Edvard Grieg

Gender
male
Profession
composer
Birth
15th June 1843
Death
4th September 1907
MRI-Identifier
mri_pers_00100

Name
Edvard Hagerup Grieg
Used Name
Edvard Grieg

References to Reger
References to others

1.

Die Musik Edvard Griegs lernte Reger in Wiesbadener Konservatoriumskonzerten1 kennen sowie als Begleiter bei einem Liederabend am 10. Januar 1893 – das dort aufgeführte Ich liebe dich bearbeitete er (auf Vorschlag des Verlags2) gut 20 Jahre später für Singstimme und Orchester (siehe Bearbeitungen). Als Klavierstudent wie -lehrer kam Reger darüber hinaus mit einem gewissen Standardrepertoire in Kontakt, sodass die Einschätzung des englischen Kritikers G.G. Bagster hinsichtlich der Klavieropera 20, 24, 26 und 32 nahe lag: “The influences most apparent are those of Chopin, Schumann and Grieg, especially the two latter.” (Rezension) Als Reger im September 1898 wiederum dem Verlag C.F. Peters seine Opera 20, 22 und 26 anbot, merkte er an: “Die Klavierstücke sind alle in dem Schwierigkeitsgrade wie Meister Grieg’s Lyrische Stücke u. dergl.” 3 Eine erste musikalische Annäherung hatte Reger im selben Jahr wohl mit dem Nordischen Tanz (Nr. 18) in der Sammlung Aus der Jugendzeit op. 17 unternommen. Im Anschluss war eine weitere Sammlung Grüße an die Jugend entstanden (u.a. eine Fughette über den Namen Ed(v)a(r)d G(ri)eg enthaltend), die als Opus 20 erscheinen sollte und Grieg gewidmet war. Das Werk (WoO III/6) blieb jedoch zu Lebzeiten Regers ungedruckt,4 lediglich die Nordische Ballade fand Aufnahme in die Aquarellen op. 25.

Edvard Grieg (undatiert). – Abgebildet in , hrsg. v. Elsa von Zschinsky-Troxler, Leipzig 1932, Vorsatzblatt.
Edvard Grieg (undatiert). – Abgebildet in Edvard Grieg. Briefe an die Verleger der Edition Peters, hrsg. v. Elsa von Zschinsky-Troxler, Leipzig 1932, Vorsatzblatt.

Dass u.a. die Werke Griegs leichter verkäuflich waren als seine, bekam Reger des Öfteren zu hören, wohl vor allem von seinem ersten Verleger: “Gott sei Dank, daß [George] Augener nicht hier ist; er könnte mir das Leben sauer machen mit seinen ewigen Vorwürfen (grade auf die 1. Sonate [op. 1]) u. mit dem ewigen Hinweis auf Grieg u. wieder Grieg. Ach Gott, was ist denn schließlich die ganze Originalität Griegs. Seine Kammermusikwerke sind einfach keine Kammermusikwerke. Er kommt mir vor wie ein in Syrup getaufter nordischer Bauer” (Brief vom 30. Oktober 1894).

Die wenigen bekannten Äußerungen Griegs über die Musik Regers sind ebenfalls wenig schmeichelhaft. An seinen Freund Julius Röntgen schrieb er: “Deine Bewunderung für Reger hängt auf das engste mit Deiner „Deutschheit“ zusammen. Peters hat mir ein Klavierquintett [Opus 64] von ihm geschickt, das so tendenziös polyphon ist, daß ich es wenigstens nicht verdauen kann. Ich habe immer Polyphonie als Mittel, nicht als Zweck aufgefaßt. So ist es bei den großen Meistern. Da steht immer Polyphonie und Homophonie in schönster Harmonie. Das ist mein Ideal und wird es immer bleiben.” 5 Bei Henri Hinrichsen vom Verlag C.F. Peters bedankte er sich für die gesandten Noten, kommentierte jedoch: “Das ist allerdings „Plumpudding“.” 6 Und seinem Tagebuch vertraute er am 8. Mai 1906 an, Regers Musik sei “bleischwere Verstopfung, nichts anderes. Es ist empörend, daß er sich auf Kosten der gesunden Natur vordrängt.” 7

Elsa Reger berichtete von zumindest einem Treffen der beiden Komponisten (wohl nicht vor 1906): “Eine persönliche Begegnung mit Grieg fand bei dem Verleger Hinrichsen in Leipzig statt. Grieg war von Figur sehr klein, sie noch etwas kleiner. Aber sehr liebenswürdig und sehr gesprächig. In meinem Manne fand er jemand, der seine Musik sehr schätzte, und umgekehrt war das gleiche der Fall. Reger urteilte sehr positiv über ihn als Mensch und Künstler.” 8 Mochte auch gemessen an Griegs zitierten Äußerungen Elsa Regers Einschätzung in Wirklichkeit nur bedingt zutreffen, so wirkte doch diese Begegnung in Reger selbst noch länger nach. An Henri Hinrichsen schrieb er am 7. September 1907: “Zu dem so plötzlichen Tode von Meister Grieg spreche ich Ihnen als seinem langjährigen Freunde ebenfalls unsere wärmste Theilnahme aus! Das ist ja schrecklich; ein so lieber, netter Mensch; einfach und natürlich!” 9

In Regers Meininger Zeit entstanden zwei Orchesterbearbeitungen Grieg’scher Lieder. In seinen Konzerten mit der Hofkapelle standen Originalwerke Griegs nur selten auf dem Programm.10


1
Die Jahresberichte verzeichnen etwa für den 8. November 1890 den 1. Satz des Klavierkonzerts a-moll op. 16 und für den 31. Januar 1891 die Violinsonate F-dur op. 8.
2
Vgl. Brief Paul Ollendorfs vom 21. Juli 1914 an Reger, in Peters-Briefe, S. 573.
3
Brief vom 18. September 1898 an Max Abraham, in Der junge Reger, S. 340.
4
Adalbert Lindner, dem Reger das Manuskript schenkte, veröffentlichte die verbliebenen fünf Stücke unter Hinzunahme der Humoreske WoO III/10 im Jahr 1943 als Sechs Klavierstücke.
5
Zitiert nach Helmut Wirth, Max Reger und Edvard Grieg, in MMRI, Heft 18 (Juli 1971), S. 46.
6
Brief vom 6. Januar 1906, in Edvard Grieg. Briefwechsel mit dem Musikverlag C.F. Peters 1863–1907, hrsg. von Finn Benestad und Hella Brock, Frankfurt a.M. u.a. 1997, S. 596.
7
Zitiert nach Finn Benestad und Dag Schjelderup-Ebbe, Edvard Grieg – Mensch und Künstler, Leipzig 1993, S. 314.
8
Mündliche Äußerung Elsa Regers, aufgezeichnet von Ottmar Schreiber am 30. Juni 1950, Typoskript im Max-Reger-Institut.
9
Brief, in Peters-Briefe, S. 197.
10
Am 24. März und 13. April 1913 die Peer-Gynt-Suite Nr. 1 op. 46, am 11. September 1914 Zwei elegische Melodien op. 34.
Object reference

Edvard Grieg, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00100.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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