Schneewinkl, 25th August 1912
Max Reger to Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen
- Max Reger
Georg II.
Herzog von Sachsen-Meiningen
Ew. Hoheit
gestatten wohl gnädigst, daß ich mich unterthänigst nach Ew. Hoheit u. gnädigster Frau Baronin Befinden erkundige? Hoffentlich haben Ew. Hoheit den bösen Husten nun ganz überwunden […]
- Römischer Triumphgesang op. 126
- Konzert im alten Stil op. 123
Max Reger, Briefwechsel mit Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, hrsg. von Hedwig und Erich Hermann Mueller von Asow, Weimar 1949, S. 308–310
1.
Schneewinkl 25. August 1912
Ew. Hoheit
gestatten wohl gnädigst, daß ich mich unterthänigst nach Ew. Hoheit u. gnädigster Frau Baronin Befinden erkundige? Hoffentlich haben Ew. Hoheit den bösen Husten nun ganz überwunden u. erfreuen Ew. Hoheit Sich nun des besten Wohlbefindens!
Von uns ist nicht Neues zu vermelden; das gräßliche Wetter verregnet alle Partien fast, die ich mir vornehme; ich habe mir gestattet von jedem Ausflug an Frau Baronin einen Kartengruß zu senden, damit Ew. Hoheit sehen, daß ich „ausfliege“, wenn es der landesübliche Regen nur erlaubt. Gestern waren wir am Obersee, haben auch mit dem Hausmeister gesprochen; von der so gütigen Erlaubnis, in Saletalpe Kaffee zu trinken, haben wir keinen Gebrauch gemacht, da wir nicht allein waren. Wir fahren extra mal allein nach Saletalpe. – Von Brüssel ist ein Antrag eingelaufen, am 31. Januar u. 1. Februar je 1 Concert der Meininger Hofkapelle in Brüssel zu veranstalten, Honorar 5000 M; das wäre ja günstig; ich habe zugesagt, aber betont, daß das Orchester für nächsten Winter schon sehr, sehr viel zu thun hätte u. ob es nicht besser wäre, für den Winter 1913/14 eine Tournee von mindestens 10 Concerten – natürlich jedes Concert gegen garantiertes Honorar – zu veranstalten. Ich bin begierig, was ich da für Nachrichten erhalte. Es wird Ew. Hoheit vielleicht interessieren, daß das „Concert im alten Styl“ op. 123 schon Mitte September a.c. in New-York in den philharmonischen Concerten, den vornehmsten Concerten New-Yorks – zur Aufführung gelangt. In den letzten Tagen habe ich 9 Kinderlieder [op. 76 Bd. VI] geschrieben –, ganz leichte Liedchen auf kindliche Texte. Nun brüte ich sehr über der Partitur des „Römischen Triumphgesanges“ für Männerchor u Orchester op. 126. Ob ich aber diese Partitur noch vorm 1. Oktober a.c. fertig kriege, ist sehr die Frage, denn diese Partitur macht riesige Arbeit; die römischen Legionen, die da ihren sieggekrönten Caesar ansingen, verlangen „gepanzerte“ Instrumentation, u. ich muß furchtbar viel Noten schreiben, bis die Sache so klingt, wie s.Z. die Römer bei solchen Gelegenheiten wohl riesigen Spektakel gemacht haben werden; doch darf die Sache nie ordinär klingen; die da unvermeidlichen Fanfaren, die durch das ganze Chor- u. Orchestergewoge „durchblitzen“ müssen, dürfen doch nicht zu aufdringlich klingen. Ich denke aber, daß die Sache gut wird.
Eine mir neuerdings angebotene Tournee, auf der ich in 8 Tagen 4000 M glattweg verdient hätte, indem ich in jedem Concert nur eine No. Klavier zu spielen gehabt hätte, geographisch famos gelegen, kleine Reisen zwischen den 8 Concerten, habe ich abgelehnt im Interesse des Dienstes in Meiningen; der Ersatzmann, den ich für mich vorgeschlagen habe, wurde abgelehnt, u. so ist die ganze Sache unterblieben. Es ist ein wahrer Fluch der „Berühmtheit“, daß man sich vor Engagementsangeboten als Dirigent u. Pianist kaum retten kann. – Es wäre recht dumm, wenn ich die Partitur vorm 1. Oktober a.c. nicht mehr fertig kriegte, denn dann müßte das Werk bis 1. Mai 1913 liegen bleiben; denn nach dem 1. Oktober ist es mir nicht mehr möglich (bis 2. Mai) irgend nur das Geringste kompositorisch zu arbeiten, da dann die Concerte, Proben, Reisen meine gesamte Zeit vollauf in Anspruch nehmen. – Für den Winter 1913/14 werden jetzt schon für die Hofkapelle große Dinge geplant; hoffentlich klappt alles recht gut. – Christa u. Lotti lernen recht fleißig; sie schreiben schon nett ganze Sätze u. lesen auch recht gut. – Bis 12. September werden wir hier bleiben; am 13. Sept. früh reisen wir nach München, wohnen da wieder im Christlichen Hospiz, Mathildenstr. 5, am 14. Sept. früh reisen wir nach Meiningen, wo wir nachmittags 4 Uhr eintreffen werden.
Mit den ehrfurchtsvollsten Wünschen für Ew. Hoheit u. gnädigster Frau Baronin Wohlergehen u. Befinden
Ew. Hoheit unterthänigster Diener Reger.
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Max Reger to Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen, Schneewinkl, 25th August 1912, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01010120.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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