München, 18th May 1904
Max Reger to Walter Fischer
Only known from: Copy, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. X. 1740
- Max Reger
Lieber Herr Fischer!
Besten Dank für Ihren Brief! Nun muß ich sogleich betreff […]
- Zehn Gesänge für Männerchor op. 83
- Fifty-two Easy Preludes on the most common protestant chorales op. 67
- Streichtrio a-moll op. 77b
- Twelve Pieces op. 80
- Sonate C-dur op. 72
- Chorale Cantata “O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen” WoO V/4 No. 2
Max Reger, Briefe zwischen der Arbeit, hrsg. von Ottmar Schreiber, Bonn 1956 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Heft 3), S. 144–146
1.
[Gedruckter Briefkopf:]
Max Reger
München
Preysingstrasse 1b I.
München, den 18. Mai 1904
Lieber Herr Fischer!
Besten Dank für Ihren Brief! Nun muß ich Sie sogleich betreff der Musikkritik der Münchener Neuesten Nachrichten aufklären. Dieses Blatt ist durchaus in den Händen der hier fast berüchtigten Clique Schillings-Thuille u deren mehr oder minder talentloser Schüler! Da nun Thuille und Pfitzner [Anmerkung Fischers: soll heißen Schillings] Kammermusik geschrieben haben, darf einfach meine Kammermusik absolut nicht aufkommen, wird also immer „abgesägt“! Ich erzählte Ihnen gelegentlich mündlich von diesen geradezu haarsträubenden Verhältnissen u Zuständen, die dieses Cliquewesen gezeitigt hat!
Selbstredend empfehle ich Sie, wo ich nur kann! Aber vergessen Sie bitte dabei nicht, daß ich da wenig machen kann – ich bin eine so viel angegriffene Erscheinung, bin u. werde von allen möglichen u unmöglichen Seiten als der „Erbfeind“ deutscher Kunst hingestellt, so daß meine Empfehlungen oftmals das Gegentheil bewirken! In Frankfurt a/M selbst ist mit Orgelmusik nichts zu machen; da muß erst Hausegger einige Zeit „erzieherisch“ wirken; ein Orgelconcert bleibt jetzt in Frankfurt absolut leer! Aber, selbstredend wo ich nur kann, rede ich zu Ihren Gunsten!
Bitte dringendst, klären Sie Herrn Leßmann noch vor Frankfurt über die Neuesten Nachrichten (München) ordentlich auf!
Sie haben mir ferner immer noch nicht geschrieben, ob Sie meine opera 72 u. 74 von Herrn Leßmann zur Kritik erhalten haben; bitte thun Sie da Ihr Möglichstes, damit Sie diese beiden Werke op 72 u 74 zur Besprechung erhalten!
Sodann hab’ ich Peters gebeten, Ihnen doch mein soeben erschienenes op 80 „Zwölf Stücke für die Orgel“ umgehendst zu senden; hoffentlich haben Sie das Werk schon erhalten! 1
Nun meine riesengroße Bitte: Wenn Sie also all die Sachen von Lauterbach u Kuhn – u. Peters erhalten haben, thun Sie dann umgehendst bei Herrn Leßmann die nötigen Schritte, daß Sie für Leßmann’s Zeitung alle diese Werke in einem ausführlichen Spezialartikel mit vielleicht folgendem Titel: „Neues von Max Reger“ besprechen! Bitte, bitte, versäumen Sie das nicht u. thun Sie das so, wie ich Sie gebeten haben. Z.B. op 72 u. 74 sind immer noch nicht besprochen! Und wissen Sie da was Näheres: wie wird Dr. Leichtentritt über op 72 u. 74 schreiben? Horchen Sie den Herrn mal aus – und schreiben Sie es mir baldigst; die Sache interessiert mich sehr!
Noch eine wichtige Sache: Sagen Sie doch Ihrem Herrn Bruder, der doch einen Männergesangverein in Berlin dirigiert, daß bis 1. November a.c. 8 (neue) Männerchöre op 83 von mir erscheinen; er möchte so freundlich sein u. Raum in seinen Concerten reservieren, daß er einige von den Chören, die nicht schwer sind, noch diese Saison machen kann! Grüßen Sie ihn bestens von mir u. thun Sie auf die Bitte Ihr Möglichstes; Ihr Herr Bruder kann da noch die Ur aufführungen haben!
Wegen „O wie selig“ [WoO V/4 Nr. 2] hab ich an Lauterbach sofort geschrieben; es ist sicher, daß Sie das Werk in Ihrem Concert Sonnabend vorm Totensonntag aufführen können!
Viel schönsten Dank für Ihren Plan eines Regerconcertes an diesem Tage! Wann ist das genaue Datum? Bitte, nehmen Sie Choralvorspiele aus op 67 z.B. „O Welt ich muß dich lassen“ – vielleicht so 3 Stück mit in dieses Programm!
Ach Gott, für unzählige Texte, geeignet zur Komposition für Männerchor u gemischten Chor wäre ich Ihnen sehr, sehr dankbar, besonders, wenn ich dieselben recht balde erhielte!
Famos, daß Ihr Artikel über mein bisheriges Schaffen so schön gedeiht; schönsten, herzlichsten Dank im Voraus!
Ihr angekündigter Besuch für July freut uns sehr, sehr! Also kommen Sie ganz sicher u. benachrichtigen Sie mich rechtzeitig, damit ich sicher zu Hause bin! (Vom 24.–31. (incl.) August bin ich verreist, sonst immer in München; ich erbitte mir aber mindestens 8 Tage vorher Ihre Nachricht, wann Sie kommen!) Sie sollen viel Neues sehen bei mir! Ich arbeite soeben an einem Trio op. 77b für Violine, Viola u. Violoncello. Mit den schönsten Grüßen an Sie, Ihre sehr verehrte Frau Gemahlin von meiner Frau
besonders von
Ihrem ergebensten
Max Reger
Object reference
Max Reger to Walter Fischer, München, 18th May 1904, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01006276.html, last check: 22nd November 2024.
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