München, 18th October 1902

Max Reger to Elsa Reger

Object type
Letter
Date
18th October 1902 (postmark)
Sent location
München
Source location
DE,
Karlsruhe,
Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung,
Ep. Ms. 1850

Senders
  • Max Reger
Recipients
Frau Elsa von Bercken
Schneewinkl-Lehn
bei Berchtesgaden

Incipit
Mein lieb, lieb süß Bräutchen!
Deine Karte heute früh erhalten! Du wunderst Dich […]

Regesta
ist betrübt, weil er noch keine Antwort auf seinen Brief bekommen habe • erinnert an die Papiere der Trauzeugin • unterbreitet ihr seine Ideen betreffend der Einrichtung der Wohnung • stellt ein Plan auf, wann sie welche Tätigkeiten in der Wohnung verrichten müssen • sendet sein Stundenplan, wann er wen Unterrichtet • plant die künftigen Finanzen • ärgert sich, dass er und Loritz das Mitwirken bei einem Stiftungsfest des Vereins der Oberpfälzer zugesagt haben • macht sich ein wenig Sorgen über die Zahl der Hochzeitsgäste, wenn Braungart absagt: 13
Remarks
Referenced works

Publications

1.

Freitag abends 11½ Uhr.

Mein lieb, lieb suß Bräutchen!
Deine Karte heute früh erhalten! Du wunderst Dich, warum ich so gereizt war, weil kein Brief resp Karte von Dir kam: nun so denke mal, was ich in der letzten Woche alles zu arbeiten hatte! Geradezu schauderhaft! Schrecklich! Und als kein Brief von Dir kam, war ich sehr, sehr betrübt! Betreff Legitimation von Berthel: eine Bestätigung von Standesamt Berchtesgaden, daß sie wirklich die Baronesse B. von Seckendorff ist  u. den Geburtsschein! Bitte das nicht vergessen! Geburtsschein bitte ich dringendst mit zubringen, damit wir nicht in letzter Minute noch Schwierigkeiten bekommen; sonst ist alles in bester Ordnung!
Gut, daß Du für Mädchen Matratze u. Strohsack hast! Wie das von Hallhuber kommt, weiß resp begreife ich nicht! Er sagte mir s.Z. von 60 M; nun hat er mehr verlangt; die Mahagonisachen hat er wirklich famos gemacht! Nun wegen Deines Bücherschrankes; da hab ich noch eine andere Idee, die ich Dir hiemit unterbreite, u wo ich  sehr hoffe, daß Du einverstanden bist;
NB. Alle Deine Bücher und Noten gehen bequem noch in meinen großen Bücherschrank. Also bitte diese Thatsache im Auge zu behalten! Ins Musikzimmer paßt Dein Bücherschrank absolut nicht; nun hatte ich ihn ins Wohnzimmer gestellt, wo er recht nett aussah, aber noch schöner ist’s, wenn, da die Mahagonimöbel so famos sind, in’s Wohnzimmer  nur die Mahagonimöbel mit dem neuen Divan u den neuen Stühlen kommen; das gibt dann ein Staatszimmer! Und Deinen Bücherschrank stellen wir ins Fremdenzimmer! Wirst sehen, es macht sich so am besten; ich habe mich heute selbst überzeugt! Ins Musikzimmer kommen gar keine Mahagonimöbel – alle, alle Mahagonimöbel ins Wohnzimmer, das sieht dann piquefein aus! Ich lasse morgen schon Deinen Bücherschrank ins Fremdenzimmer stellen! Gelt, Du bist damit einverstanden! Nämlich die Mahagonimöbel sind alle poliert, der Bücherschrank lackiert – also paßt er nicht hinein! Du würdest mir einen  großen Gefallen erweisen, wenn Du mit meiner Idee einverstanden wärest! Das Wohnzimmer sieht 100x feiner aus, wenn der Bücherschrank nicht drinnen steht!
Der Tapezier wird auf Mittwoch, Donnerstag u. wenn noch notwendig auf Freitag nachmittag 2 Uhr bestellt! Aber höre! Wenn Mittwoch nachmittags 2 Uhr der Tapezier da ist, dann lasse ich die Küchensachen von Schüssel erst um  4 Uhr kommen, damit wir mit dem Tapezier von 2–4 Uhr schon feste arbeiten können!
Ich hole Euch Mittwoch früh vor 8 Uhr ab, dann fahren wir sofort zu uns u. beginnen mit dem Kistenauspacken; ich habe Mittwoch von 9½ Uhr bis 12 Uhr Stunde! Also müssen zuerst die 2 in meinem Zimmer stehenden Kisten (1 Kiste u. ein Korb) geöffnet werden, damit bis um 9¼ Uhr mein Zimmer frei ist!
Alle anderen Kisten stehen im Wohnzimmer!
Heute habe ich die eine Sache (1000 M) vollendet u. geht morgen ab; dann wird das Geld bis in allerkürzester Zeit da sein!
Ist das Harmonium noch nicht angekommen? Bitte, dann sofort Kiste franko retour an Schramm, München, Rosenstraße 10 I zu senden!
Sind nun  alle Sachen an mich abgegangen? Herr Gott, Du schreibst: ein halber Waggon voll! Ja, um Gottes willen, wo sollen wir denn die Sachen alle hinstellen?
Na, es wird schon gehen! Nun habe ich noch morgen, Sonntag u Montag viel Arbeit, dann bin ich fertig!
Unser Wohnzimmer wird wirklich piquefein (ohne Büherschrank!) Die Mahagonimöbel u der Divan u die Stühle passen famos zusammen! Ins Musikzimmer muß unbedingt noch ein Harmonium! Ich überlege mir eben, ob ich nicht meinen kleinen Divan gegen einen größeren neuen umtausche! Mein kleiner Divan ist fürs Wohnzimmer etwas zu klein! Aber meine Geldverhältnisse gestatten mir jetzt nicht diese Ausgabe! Ich denke, wir kaufen uns dann nächstes Jahr oder in 2 Jahren einen neuen Divan ins Musikzimmer! Das Schlafzimmer hat einen großen Fehler – es ist zu klein. Wenn das Zimmer doppelt so groß wäre, dann erst kämen die Möbel im Schlafzimmer zur Geltung! Wirklich sehr schade darum! Ich hoffe sehr, daß die Sachen Dir u Mama und Berzel gut gefallen werden!
Nun sind meine Stunden auch voll besetzt! Mehr nehme ich nun nicht mehr an als im Ende November noch einen Herrn u Ende Februar noch eine Dame mit je 1 Stunde pro Woche!
Mein Stundenplan ist folgender: Montag10¼–11¼
11½–12½
Fraulein von Hößlin
" [Fräulein] Hildebrandt
Dienstag10–11
11–12
Herr Gift
Fräulein Hildebrandt
Mittwoch10–11½
11½–12½
Herr Istel
Herr Wappenschmidt,
Donnerstagganz frei! Mittwoch nachmittags von 5–6 Hess. Freitag von8½–9½
9¾–10¾
11–12
Herr Daffner
Herr Gift
Fräulein Hildebrandt
Samstag10–11½
11½–12½
Herr Istel
Herr Wappenshmidt;
das sind monatlich 240 M, welche wir direkt  alle zurücklegen wrden! Diese Einnahme darf vom 1. Jan. 1903 an nicht mehr angegriffen werden! Im November u. Dezember dieses Jahres nehme ich sie noch zu unserem Haushalt, u. wegen der Weihnachtsgeschenke; (Heß, Hildebrandt, v Hößlin zahlen nicht monatlich, sondern halbjährig, was mir sehr angenehm ist! Da bekommt man dann gleich größere Summen ins Sparbüchle!
2 Sparbüchsen – 1 fur Dich, eine fur mich – als Toilettenkasse habe ich schon gekauft; nun kauf ich noch eine gemeinsame Sparkasse; kostet ja nur 40 Pfennig!
Sonst wäre heute nichts mehr zu sagen!
Nun sind es, wenn Du diesen Brief erhältst nur mehr 7 Tage, bis wir vereint sind, worauf ich mich so sehr, so sehr freue u. sehne!
Apropos: Montag erhältst Du nicht Brief, sondern Karte, dagegen erhältst Du Dienstag früh noch Brief (Ganz sicher!) Nämlich eine sehr ärgerliche Geschichte! Loritz u. ich gebeten worden im Stiftungsfeste des Vereines der Oberpfälzer etwas mitzuwirken morgen (Sonnabend abend)! Weißt: Du kannst Dir mein Entsetzen u. meine „brillante“ Laune denken – das Stiftungsfest ist im Löwenbräukeller bei Bier! Ich bin wütend! Und sagt man „nein“ – so hat man die ganze Gesellschaft auf dem Halse, dann wird geschimpft, man wäre ein Knallprotz etc. etc. etc. Und dabei ist die Gesellschaft bar alles Anstandes, daß ich bis heute noch keine Programme habe! Ist das nicht toll! Na, ich werde mir den Herrn Vorstand morgen näher betrachten! Du kannst Dir denken mit welch lieblicher Miene ich morgen Sonnabend abends 8 Uhr mit der Trambahn da hinausfahre!
Anstatt nun, daß ich schön zu Hause sitzen u an Dich schreiben kann – muß ich da den Abend vertrödeln! Deshalb erhältst Du Montag Postkarte; also sei nicht böse! Dienstag früh erhältst Du sicher Brief! (den letzten!)
Ich hoffe sehr, daß die Sachen morgen schon kommen oder Montags! Heute abend habe ich in der Wohnung von 5–7 Uhr schon mit der Arbeitslampe gearbeitet! Geht sehr gut!
Nun ist’s Zeit zum Schlafen! Morgen wird wieder ein schwerer Tag!
Gelt, die Sache mit Haberl habe ich fein gemacht!
Bitte sag Deiner Frau Mama schönsten Dank für Alles und beste Wünsche zur Gesundheit! An Berzel u. Tante Resi schönste Grüße! Dir sende ich viel heiße Kußle u. die so heiße Bitte, behalt mich lieb u. bleib mir gut! (Der Tapezier wird richtig bestellt!)
Es ist 12¾ Uhr! Ich bin sehr müde u. muß morgen schwer arbeiten! Leb recht wohl; behalt mich lieb, bleib mir gut! Noch 7 Tage, dann sind wir vereint, o, ich freue mich so sehr, so unendlich darauf! Ob Braungart kommen kann, ist sehr zweifelhaft, da seine Frau wahrscheinlich um die Zeit ihn mit einem Kronprinzen beschenken wird! Aber wenn Braungart nicht kommt, dann sind es 13 Personen! Was da thun! Bitte, schreib mir sofort darüber, damit auch die Zahl der Gäste in schönster Ordnung ist!
Adieu mein süß süß Schatzl! Behalt mich sehr, sehr sehr lieb u. sei mir gut! Viele heiße Kußle
Dein Max

Object reference

Max Reger to Elsa Reger, München, 18th October 1902, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01004083.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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