Leipzig, 13th June 1909
Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock
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- Max Reger
Sehr verehrter Herr Commerzienrath!
Endlich reicht die Zeit zu einem Briefe; anbei […]
das Kammermusikfest in Darmstadt, bei dem die Klarinettensonate op. 107 uraufgeführt wurde, fand am 9. 6. 1909 statt; die Komposition von Die Nonnen op. 112 war im September 1909 beendet
- Streichquartett Es-dur op. 109
- Zwei kleine Sonaten op. 103b
- Die Nonnen op. 112
- Introduction, Passacaglia und Fuge h-moll op. 96
- Sonate B-dur op. 107
Max Reger, Briefe an den Verlag Ed. Bote & G. Bock, hrsg. von Herta Müller u. Jürgen Schaarwächter, Stuttgart 2011 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XXII), S. 92–94
1.
[gedruckter Briefkopf:]
PROF. DR. MAX REGER
LEIPZIG, DEN 13. Juni 1909
Kaiser Wilhelmstr. No. 68 I.
Sehr verehrter Herr Commercienrath!
Endlich reicht die Zeit zu einem Briefe; anbei finden Sie Besprechungen über Darmstadt. Wenn ich noch welche bekomme sende ich Ihnen dieselben. Die Abzüge der Klarinettensonate [op. 107], wie die Violin- u. Bratschenstimme zu diesem Werke erhalten Sie baldigst ich muss nur noch in der Klarinettenstimme die Vortragszeichen anbringen. Das ist baldigst geschehen! – Es war recht schade, dass Sie nicht in Darmstadt waren, denn Sie hätten Ihre helle Freude gehabt, wie die Klarinettensonate op. 107 u. die Passacaglia op. 96 direkt einschlugen, beide No. waren als Schluss des 3. & letzten Abends gesetzt; und das Publikum tobte, wollte gar nicht den Saal verlassen, u. als der Grossherzog ans Podium trat, mir dankte und kräftig die Hand schüttelte, da war der Jubel erst recht gross! Kurzum: Reger hat alles geschlagen, selbst Saint Saëns, dem der 2. Abend ganz gewidmet war, fiel bedeutend ab. Mir war es besonders interessant, zu beobachten, wie man am Schlusse eines 3stündigen Konzertes die Leute noch mit einer solch schweren Kost wie op. 96 zu solchem Enthusiasmus hinreissen kann.
Vor einigen Tagen schrieb mir Ihr Konzertmeister Dessau, dass ich ihm das Erstaufführungsrecht meines neuen Streichquartetts op. 109 geben soll! Ich muss offen sagen, ich finde das ein bisschen unbescheiden! Abgesehen davon, dass besagter Herr noch nie eine Note von mir gespielt hat, so nehmen die Böhmen, das Marteau-Beckerquartett, das Sevcikquartett, das neue Streichquartett sofort auf die „Walze“, spielen es also überall; da soll ich nun Herrn Prof. Dessau, der sozusagen mit seinem Quartett nie reist, plötzlich die Erstaufführung für Berlin geben —— u. die Böhmen, Marteau, Sevcikquartett, Gürzenichquartett, Rebner (Frankfurt a/M) Wendling (Stuttgart) Kötzscher (Basel) etc.1 alle vor den Kopf stossen! Ich werde Dessau diplomatisch antworten: dass: wer zuerst kommt, eben zuerst mahlt!
Werden Sie mal sehen, das neue Streichquartett ist nächsten Winter überall!
Wann erhalte ich die Korrekturabzüge von Streichquartett? Hoffentlich baldigst! Nun bitte ich Sie noch um Folgendes: Halten Sie strikte daran fest, dass die Quartetts alle mein Streichquartett zu kaufen haben! Verschenken Sie nichts!
Das neue Chorwerk: „Die Nonnen“ [op. 112] erhalten Sie Ende dieses Jahres sicher. Früher ist mir nicht möglich, wenn nicht der liebe Herr Gott, 48 Arbeitsstunden pro Tag mir „extra“ verleiht. Ich arbeite ja so wie so schon wie ein Vieh!
Bis 9. August bin ich nun zu Hause; am 9. August gehe ich auf 6 Wochen nach Colberg a/Ostsee, wo ich schon Wohnung „abseits der Menschheit“ gemietet habe. Da will ich fleissig in der See baden und schaffen. Die „Frucht“ dieses Sommeraufenthaltes wird dann die „Nonnen“ [op. 112] sein; doch brauche ich dann noch 2 Monate gut, um die Partitur dann endgültig fertigzustellen.
Rührend war es direkt, wie auch in Darmstadt eine Reihe der besten Musiker aus Frankfurt a/M. dringendst beschworen, ich sollte doch um Gotteswillen unentwegt meinen Weg gehen, denn ich wäre seit Brahms endlich der einzige deutsche Komponist.
Die Abzüge der beiden kleinen Sonaten op. 103 b No. 1 u 2 für Violine u. Klavier habe ich erhalten, ich werde die Abzüge nach Möglichkeit baldigst erledigen.
Die Hauptsache ist, dass ich die Abzüge der Partitur vom Streichquartett op. 109 baldigst erhalte, – denn dieses Werk eilt enorm.
Mit viel besten Grüssen
immer Ihr erg. alter
Reger.
Gestern spielte mir das Sevcik-Quartett mein Dmoll-Quartett op. 74 ganz famos vor; die reisen nächsten Winter mit op. 74 u. op. 109.
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Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock, Leipzig, 13th June 1909, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01004383.html, last check: 12th November 2024.
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