Adolf Wach

Correspondence, Critic

Gender
male
Profession
jurist
Birth
11th September 1843
Death
4th April 1926
MRI-Identifier
mri_pers_00065

Name
Adolf Eduard Louis Wach
Used Name
Adolf Wach

References to Reger
    Correspondence, Critic
References to others
  • Gewandhausdirektion Leipzig

1.

1.1.

Adolf Wach (ca. 1906), Fotografie Georg Brokesch (Leipzig), abgebildet in  8. Jg., Nr. 5 (3. Februar 1906), S. 25.
Adolf Wach (ca. 1906), Fotografie Georg Brokesch (Leipzig), abgebildet in Die Woche 8. Jg., Nr. 5 (3. Februar 1906), S. 25.

Adolf Wach, geboren am 11. September 1843 in Kulm/Westpreußen als Sohn des städtischen Stadtkämmerers und einer Justizrats-Tochter, studierte Jura in Berlin, Heidelberg, Königsberg und Göttingen (Promotion 1865, Habilitation 1868). Er begann seine Karriere als Privatdozent für Kirchenrecht und Zivilprozess in Königsberg, 1869 wurde er Ordinarius der Universität Rostock. Es folgten Stationen an den Universitäten Tübingen (Strafrecht) und Bonn (zudem u.a. Kirchenrecht). 1875 erfolgte die Berufung an die Universität Leipzig, an der er bis zu seiner Emeritierung 1920 lehrte. Wach erlebte u.a. sieben Amtszeiten als Dekan der Juristischen Fakultät, von 1893 bis 1920 war er Syndikatus im Akademischen Senat und 1902/03 auch Rektor der Universität. Er starb am 4. April 1926 in Leipzig.

Wachs Domäne war das Zivil- und Strafprozessrecht (in Leipzig lehrte er Kriminalrecht). Ab 1879 wirkte er auch als Richter am neu gegründeten Leipziger Amtsgericht; von 1914 bis 1919 amtierte er zudem als Direktor des Staatlichen Instituts für Rechtsgeschichte. Ab 1902 gehörte Wach einer Kommission zur Reform der Strafprozessordnung an – zahlreiche Beiträge zur Reform des Strafgesetzbuches gehen auf ihn zurück.

Neben seiner akademischen und richterlichen Laufbahn engagierte sich Wach stark sowohl im sozialen und kirchlichen als auch im kulturellen Bereich. Er wirkte als Vorstand u.a. in der Leipziger Nikolaigemeinde und im Leipziger Kunstverein (ab 1903). Von 1890 bis 1920 war er zudem Mitglied des Gewandhauskuratoriums und in dieser Funktion wesentlich für die Berufung Arthur Nikischs zum Gewandhauskapellmeister (1895) verantwortlich. Auch Regers Anstellung als Leipziger Universitätsmusikdirektor ging auf eine Initiative Wachs zurück, der im Akademischen Senat u.a. mit der Abfassung dieser Verträge befasst war.1

Wach war seit 1870 mit Henriette Elisabeth (genannt Lili) Mendelssohn Bartholdy, einer Tochter Felix Mendelssohn Bartholdys, verheiratet. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor: die Söhne Felix (1871–1943), Carl Cornelius (1872–1939) und Adolf (1889–1969) sowie die Töchter Elisabeth (1874–1958), Dora (1875–1949) und Marie (1877–1964).


1
Zu Leben und Werk Adolf Wachs siehe Dagmar Unger, Adolf Wach (1843–1926) und das liberale Zivilprozeßrecht, Dissertation Leipzig 2003, Berlin 2005 (= Schriften zur Rechtsgeschichte, Heft 120), S. 19–148.

1. Reger-Bezug

Als Mitglied des Akademischen Senats war Wach die treibende Kraft bei der Berufung Regers zum Universitätsmusikdirektor und Professor an das Leipziger Konservatorium im März 1907. Dem Sächsischen Kultusminister Richard von Schlieben empfahl er den Komponisten, der zuletzt Ende im November 1906 erfolgreich in Leipzig konzertiert hatte, als einen “der allerersten lebenden Musiker. Und wenn ich auch seine Werke keineswegs vorbehaltlos acceptire, so erkenne ich doch die grosse Meisterschaft und eminente Begabung, das echt Künstlerische und den tiefen Ernst des Mannes.” 1 In Leipzig angekommen, erlebte Reger den von ihm geschätzten Geheimrat schon bald als “väterlichen Freund und Berater” 2, dem er seine künstlerischen Pläne, aber auch seine Sorgen und Nöte anvertraute. Großen Raum in der umfangreichen Korrespondenz nehmen musikalische Fragestellungen, aber auch persönliche Differenzen mit dem Universitätschor der Pauliner ein, die schon bald nach Regers Amtsantritt zutage traten.3 Als Reger Ende Oktober 1908 deshalb seine Kündigung als Universitätsmusikdirektor einreichte, übermittelte und vertrat Wach dessen Position im Senat. Das Gesuch wurde von Rektor Carl Friedrich Chun angenommen, wobei ein Bruch mit dem Senat vermieden wurde (und Reger seine Stellung am Konservatorium behielt). Reger schrieb Wach daraufhin: “Daß dies alles Ihr Wirken ist resp war, ist mir sehr klar; also herzlichsten Dank […] Nun möchte ich Ihnen auch noch verraten, daß das Werk, das ich Ihnen dedicieren werde, ein Streichquartett werden wird. Ich bin innerlich mit dem Werke schon fertig, warte nur auf die Zeit, daß ich’s niederschreiben kann!” 4 Das versprochene Streichquartett Es-dur op. 109 war im Mai 1909 vollendet, schon Ende April verehrte Reger dem Widmungsträger den nicht mehr benötigten Entwurf.5

Auch nach Regers Übersiedelung nach Meiningen blieb die Freundschaft bestehen. Er war vor seinen wöchentlichen Unterrichtsstunden am Leipziger Konservatorium oftmals Mittagsgast bei Familie Wach6 und vermittelte dieser einen Ibach-Flügel für das Schweizer Feriendomizil.7

Am 11. Mai 1916 wurde Adolf Wach als einer der engsten Freunde an Regers Totenbett gerufen. Erschüttert schrieb er seinem Schwiegersohn Albrecht Mendelssohn Bartholdy: “Wie ist das doch so unsagbar traurig. Ich will von dem lieben, prächtigen Freund, in dem kein Falsch war, nicht reden. Welch eine schöpferische Kraft ist da erloschen!” 8 Im Folgenden blieb Wach mit Regers Witwe Elsa in Kontakt und beriet diese bisweilen juristisch.


1
Briefentwurf vom 17. Februar 1907, zitiert in Werk statt Leben, S. 265.
2
Heinz Ramge, »Aus den Briefen von Max Reger an Felix Mendelssohns Schwiegersohn Adolf Wach«, in Mendelssohn Studien. Beiträge zur neueren deutschen Kultur. und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 1, Berlin 1972, S. 159.
3
Schon am 4. Mai 1907 gestand Reger dem Freund: »Ich schinde mich gehörig ab in den Proben, guter Wille bei allen Sängern ist da; aber es wird großen Fleiß und nicht kurze Zeit kosten, bis ich den Chor so habe, wie ich ihn haben will!« (Brief, in Meisterbriefe, S. 164)
4
Brief vom 28. Oktober 1908, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung, Signatur: N.Mus.ep. 1395.
5
Entwurf und Brief finden sich heute in der Bodleian Library in Oxford (Signatur: MS. M. Deneke Mendelssohn c. 14).
6
»Exzellenz Wach ist doch sehr liebenswürdig; ich hab’ ihm vorgestern versprechen müssen, daß wenn ich nach Leipzig komme von Meiningen aus, daß ich dann bei ihm esse – wenn ich meinen Unterricht am Conservatorium gebe.« (Postkarte vom 17. Juni 1911 an Henri Hinrichsen [Verlag C.F. Peters], in Peters-Briefe, S. 454f.)
7
Vgl. Brief vom 18. Juli 1913 an Max Ibach, Privatbesitz. – Der Flügel war noch 1964 im Besitz von Marie Wach in Wilderswil: »Im Dämmer stand ein schwarzes Klavier. „Das hat uns Reger ausgewählt“, sagte Fräulein Wach so schlicht, als ob das oft vorkäme.« (Heinz Balmer, »Zu Besuch bei einer Enkelin Felix Mendelssohn«, in Gesnerus. Swiss Journal of the history of medicine and sciences 40. Jg. [1983], Nr. 1–2: Festschrift für Huldrych M. Koelbing, S. 18)
8
Brief vom 11. Mai 1916, in Meisterbriefe, S. 320.
Object reference

Adolf Wach, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00065.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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