Edvard Grieg
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Die Musik Edvard Griegs lernte Reger in Wiesbadener Konservatoriumskonzerten1 kennen sowie als Begleiter bei einem Liederabend am 10. Januar 1893 – das dort aufgeführte Ich liebe dich bearbeitete er (auf Vorschlag des Verlags2) gut 20 Jahre später für Singstimme und Orchester (siehe Bearbeitungen). Als Klavierstudent wie -lehrer kam Reger darüber hinaus mit einem gewissen Standardrepertoire in Kontakt, sodass die Einschätzung des englischen Kritikers G.G. Bagster hinsichtlich der Klavieropera 20, 24, 26 und 32 nahe lag: “The influences most apparent are those of Chopin, Schumann and Grieg, especially the two latter.” (Rezension) Als Reger im September 1898 wiederum dem Verlag C.F. Peters seine Opera 20, 22 und 26 anbot, merkte er an: “Die Klavierstücke sind alle in dem Schwierigkeitsgrade wie Meister Grieg’s Lyrische Stücke u. dergl.” 3 Eine erste musikalische Annäherung hatte Reger im selben Jahr wohl mit dem Nordischen Tanz (Nr. 18) in der Sammlung Aus der Jugendzeit op. 17 unternommen. Im Anschluss war eine weitere Sammlung Grüße an die Jugend entstanden (u.a. eine Fughette über den Namen Ed(v)a(r)d G(ri)eg enthaltend), die als Opus 20 erscheinen sollte und Grieg gewidmet war. Das Werk (WoO III/6) blieb jedoch zu Lebzeiten Regers ungedruckt,4 lediglich die Nordische Ballade fand Aufnahme in die Aquarellen op. 25.
Dass u.a. die Werke Griegs leichter verkäuflich waren als seine, bekam Reger des Öfteren zu hören, wohl vor allem von seinem ersten Verleger: “Gott sei Dank, daß [George] Augener nicht hier ist; er könnte mir das Leben sauer machen mit seinen ewigen Vorwürfen (grade auf die 1. Sonate [op. 1]) u. mit dem ewigen Hinweis auf Grieg u. wieder Grieg. Ach Gott, was ist denn schließlich die ganze Originalität Griegs. Seine Kammermusikwerke sind einfach keine Kammermusikwerke. Er kommt mir vor wie ein in Syrup getaufter nordischer Bauer” (Brief vom 30. Oktober 1894).
Die wenigen bekannten Äußerungen Griegs über die Musik Regers sind ebenfalls wenig schmeichelhaft. An seinen Freund Julius Röntgen schrieb er: “Deine Bewunderung für Reger hängt auf das engste mit Deiner „Deutschheit“ zusammen. Peters hat mir ein Klavierquintett [Opus 64] von ihm geschickt, das so tendenziös polyphon ist, daß ich es wenigstens nicht verdauen kann. Ich habe immer Polyphonie als Mittel, nicht als Zweck aufgefaßt. So ist es bei den großen Meistern. Da steht immer Polyphonie und Homophonie in schönster Harmonie. Das ist mein Ideal und wird es immer bleiben.” 5 Bei Henri Hinrichsen vom Verlag C.F. Peters bedankte er sich für die gesandten Noten, kommentierte jedoch: “Das ist allerdings „Plumpudding“.” 6 Und seinem Tagebuch vertraute er am 8. Mai 1906 an, Regers Musik sei “bleischwere Verstopfung, nichts anderes. Es ist empörend, daß er sich auf Kosten der gesunden Natur vordrängt.” 7
Elsa Reger berichtete von zumindest einem Treffen der beiden Komponisten (wohl nicht vor 1906): “Eine persönliche Begegnung mit Grieg fand bei dem Verleger Hinrichsen in Leipzig statt. Grieg war von Figur sehr klein, sie noch etwas kleiner. Aber sehr liebenswürdig und sehr gesprächig. In meinem Manne fand er jemand, der seine Musik sehr schätzte, und umgekehrt war das gleiche der Fall. Reger urteilte sehr positiv über ihn als Mensch und Künstler.” 8 Mochte auch gemessen an Griegs zitierten Äußerungen Elsa Regers Einschätzung in Wirklichkeit nur bedingt zutreffen, so wirkte doch diese Begegnung in Reger selbst noch länger nach. An Henri Hinrichsen schrieb er am 7. September 1907: “Zu dem so plötzlichen Tode von Meister Grieg spreche ich Ihnen als seinem langjährigen Freunde ebenfalls unsere wärmste Theilnahme aus! Das ist ja schrecklich; ein so lieber, netter Mensch; einfach und natürlich!” 9
In Regers Meininger Zeit entstanden zwei Orchesterbearbeitungen Grieg’scher Lieder. In seinen Konzerten mit der Hofkapelle standen Originalwerke Griegs nur selten auf dem Programm.10
Object reference
Edvard Grieg, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00100.html, last check: 22nd November 2024.
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