichtete er von der Tiroler Front. Er verfasste unter anderem Kriegsfeuilletons für die Frontsoldaten sowie Artikel in der archiveigenen Zeitschrift Donauland, der Neuen freien Presse und der Literaturbeilage der deutschnationalen Tageszeitung Die Republik. Nach Auflösung der Literarischen Gruppe wechselte Ginzkey in die militärische Staatsaktenabteilung; 1920 wurde er in den Ruhestand versetzt und zog, auf Anraten des dort ansässigen Freundes Zweig, nach Salzburg.5
Zwischen den Kriegen etablierte sich Ginzkey als Funktionär des österreichischen Literaturbetriebs: Er leitete die Zeitschrift Bergland und amtierte (seit 1917) als Erster Vorsitzender des Schutzverbands deutscher Schriftsteller Österreichs (1923 aufgelöst). 1921 unterstüzte er publizistisch die Volksabstimmungen in einigen Bundesländern zum Anschluss an das Deutsche Reich, den er als “„kulturelle Notwendigkeit“”6 bezeichnete. Ab 1924 wirkte er im Kuratorium der Salzburger Festspiele, war zeitweise im Senat innerhalb der Gesellschaft für deutsches Schrifttum vertreten und erhielt 1931 ein Ehrendoktorat der Universität Wien.
Trotz seiner deutschnationalen Überzeugungen, die er wiederholt kundtat,7 machte Ginzkey als Staatsrat des austrofaschistischen Schuschnigg-Regimes (1934–38) Karriere. In Funktion eines Konsulenten des Bundeskommissärs für Heimatdienst, Oberst Walter Adam, wirkte er als Juror beim Österreichischen Staatspreis für Literatur, zudem gab er für den Bund der Deutschen Schriftsteller Österreichs die Anthologie Gesänge der Ostmark (Leipzig 1938) heraus. Aufgrund dieser Aktivitäten für den Ständestaat Schuschniggs sowie einer früheren Mitgliedschaft in der Freimaurerloge »Zukunft« (1919–1931) wurde Ginzkey, als “Konjunkturritter ärgster Sorte”8 kritisiert, nach dem Anschluss Österreichs die erhoffte Mitgliedschaft in die NSDAP zunächst verwehrt. Erst Ende 1941 wurde er durch einen Gnadenerlass der Kanzlei Hitlers in die Partei aufgenommen, wodurch insbesondere seine Stellung als Leiter der Adalbert-Stifter-Gesellschaft (1933, ab 1937) legitimiert war.
Ginzkey, der ab 1938 in Wien und ab 1944 in Seewalchen am Attersee lebte, wurde 1947 im Zuge der Entnazifizierungsverfahren als minderbelastet eingestuft und eine gefragte literarische Stimme der zweiten Republik in Österreich. Er wurde 1951 zum Professor ernannt und erhielt unter anderem den Preis der Stadt Wien für Literatur (1954) sowie den Ehrenpreis für Wissenschaft und Kunst (1957). Er starb am 11. April 1963 im Alter von 92 Jahren in Seewalchen.
Ginzkey begann im Alter von 13 Jahren Gedichte zu schreiben und veröffentlichte erste Beiträge in Periodika und Armee-Zeitungen. Mit Unterstützung des bekannten steirischen Heimatdichters Peter Rosegger, in dessen Anthologie Heimgarten er unter dem Pseudonym Heinrich Hege vertreten ist, konnte er 1901 seine erste eigene Lyrik-Sammlung Ergebnisse herausbringen.9 1904 erschien sein Kinderbuch Hatschi Bratschi’s Luftballon, das Ginzkeys bekannteste Publikation bleiben sollte und zahlreiche Auflagen und Neuausgaben bis in die heutige Zeit erfahren hat.10
Insgesamt verfasste Ginzkey 96 selbständige Publikationen in nahezu allen literarischen Gattungen, wobei die “vorwiegende Schaffensphase in die Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg fällt.”11 Zahlreichen Romane und Novellen – darunter Jakobus und die Frauen (1908), Der von der Vogelweide (1912), Der Gaukler von Bologna (1916), Die einzige Sünde (1920), Der Weg zu Oswalda (1924) und Magie des Schicksals (1932) – erschienen beim Leipziger Verlag L. Staackmann, seinem Hauptverleger bis in die 1930er Jahre. Ginzkey bediente sich eines neuromantischen Stils, “der sich der ästhetizistischen Moderne, repräsentiert im „jungen Wien“, verschloss”12 und an die Novellistik Adalbert Stifters gemahnt. Neben der zweiten lyrischen Sammlung Das heimliche Läuten (1906) publizierte er auch zwei Bände mit Kriegslyrik, Lieder (1916) und Befreite Stunde (1917). Als Auftragswerk eines Pressebeamten entstand 1955 der Hymnentext Oh Heimat, dich zu lieben, der seit 1965 als niederösterreichische Landeshymne zu der Melodie des Bundesliedes op. 122 von Ludwig van Beethoven gesungen wird. Im April 2023 forderte die »IG Autorinnen und Autoren« (Geschäftsführer Gerhard Ruiss) die Neuausschreibung der Hymne, die als historisch belastet wahrgenommen wurde. Eine zur Bewertung dieser Forderungen einberufene Kommission, die zu diesem Anlass auch neue Forschungen zu Leben und Werk Ginzekys veröffentlichte,13 ordnete Ginzkeys Text, ein “tpyisches Beispiel für die konventionelle Textart „Hymne“”14, jedoch als unbedenklich ein und sah von einer Neuausschreibung ab.15
1.2. As lyricist
Vertonungen (Auswahl)
- Emil Nikolaus von Rezniček: Das Schiff und Dauerndes Licht, Abendwolke, Seliges Ende und Flieg aus, mein Herz Nr. 1, 2, 5–7 aus Sieben Lieder (1939)
- Lili Hutterstrasser-Scheidl: Sage von der Ewigkeit (1940)
- Grete von Zieritz: Lied an Deutschland (1940)
1. Reger-Bezug
Über einen Kontakt Regers mit Franz Karl Ginzkey ist nichts bekannt.
Object reference
Franz Karl Ginzkey, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_01009.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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