Weiden, 24th June 1901

Max Reger to Josef Loritz

Object type
Letter
Date
24th June 1901 (source)
Sent location
Weiden
Source location
DE,
München,
Bayerische Staatsbibliothek,
Fasc. germ. 75, Nr. 26

Senders
  • Max Reger
Recipients
Joseph
Loritz

Incipit
Lieber Freund!
Besten Dank für Deinen Brief u. daß Du sogleich an mich geschrieben hast! […]

Regesta
bespricht Einzelheiten betreffend eines Konzertes am 6. August in Nördlingen • transponiert für den E. das Lied Schmied Schmerz [op. 51 Nr. 6] nach fis-Moll • schimpft über Kritiker • berichtet über seine Kompositionspläne [u.a. op. 59 und 62] • lobt und kritisiert die Dichtungen von Otto Julius Bierbaum
Remarks

Publications

1.

Weiden, Allee 22
24. Juni 1901.

2.

Lieber Freund!
Besten Dank für Deinen Brief u. daß Du sogleich an mich geschrieben hast!
Ich habe mir die Sache überlegt u. nun soeben an J.Berdux geschrieben u. ihm folgende Sache vorgeschlagen: wenn Du in Nördl. mitwirkst, dann 120 M (wobei ich die Begleitung Deiner Lieder ebenfalls übernehme!) Wenn Du in N. nicht mitwirkst, dann 150 M, weil ich dann mehr Solo spielen muß! Das ist gewiß gar keine übertriebene Forderung! Ferner wäre es doch famos, wenn wir zwei das miteinander machten! Sodann wann ist denn eigentlich das Concert: Du schreibst am 6. August, Berdux theilt mir mit, daß es am 5. sei! Welches Datum ist das Richtige?
Selbstredend bin ich gleich Dir der Ansicht, daß, wenn Vereine sich Solisten engagieren, dieselben dann auch entsprechend bezahlt werden müssen!
Bitte, theile mir umgehend dann mit, wenn Du von Nördl. definitive Antwort hast! Betreff Wien (Gutmann) bin ich ganz u. gar Deiner Ansicht!
Schmied Schmerz [op. 51 Nr. 6] werde ich nun in 2 Exemplaren nach Fismoll transponieren!
Ob sich die Herren in Regensburg vielleicht ärgern, weil zu gleicher Zeit wir dann in Nördl. sind, das kann uns egal sein! Von dieser Seite wäre überhaupt fast nie eine Förderung zu erwarten!
Z.B. Wenn in Zwickau etwas von mir (NB Orgel) gemacht wird, so werde ich da jedesmal von einem Herrn aufs miserabelste u. gemeinste heruntergerissen – vor einigen Tagen erfuhr ich, derselbe ist – Lehrer! Schadt nichts, es muß auch solche Käuze geben!
In einer Woche bin ich mit der Sache für Peters fertig [Opus 59]; ich schreibe dann — (fall nicht auf den Rücken) einige Tantum ergo’s u. Marienlieder [Opus 61] – u. dazu Lieder [Opus 62]; bis ich am 26. oder 27. August nach München komme, – habe ich schon einige Lieder fertig. Bis spätestens Ende November hoffe ich dann das Dir dedicierte Liederopus [Opus 62] vollständig fertig zu haben; Herr Spitzweg wird es wohl alsdann balde in Druck geben!
Heute ist hier Volksfest – 8 Tage lang! Im August ist nochmals eines! Du – die Leute hier sind grandios – letzthin wurde ich von einem Herrn hier, der unmusikalisch wie eine Kuh ist, u. der sich nie um meine Sachen gekümmert hat, darauf angeredet, warum ich ihm noch nichts dediciert habe. Famos!
In Nördlingen sei so gut, u. singe da einige Lieder von mir (z.B. Mein Traum [op. 31 Nr. 5], Sag es nicht! [op. 43 Nr. 8] Dann vielleicht Ich glaub lieber Schatz! [op. 31 Nr. 2] ev. das Volkslied [op. 37 Nr. 7]! Ich bitte Dich jetzt schon, bei Angabe des Programms überall genau Opuszahl u. No des betreffenden Liedes hinzuzusetzen!
Ich habe wundervolle Texte zu den neuen Liedern! Ganz hervorragende Sachen; letzthin sah ich das neueste Werk von Bierbaum „Irrgarten der Liebe“! Ich weiß nicht; das gränzt schon an den literarischen Diebstahl! Gedichte wie Traum durch die Dämmerung, Schmied Schmerz, Flieder etc. etc. hat Bierbaum in seinen sämtlichen bisher veröffentlichten Gedichtbüchern immer auf’s Neue abgedruckt, so daß ich jedes dieser Gedichte nun 3x besitze! Ist das nicht stark! Was in diesem „Irrgarten der Liebe“ sonst wirklich neu ist, beweist meine Ansicht betr. Bierbaum famos: der Mann hat sich ausgegeben! Er ist so zu Einseitigkeit gekommen, daß ich fast bezweifle, ob es ihm noch gelingt, daß er seinem Schaffen noch eine andere, kräftigere Richtung geben kann! Überhaupt finde ich, nachdem ich letzthin wieder verschiedene Novitäten sah, daß unserem heutigen modernen musikalischen Schaffen viel zu sehr ein starkes Rückgrat fehlt – es ist zu sehr „Schwamm!“ Dieses Rückgrat besteht aber nicht in der Form!
Also nun nochmals besten Dank u. die Bitte von uns Allen Deine verehrte Frau Gemahlin u. die Kleinen recht herzlichst zu grüßen, u. besonders beste Grüße an Dich
Dein aufrichtigst ergebenster
Max Reger.
Daß Herr Spitzweg all das Neue von mir gekauft hat, wirst Du wissen! Bitte um umgehendste Nachricht, wenn Du von Nördlingen definitive Nachricht hast! (Karte genügt!)

Object reference

Max Reger to Josef Loritz, Weiden, 24th June 1901, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01006977.html, last check: 21st November 2024.

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