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Alexander Becker

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Regers erste veröffentlichte Liedersammlungen weisen auch im Bereich der Vortragsangaben einen starken, bis 1894 allerdings sukzessive zurückgenommenen Einfluss seines Lehrers Hugo Riemann aus.1 So sind die Phrasierungsbezeichnungen mit offen beginnenden, sich überlagernden, sich kreuzenden oder an den Spitzen zusammenlaufenden Bögen äußerst differenziert gesetzt. Überdies finden sich Riemann-typische Zeichen wie der »agogische Akzent« und punktierte Taktstriche. Während Riemann in seinen instruktiven Ausgaben analytische Beobachtungen systematisch kenntlich zu machen suchte (vgl. ), sind die Phrasierungsangaben bei Reger nicht mit gleichbleibender Sorgfalt gesetzt (und wurden insbesondere während der Drucklegung von ihm nur unzureichend geprüft). Ob die eingangs erwähnten Phänomene bei ihm die gleiche Bedeutung haben wie bei seinem Lehrer oder ob sie bisweilen nicht stärker auch als praktische Hinweise – etwa hinsichtlich des Haltepedals – zu verstehen sind, muss offen bleiben.

Großen Wert legte Reger im Sommer 1892 gegenüber seinem skeptischen Verleger auf den agogischen Akzent: »Ich hätte dieses Zeichen ^ sehr gerne, da es sehr, sehr viel zum schnellen Verständnis nützt!« (Brief), verzichtete aber merkwürdigerweise in den Liedersammlungen der Opera 4, 8 und 14 auf eine Erläuterung des Zeichens – lediglich in der Stichvorlage von Opus 12 findet sich ein entsprechender Hinweis. Überdies hielt er seine Zeichensetzung für selbsterklärend: »Mit den Bögen mache ich es jetzt ja so wie so auf die allgemeine Art u. Weise« (Brief). Riemanns Anmerkung zu einer von ihm selbst herausgegebenen Liedersammlung zeigt Lehrer und Schüler hier nachträglich auf gleicher Linie: “Alle dynamischen Zeichen hat man in der bisher gebräuchlichen Weise zu verstehen. Neu sind nur: 1. das agogische Akzentzeichen ^, welches nicht einen forcierten Anschlag, sondern eine geringe Dehnung des Notenwerts verlangt; 2. der punktierte Taktstrich, welcher eine Wiederholung des Schwerpunkts anzeigt oder dann Anwendung findet, wenn durch die Umdeutung schwerer Zeiten zu leichten ein Taktstrich ungültig wird; […].”2


1
Vgl. Gerd Sievers, , Wiesbaden 1967, S. 505–511 und 536–547, sowie Ludger Lohmann, Hugo Riemann and the Development of Musical Performance Practice, in Proceedings of the Göteborg International Organ Academy 1994 (= Skrifter från Musikvetenskapliga avdelningen, Göteborgs universitet, Bd. 39), Göteborg 1995, S. 251–283.
Sievers charakterisiert auf S. 509f. die von Riemann entwickelten Bogenarten und gibt auf S. 538ff. einen Überblick über das Auftreten Riemann’scher Zeichen in Regers frühen Opera.
2
Hugo Riemann (Hrsg.), Liederhort. 120 berühmte Lieder, Steingräber, Leipzig 1900, S. 4, Anmerkung.
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Authors:
Alexander Becker

Date:
1st July 2017

Tags:
Module IISongsVol. II/1

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Citation

Alexander Becker: , in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/rwa_post_00017, last check: 22nd November 2024.

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