München, 17th July 1903
Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn
Berlin,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
Musikabteilung,
Mus.ep. Max Reger 156
- Max Reger
Lauterbach & Kuhn
Leipzig
Rossstrasse 18
Meine sehr verehrten Herren!
Bestätige Ihnen den Empfang meiner „Beiträge“ […]
sendet mit eingeschriebenen Geschäftspapier am 17. 7. 1903 das Manuskript der Bearbeitung von Hugo Wolfs Penthesilea für Klavier zu vier Händen (Wolf-B4) und die Korrekturabzüge der Bearbeitung der Sechs geistlichen Lieder nach Gedichten von Joseph von Eichendorf für Männerchor (Wolf-B3) (vgl. Postbucheintrag); laut J.A. Stargardt (März 2006) wurde der Briefumschlag dieses Einschreibens aus erster Niederschrift des Liedes Ritter rät dem Knappen dies op. 70, 3 gebastelt
- Gesang der Verklärten op. 71
- Penthesilea. Symphonische Dichtung nach dem Trauerspiel Heinrich von Kleists HWW 112 Wolf-H1
- Penthesilea. Symphonische Dichtung nach dem Trauerspiel Heinrich von Kleists HWW 112 Wolf-B4
- Sechs geistliche Lieder nach Gedichten von Joseph von Eichendorff HWW 98 Wolf-B3
- Wolf-B3
Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 1 [1902–05], hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1993 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 12), S. 181–184
1.
München. 20. July 1903.
Meine sehr verehrten Herren!
Bestätige Ihnen den Empfang meiner „Beiträge“, bedauere sehr, daß selbe nicht in Ihrem Verlag erscheinen; Und wie ich Ihnen schon des öfteren sagte, resp. schrieb: ich bin Ihnen nicht im Geringsten böse, wegen der Ablehnung der „Beiträge“; also es ist kein Spannungsmoment zwischen uns u. bin ich Ihnen gegenüber ohne jeglichen Groll genau derselbe, der ich Ihnen gegenüber bisher immer war, u. erhoffe ich mir, daß auch Sie mir so gegenüber stehen, wie bisher! ––– An Herrn von Hausegger geht morgen – also am 18. – die Penthesilea–Partitur ab. (eingeschrieben)
Mit diesem Briefe sende ich an Sie per einschriebenem Geschäftspapier meine 4 händige Bearbeitung von Penthesilea [Wolf-B4] und die Correkturabzüge der 6 Chöre von H. Wolf, von denen ein erneuter Abzug nicht nötig ist, da sehr wenig fehlt!
Betreff meiner 4 händigen Bearbeitung gebe ich Ihnen die Versicherung, daß ich selbe so spielbar als nur eben möglich gemacht habe u. thatsächlich bietet meine Bearbeitung nirgends Schwierigkeiten! Auf eines mache ich Sie speziell aufmerksam, was ich Sie bitte bei Drucklegung der Partitur u. des Klavierauszuges besonders berücksichtigen zu wollen: nämlich Herr Hellmesberger zeichnete in Partitur folgendermaßen die Buchstaben ein: Ll – Tt. Also fehlen bei ihm sämmtliche Buchstaben von Ll bis Tt! Ich hab' in meinem Manuskripte wie Hellmesberger geschrieben, doch rathe Ihnen, daß Sie das ändern in Partitur u. 4 h. Klavierauszug, so, daß die Buchstaben dem Alphabet nachkommen u. nicht der Sprung von Ll – Tt ist! Also Vorsicht! Ich habe gegen 400 Schreibfehler korrigiert u. Herrn von Hausegger aufmerksam gemacht, daß wohl noch Schreibfehlerchen drinn sein können! ––– Als Honorar für den 4 händigen Klavierauszug bitte ich Sie mir 300 M (Dreihundert Mark) zu Gunsten schreiben, welcher Betrag von 300 M wohl Sie zu dem Ausruf (wie gelegentlich der 1. Bachcantate) bewegen wird, daß Sie es dafür nicht copieren möchten! Kurzum: ich saß 4 Wochen mit angestrengtestem Fleiß u. größter Aufmerksamkeit an der Arbeit!
Mein „Gesang der Verklärten“[op 71] ist vollständig fertig; Sie erhalten denselben so Ende August allerspätestens u. war jeder, dem ich bisher den „Gesang der Verklärten“(auch Dr Arthur Seidl) vorspielte, davon tief ergriffen. Also: Ende August erhalten Sie die Sache sicher!
Bitte, lesen Sie in soeben erschienener Nr des Musik. Wochenblattes, was Dr Arth. Seidl in seinem Bericht über Basel über „Proteus“ von Dr R. Louis sagt! Lesen!
Ich werde in Schneewinkl sehr fleißigst arbeiten; ich hab' viel, viel, viel im Kopf; ich kann wirklich nichts dafür, daß mir so viel einfällt! Wir bleiben bis 28.ZSeptember in Schneewinkl u. ziehen am 1. Oktober in die neue Wohnung Preysingstraße 1b I, wo wir uns sehr, sehr freuen, Sie baldigst bei uns begrüßen zu können; ich hab' sehr viel mündlich mit Ihnen zu besprechen!
Entsetzen Sie Sich nicht über meine Schrift; aber gerade hab' ich beim Flügeltransport kräftigst mitgeholfen u. dabei mich miserabel angestrengt, u. ist meine Hand ganz zitterig davon. Wenn Sie diesen Brief erhalten, bin ich schon in Schneewinkl–Lehn bei Berchtesgaden. Oberbayern. Gelt, Sie senden alles an diese Adresse u. vergessen nicht, Ende July die 13 Mark (Tuch) abzuziehen.
Wie gesagt: eine Sommerruhe wird's nicht bei mir – denn ich hab' zu viel im Kopfe schon fertig, was alles der Niederschrift harrt.
Nun leben Sie recht wohl, empfangen Sie, beide, meine sehr geehrten Herren,
Frau Lauterbach, Herr Oberamtsrichter Kunze, Herr u. Straube die
besten, schönsten Grüße von meiner Frau u.
Ihrem getreulichst ergebensten
Max Reger.
Wie gesagt, ich
verte
betone nochmals ausdrücklichst, daß mich Ihre Ablehnung der „Beiträge“ nicht im Geringsten verletzt hat, daß ich Ihnen gegenüber genau der bin, der ich bisher Ihnen gegenüber war u.hoffe ich sehr,daß dies auch bei Ihnen der Fall ist.
Mit schönsten Grüßen
Ihr Max Reger,
in Schneewinkl–Lehn
bei Berchtesgaden in Oberbayern.
Object reference
Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, München, 17th July 1903, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01005337.html, last check: 25th November 2024.
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