München, 30th September 1902

Max Reger to Theodor Kroyer

Object type
Letter
Date
30th September 1902 (source)
Sent location
München
Source location
DE,
Regensburg,
Staatliche Bibliothek Regensburg,
IP/4Art.714

Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Sehr geehrter Herr Doktor!
Heute muß ich Sie sehr, sehr belästigen, bitte deshalb um freundliche […]

Regesta
möchte das Continuo in den von ihm herausgegebenen Bach Kantaten durch extra ausgearbeitete Orgelstimme ersetzen und fragt nach der Meinung von Kroyer • kündigt seine Werke an: Bach Bearbeitungen, 12 neue Lieder, Klavierquintett op. 64, 50 Choralvorspiele für Orgel [op. 67] und Melodien von geistlichen Volksliedern bearbeitet für Chor • teilt den Hochzeitstermin am 25. Oktober mit • hat bei Kindergottesdienst Orgel gespielt und »ich durfte nicht mehr spielen, da dadurch, daß ich spielte, die Leute zu sehr in ihrer Andacht gestört würden; kein Mensch könnte mehr beten!« • arbeitet sehr viel
Remarks
Referenced works

Publications

1.

München, Wörthstr. 35 I.
30. Sept. 1902.

2.

Sehr geehrter Herr Dr!
Heute muß ich Sie sehr, sehr belästigen, bitte deshalb um freundliche Entschuldigung!
Wie Sie wohl wissen, gebe ich jetzt eine Anzahl der Bach’schen Kantaten heraus. Nun drängt sich mir da eine Frage auf, welche ich nicht endgültig entscheiden will, ohne Ihre Ansicht darüber gehört zu haben.
Continuo wird in meiner Ausgabe durch eine extra ausgearbeitete Orgelstimme ersetzt! Daran halte ich fest!
Nun sind zum Beispiel in „Wer nur den lieben Gott läßt walten“ [RWV Bach-H1] folgende No 1) Recitativ & Choral Baßstimme, 2) Arie (Duett) u. Choral für Sopran und Alto (diese No mit V., I, V. II Viola unisono den Choral), 3) Recitativ & Choral für Tenorstimme, 4) Arie für Sopran mit obligater Oboe bei Bach mit Continuo mit beziffertem Baß als Begleitung versehen.
Nun muß ich gestehen, daß mir die landläufige Art, bei Continuo immer die Violoncelli u. Contrabäße (NB möglichst rauh!) in der Tiefe mitgrunzen zu lassen, sehr wenig sympathisch ist; das ganze übrige Orchester schweigt; nur die Celli u Contrabäße brummen. Das will meinem Ohr gar nicht behagen! Ich meine nun so: in all den No. mit alleiniger Continuobegleitung auch die Violoncelli u. Contrabäße schweigen lassen u. den Baß dem Orgelpedal allein anvertrauen! Ich glaube, daß dadurch der Klang an und für sich schöner, runder wird besonders nachdem, sich die Bäße alle vom Orgelpedal leicht ausführen lassen! Auch, da wo eine Solooboe concertante mitwirkt, schweigen die Contrabässe besser! Ich weiß, wohl daß ich mit dieser meiner Neuerung auf Widerspruch stoßen werde – aber hoffentlich wird man es mir nicht als Vandalismus auslegen!
Es wäre mir nun sehr, sehr interessant Ihre Meinung über diesen Punkt zu hören und ich bitte Sie mir baldmöglichst freundliche Nachricht deshalb zukommen zu lassen.
Soeben habe ich 15 No. großer Bach’scher Klavierkompositionen, die ich für Orgel bearbeitete [RWV Bach-B6] in Druck gegeben. In 14 Tagen kann ich Ihnen 12 neue Lieder senden [Opus 66]; in 6 Wochen erscheint bei Peters mein Klavierquintett op 64. 50 Choralvorspiele [op. 67] für Orgel gehen nächste Woche in Druck; Melodien von geistlichen Volksliedern aus aller Herren Länder habe ich liegen; bearbeite demnächst für Chor [RWV Anhang B8]; und am 25. Oktober Hochzeit!
Sehr verbunden wäre ich Ihnen, wenn Sie mir nun die Besprechungen, die Sie freundlichst schreiben wollten, je ein Exemplar freundlichst zusenden würden. Verbindlichsten Dank schon im Voraus.
Nur nochmals die Bitte um recht baldige Nachricht

Ihr mit schönsten Grüßen ergebenster
sehr beschäftigter
Max Reger

Nachts 12 ½ Uhr; bei mir wirds fast jeden Abend am Schreibtisch so spät! Ich habe so viel zu thun!

Object reference

Max Reger to Theodor Kroyer, München, 30th September 1902, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007160.html, last check: 9th November 2024.

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