Weiden, 16th February 1899

Max Reger to Josef Loritz

Object type
Letter
Date
16th February 1899 (source)
Sent location
Weiden
Source location
DE,
München,
Bayerische Staatsbibliothek,
Fasc. germ. 75, Nr. 2

Senders
  • Max Reger
Recipients
Joseph
Loritz

Incipit
Lieber Freund!
Warum bin ich so lange ohne Nachricht von Dir? Hast Du meinen letzten Brief erhalten? […]

Regesta
Regensburger Liederkranz dankt für die Widmung der Neun ausgewählten Volkslieder [WoO VI/7] • da der E. 2. Dirigent des Chores und der 1. Dirigent immer krank, bittet er den E. die Volkslieder [auch WoO VI/6] singen zu lassen • sagt zu, nach Erscheinen dem E. sofort ein Exemplar zuzusenden • immer auf der Suche nach Texte zur Balladenkomposition – »Einen habe ich schon« • hat auch schon andere Liedtexte und wird dem E. bald ein Liederopus widmen • Die Fünf ausgewählten Volkslieder [WoO VI/6] »müssen jeden Tag erscheinen« • sendet Heft 2 der soeben erschienen Walzer op. 22, die auch zweihändig erscheinen werden • berichtet, dass der Verlag Aibl bislang elf Werke genommen hat und dass am 1. März die Orgelwerke opp. 27 und 29 erscheinen • berichtet von zwei geistlichen Gesängen für Singstimme und Orgel [op. 19], die der E. gut in Kirchenkonzerten singen kann • empfiehlt neue Zigarrenmarke – gut und günstig (3,60 pro Hundert), raucht sie täglich • weiß um die Problematik seiner Liedkompositionen, die »jedem „Reißereffekt“ so sehr absichtlich aus dem Wege gehn« • Philipp Scharwenka bezeichnet die Lieder als »vornehme, auf ungewöhnlichen Wegen wandelnde Kunst« • sendet einige Stücke aus den soeben erschienenen Klavierstücken op. 24 und 26 • arbeitet an Klavierstücken »großen Styls für Konzertzwecke« op. 32 • fühlt sich wohl, machte aber Fastnacht »gar nichts« mit: »Die Leute sind alle so schrecklich engherzig, u. da stößt ein Mensch mit so freien Ansíchten wie ich sie habe, überall an« • bittet darum, besonders für die Walzer op. 22 Propaganda zu machen
Remarks

Publications

Der junge Reger. Briefe und Dokumente vor 1900, hrsg. von Susanne Popp, Wiesbaden 2000 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XV), S. 391f.

1.

Lieber Freund!        Warum bin ich so lange ohne Nachricht von Dir?[1] Hast Du meinen letzten Brief erhalten? Der Ausschuß des „Regensburger Liederkranzes“ sandte mir unterdessen auf meine offizielle Mittheilung, daß dem Liederkranz meine Volkslieder (die neuen 9) gewidmet sind, ein Dankschreiben, das mich sehr erfreute. Du bist ja 2. Dirigent u. da der 1. Dirigent krank ist immer, wie ich gehört habe, so sei so gut u. lasse also die Sachen fest singen. Ich sende Dir wenn die Volkslieder erscheinen, sofort ein Exemplar. Nicht wahr, auch die Fünf ausgewählten Volkslieder, von de­nen Du ja 4 hier hörtest, läßest Du singen! Gelt ja! Ihr könnt ja die Chöre auch einzeln haben. Also thue Dein Möglichstes.        Für Balladen ist leider Gottes so schwer ein Text zu finden.[2] Einen habe ich schon. Zu anderen Liedern habe ich schon mehrere Texte. Ich setze ein Heft von 5–6 Stück zusammen u. sind dann alle Dir gewidmet.[3] Gedulde Dich also noch ein paar Augenblickchen. Die 5 ausgewählten Volkslieder müssen jeden Tag erscheinen. Du erhältst dann sogleich Partitur!        Mit diesem Briefe sende ich Dir Heft 2 meiner soeben erschienenen Walzer op 22 für Klavier zu 4 Händen.        Entschuldige, wenn ich Dir nicht auch das I. Heft sende. Aber meine Anzahl von Freiexemplaren ist so klein, daß ich mit bestem Willen, Dir nicht alle senden kann.        Bitte, empfehle die Walzer (bitte unter genauer Angabe der opuszahl u. des Verlegers) so gut  Du kannst in Deinen Bekanntenkreisen. Die Walzer kommen auch 2 händig. Ich bearbeite sie soeben.        Aibl hat nun 11 neue Werke von mir in Verlag u. hat mich um das Vorkaufsrecht für meine zukünftigen Sachen gebeten. Wenn also jetzt die Walzer, Volkslieder eingeführt werden, so daß sie gehen, so habe ich bei Aibl meine „bleibende Stätte“ gefunden, die mir sehr behagt, da er sehr prompt zahlt.        Am 1. März werden 2 neue Orgelwerke erscheinen.        op 27 Fantasie über den Choral: „Ein’ feste Burg ist unser Gott“        u. op 29 Fantasie & Fu­ge (Cmoll) für Orgel.        Du kennst diese beiden Werke noch nicht. Ich sende sie Dir zu. Im Falle Du wieder in Kirchenconcerten singst, so habe ich 2 brillante Nummern für Dich; mein op 19 (Aibl) sind 2 geistliche Gesänge mit Orgel. Ich sende sie Dir sogleich wenn sie erschienen sind. (Kommen deutsch u. englisch)        Hast Du Dir schon Cigarren (Manila) bei Kirking in Orsoy[4] bestellt. Ich rauche die Sorte tagtäglich u. schmeckt sie mir ausgezeichnet. Und der Preis 3,60 pro Hundert ist so sehr billig.    Nun, wie ist’s, hast Du meine Lieder gesungen? Bitte, singe sie! Ich weiß, es ist eine schwere Aufgabe mit solchen Liedern vor’s Publikum zu treten, da diese Lieder jedem „Reißereffekt“ so sehr absichtlich aus dem Wege gehen. Die Leute müssen sich eben daran [1] Nach dem gemeinsamen Konzert in Weiden waren Reger und Loritz Duzfreunde. [2] Loritz war ein Schüler Eugen Guras, dem Löwes Balladen ihre Neubelebung im Konzertsaal verdankten.  [3] Von seinem nächsten Liederopus 35 widmete Reger die erste Nummer Du liebes Auge „Meinem lieben Freunde Jos. Loritz.“, im gleichen Jahr noch folgte die Widmung von Abschied op. 43, Nr. 4, während ihm 1902 ein ganzes Liederopus – die Sechzehn Gesänge op. 62 ­– gewidmet wurde. [4] Orsoy, eine Kleinstadt in der Nähe von Moers, war für ihre Zigarrenfabrikation bekannt.  daran gewöhnen. Philipp Scharwenka, dem ich ein Werk (op 26) gewidmet habe, schreibt: es ist vornehme, auf ungewöhnlichen Wegen wandelnde Kunst.        Ich lege Dir zu dem Heft 2 der Walzer auch einige Stücke aus op 24 & 26, die ebenfalls soeben erschienen sind bei. Leider kann ich Dir aus oben angegebenem Grunde nicht Alles senden. Bitte, empfehle also (besonders die Walzer) die Sachen, wo Du kannst.        Wie geht es Dir sonst? Was machen die verehrten Deinen? Meine Mutter war etwas unwohl, doch geht es ihr schon bedeutend besser.        Ich stecke tief in meiner Arbeit u. bringe was flottes fertig; jetzt arbeite ich an op 32; Klavierstücke großen Styls für Konzertzwecke. Sonst fühle ich mich „sauwohl“ u. esse wie ein Drescher.        Bitte, grüße Herrn Rubenbauer bestens von mir.        Am 8. März spielt mein Freund Karl Straube in München im Kaimsaale op 29 Fantasie & Fuge für Or­gel (Cmoll)        Verzeihe nur die „schöne Schrift“. Aber durch das ewige Notenschreiben verdirbt man sich die ganze Schrift, so daß man keine Feder mehr ordentlich halten kann.        Hast Du immer noch so viel zu thun? Bitte, überanstrenge Dich nicht zu sehr; es rächt sich. „Wurschtigkeit“ wie der Berliner sagt – gehört dazu.        Sonst ist hier nichts Neues!        Fastnacht machte ich gar nichts mit. Die Leute sind hier alle so schrecklich engherzig, u. da stößt ein Mensch mit so freien Ansichten, wie ich sie habe, überall an.        Nun, leb wohl; erfreue mich balde mit einem Briefe.        Mit den besten Grüßen von meinen Eltern u. Schwester        besonders aber von mir                         Dein        stets dankbarst ergebenster               Max Reger          Bitte, empfehle mich bestens Deiner Frau Gemahlin.        Propaganda machen für Walzer.

Object reference

Max Reger to Josef Loritz, Weiden, 16th February 1899, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01006593.html, version 3.1.4, 11th April 2025.

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