Alternating notes within ornaments
Alexander Becker
1. Überblick
Die früheste Äußerung Regers zur Ausführung der Verzierungen in einem seiner Werke findet sich in der 1897 für private Zwecke erstellten Harmonium-Klavier-Fassung des Adagio assai aus Opus 16. Dort legt Reger fest:
= Mordent / Schnellster Wechsel mit stets kleiner Untersekunde […] = Pralltriller (Schnellster Wechsel mit diatonischer Obersekunde).
Ähnliche Aussagen finden sich über die Jahre verteilt auch an weiteren Stellen, allerdings stets im besonderen Zusammenhang der Bach-Bearbeitungen und -Herausgaben Regers:
Alle (Mordent) mit kleiner Untersekunde, dagegen alle (Pralltriller) mit diatonischer Obersekunde.1
Alle (Mordent) stets mit kleiner (chromatischer) Untersekunde! Dagegen alle (Pralltriller) stets mit diatonischer Obersekunde!2
[Notenbeispiel mit ] Pralltriller – stets mit diatonischer Obersekunde | [Notenbeispiel mit ] Mordent – stets mit kleiner Untersekunde!3
Es stellt sich die Frage, ob diese in jeweils konkretem Kontext getroffenen Aussagen auf Regers (Orgel-)Werk im Allgemeinen übertragbar sind. Es ist davon auszugehen, dass die Pralltriller-Anweisung auch auf Triller (mit oder ohne Nachschlagsnoten) übertragen werden kann.
Mit Blick auf die hierin sehr verschiedenen Einzelstellen ist nicht pauschal zu entscheiden, ob bei (Prall-)Trillern die Alterationen im Takt auch für Wechselnoten gelten, ob sich Reger also mit der »diatonischen Obersekunde« eher auf das unmittelbare harmonische Umfeld oder auf die Tonartvorzeichnung bezieht. Zwar setzte er oftmals klärende Akzidenzien, doch bleibt fraglich, ob er diese im Einzelfall als notwendige Versetzungs- oder als lässliche Warnzeichen sah; ein konsistentes Bild seiner Orthografie ergibt sich nicht. In der RWA wird daher auf eine vereinheitlichende Auslegung verzichtet. Nur in Einzelfällen werden Versetzungszeichen eingefügt. Deren diakritische Auszeichnung geht davon aus, dass Alterationen ihre Gültigkeit im Takt, wie bei Vor- und Nachschlägen, auch für Wechselnoten behalten.
Als Wechselnoten bei Mordenten kämen, neben den von Reger gelegentlich verbal geforderten kleinen, grundsätzlich auch große Sekunden in Betracht. Insgesamt gibt es mehrere Hinweise, dass Reger auch im eigenen Werk zumeist Halbtonschritte im Sinn hatte – ohne dass hieraus eine verbindliche Regel abzuleiten wäre. In der Mehrzahl der Fälle ergibt sich in Regers Orgelwerken der Halbtonwechsel, wenn nicht aus der Tonart bzw. der harmonischen Umgebung, aus von ihm eigens gesetzten Versetzungszeichen. Häufig setzt er in diesem Sinn auch Warnakzidenzien; durch konkrete Auszeichnung abgesicherte große Sekunden finden sich dagegen nur im Ausnahmefall (vgl. WoO IV/12, T. 44). Des Weiteren deuten verschiedene Einzelstellen auf Halbtonwechsel hin, die im Notentext nicht durch Versetzungszeichen kenntlich gemacht sind.
2. Beispiele
2.1. Opus 7 Nr. 1, Präludium
Takt 7, Zählzeit 3 bis 4, Pedal: bei F nach Mordent auf G, folglich Wechselnote Fis.
2.2. Opus 56 Nr. 1, Präludium
Takt 28, Zählzeit 3 sowie T. 31 Zählzeit 1, I. System: Mordent auf gis2 ohne Versetzungszeichen (demnach fis2), hingegen Mordent in T. 33 sowie alle ausgeschriebenen Wechsel der Takte 28, 30, 31 und 33 mit kleiner Untersekunde.
2.3. Opus 69 Nr. 6 Toccata
Takt 23, Zählzeit 1, I. System, Unterstimme: für Wechselnote ais1 des Mordents in Klammern, demnach Warnakzidens, nicht notwendiges Versetzungszeichen (zuvor Wechselnote ais2 in Oberstimme regulär angezeigt).
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Authors:
Alexander Becker
Date:
1st July 2015
Tags:
Module IOrgan worksVol. I/1Vol. I/2Vol. I/3Vol. I/4Vol. I/5Vol. I/6Vol. I/7
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Citation
Alexander Becker: Alternating notes within ornaments, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/rwa_post_00004, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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