Leipzig, 23rd November 1909
Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock
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- Max Reger
Sehr geehrter Herr Commerzienrath!
Die Korrekturabzüge der „Nonnen“ Part. u. Klavierauszug […]
die Lustspielouvertüre op. 120 wurde erst im April/Mai 1911 komponiert • mit dem »Männerchorwerk« war wahrscheinlich das Projekt der Zeushymne gemeint; statt des geplanten Streichtrios entstand das Sextett op. 118
- Sacred songs op. 110
- Zehn Gesänge für Männerchor op. 83
- Symphonischer Prolog zu einer Tragödie op. 108
- Klavierquartett d-moll op. 113
- Eine Lustspielouvertüre op. 120
- Die Nonnen op. 112
Max Reger, Briefe an den Verlag Ed. Bote & G. Bock, hrsg. von Herta Müller u. Jürgen Schaarwächter, Stuttgart 2011 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XXII), S. 159–161
1.
[gedruckter Briefkopf:]
PROF. DR. MAX REGER
LEIPZIG, DEN 23. Nov. 1909.
Kaiser Wilhelmstr. 68.
Sehr geehrter Herr Commercienrath!
Die Korrekturabzüge der „Nonnen“ [op. 112] Part. u. Klavierauszug hab ich erhalten; ich werde mich bemühen, alles so bald als möglich zu erledigen; die Uraufführung ist beim Regerfest in Dortmund Mai 1910.
Vor mir liegen die Kritiken der Berliner Presse über meinen „Prolog“ [op. 108]! Es ist wahr was mir ein in die „kritischen“ Verhältnisse Berlins total eingeweihter Herr vor 2 Tagen voller Empörung schrieb: Die Regerbeschimpfung wird in Berlin systematisch betrieben – u. dabei muss man wissen, welche Intelligenzen Kritiken schreiben! Sie selbst haben ja den treffenden Ausdruck: „Schmeissfliegen“. Schliesslich ist es nun eben wieder das alte, uralte Lied, das sich ewig wiederholt u. ewig wiederholen wird.
Ich habe gehört, dass Sie Sich über die Höhe meines Honorars aufgehalten haben; ich muss gestehen, dass mich das sehr wenig angenehm berührt hat; solange z.B. ein Caruso pro Abend 10 000 M Honorar bezieht, ist es als nur durchaus äusserst bescheiden zu nennen, wenn ich z.B. für ein Werk, wie z.B. die „Nonnen“ [op. 112] 7000 M erhalte, wobei nicht zu vergessen ist, dass Sie das alleinige Verlagsrecht bis 30 Jahre nach meinem Tode haben u. ebenso lange an den Aufführungstantièmen theilnehmen! Kein Mensch kann mir nachsagen, dass ich die Herren Verleger übervortheile, im Gegentheil: ich könnte Bände darüber schreiben, wie ich von einigen Firmen in geradezu lächerlicher Weise abgefunden werde! Ich bin jederzeit bereit, Ihnen da mit authentischem Material zu dienen, dass Ihnen als Ehrenmann die Haare zu Berge stehen werden. Wenn ich mir trotz aller dieser Dinge mir meinen Idealismus noch bewahrt habe, so muss ich es desto schmerzlicher empfinden, wenn Sie finden würden, dass die wirklich kleinen Honorare zu hoch wären! Kurzum: es könnte eben mal der Tag kommen, an dem ich mich entschliessen würde, das Herausgeben ganz aufzugeben u. mich nur auf die Laufbahn als Klavierspieler u. Dirigent zu werfen, womit ich mehr Geld verdiente als mit Komponieren! Wenn Sie fürchten, dass es nutzloses Geld ist das Sie in „Reger“ stecken, so geben Sie mich frei u. entbinden mich meines Vertrages mit Ihnen; ich bin sofort bereit, diesen Vertrag mit Ihnen zu lösen, da es für mich kein unangenehmeres Gefühl gibt als fürchten zu müssen, dass Sie nicht den vollen Glauben in mich haben!
Ich gebe Ihnen nachstehend eine Liste meiner Novitäten für nächstes Jahr.
a) eine Lustspielouvertüre für kl. Orchester [op. 120]
b) ein Männerchorwerk (altgriechischer Text) mit Orchester (ohne Solisten)1
c) ein Klavierquartett [op. 113]
d) mehrere kleine Stücke für Violoncello u. Klavier2
e) einige Lieder
f) ein Streichtrio 3
Herr Hinrichsen interessiert sich für das Männerchorwerk. Da Sie schon mehrere Chorsachen von mir haben, so hoffe ich sehr, dass Sie nichts dagegen haben werden, wenn ich Herrn Hinrichsen das Männerchorwerk gebe, da doch Herr Hinrichsen alle Jahre unseren Abmachungen gemäss mindestens 1 Werk erhalten muss! Ich wäre Ihnen für eine Entscheidung jetzt schon sehr verbunden. Ferner bitte ich Sie, doch frdl. dafür sorgen zu wollen, dass ich die Abzüge des Chors: „Abschied“ [Opus 83 Nr. 9] (Männerchor) den Sie vor einigen Wochen erwarben am 7. Dezember spätestens erhalte! Bitte, darauf nicht zu vergessen! Ich habe noch vergessen, dass ich das „Vater unser“ [WoO VI/22] für 12 stimmigen Chor a cappella op. 110 No. 2 für kommende „Novitätensaison“ habe, bitte mir darüber auch zu schreiben. Ich bin noch bis nächsten Sonntag in Leipzig u. fahre dann bis zum 7. Dez. fort; von 7. Dez. bis 12. Dez. bin [ich] wieder zu Hause.
Bitte haben Sie die grosse Güte, mir umgehendst u. genauestens diesen Brief zu beantworten.
Mit besten Grüssen an Sie und Ihre Herren Söhne
Ihr erg.
Reger.
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Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock, Leipzig, 23rd November 1909, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01004432.html, last check: 22nd November 2024.
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