Augener & Co.
Correspondence
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1.
1.1.
Die Firma Augener & Co. wurde 18551 von George Augener (1830–1915) gegründet, der sich nach einer Anstellung beim Musikverlag André (Offenbach) in England niedergelassen hatte. Augener & Co. fungierte zunächst als Agentur deutscher Musikverlage (u.a. C.F. Peters) und ab 1867 auch als eigenständiger Verlag. Augener verlegte die Werke der zeitgenössischen englischen Komponisten Frank Bridge, Frederick Delius, Charles Villiers Stanford und Adam Carse. Vor allem aber spezialisierte sich Augener auf die Herstellung kostengünstiger und hochwertiger praktischer Ausgaben der Klavierwerke von Ludwig van Beethoven (hrsg. von Max Pauer, Hans von Bülow und Eusebius Mandyczewski), Frédéric Chopin (hrsg. von Karl Klinworth, revidiert von Franz Xaver Scharwenka) und Joseph Haydn (hrsg. von Franklin Taylor). Außerdem besorgte William Thomas Best für den Verlag eine Auswahl-Edition der Orgelwerke Johann Sebastian Bachs. Ein weiterer Schwerpunkt von Augener lag in der Herausgabe musiktheoretischer Werke; in den 1890er-Jahren publizierte er auch die englischen Ausgaben von Hugo Riemanns Theoriewerken. Ab 1871 erschien bei Augener die Zeitschrift The Monthly Musical Record. Durch mehrere Firmenübernahmen wurde der Verlag erweitert (ab 1904 firmierte er als Augener Ltd.).
Nach dem Ausscheiden von George Augener im Jahre 1910 übernahm Willy Strecker (1884–1958) die Geschäftsleitung; kurz darauf wurden die Reger-Bestände in den Schott-Katalog transferiert. Die durch Strecker 1913 vollzogene Verbindung mit B. Schott’s Söhne in Mainz wurde durch den Ausbruch des I. Weltkriegs wieder getrennt. 1962 wurde der Verlag an die Galaxy Music Corporation, New York verkauft und ging später an Stainer & Bell, London.
1. Reger-Bezug
Im Sommer 1892 lernte Reger im Haus seines Lehrers Hugo Riemann den in Wiesbaden kurenden George Augener kennen.1 Dieser berichtet: »In 1892 I made the personal acquaintance of Dr. Hugo Riemann […] and have since […] spent many pleasant hours with him in my yearly visits to Wiesbaden […]. I also became the first publisher of Riemann’s favourite pupil Max Reger, who is at present made so much of by some of the German music papers.«2 Adalbert Lindner zufolge soll Augener gezielt nach einem jungen, unbekannten Komponisten gesucht haben, um diesen verlegerisch aufzubauen; Riemann empfahl Reger und gab ihm Gelegenheit, eigene Werke vorzutragen.3 Augener nahm Reger daraufhin für sieben Jahre unter Vertrag.
Das Verlagsverhältnis blieb nicht ungetrübt. Schon zu Beginn scheint Augener besonderes Interesse geäußert zu haben, auch leichtgängigere Klavierstücke zu erhalten (vgl. Brief). Mit den Walzercapricen op. 9 kam Reger diesem Wunsch bereitwillig nach, in der Erwartung, »daß dies opus geeignet sein dürfte, für Sie als sowohl auch – wie egoistisch ich bin – für mich angenehm zu sein« (Brief). Die Komposition der Walzer op. 11, wie auch die der Losen Blätter op. 13, betrachtete er dann jedoch als lästige Pflicht (vgl. Briefe). Obgleich Reger noch Ende 1895 gegenüber Waldemar Meyer behauptete: “Augener scheint jetzt immer zufriedener mit mir zu werden”,4 erhielt er nach der Publikation der Suite e-moll op. 16 und seiner ersten Bach-Bearbeitungen (RWV Bach-B1 und -B2) von dem Verleger mehrere Absagen. Die Fassung der Orgelsuite für Klavier zu vier Händen konnte er im Juli 1896 nicht mehr bei Augener unterbringen, und das druckfertige Manuskript des Klavierquintetts c-moll (WoO II/9) soll dieser mit der Bemerkung zurückgewiesen haben, “er hätte aus den Noten nur den Tabaks- und Biergeruch unangenehm empfunden, sonst aber keinerlei Vorzüge entdeckt!” 5 Nachdem auch die Klavierzyklen Opus 17, 18 und 25 sowie einige Bach-Bearbeitungen zwar angenommen, aber zurückgestellt worden waren (sie erschienen erst 1902 bzw. 1904), endete im Sommer 1898 die Zusammenarbeit offenbar vorzeitig.6
Reger distanzierte sich bald vorsichtig von seinen ersten veröffentlichten Opera. So ist in einem Brief an Ferruccio Busoni im September 1895 zu lesen: “Was Sie mir betr. meiner Erstlingswerke geschrieben, ehrt mich ja so ungemein; […] Glauben Sie mir, ich wünschte nichts sehnlicher, als manches meiner leider schon erschienen[en] Werke wäre nicht geschrieben.” (Brief) Als der Verlag 1905 Regers Werke abgeben wollte, gab er sich geradezu entsetzt: “»keine einzige Note von all meinen bei Augener erschienen schrecklichen Jugendsünden darf nach Deutschland angekauft werden! […] Ich erkläre hiermit meine Opera 1–19, op. 25 für heillosen Blödsinn! […] Laßt den Mist schlafen!«” (Postkarte) Gegenüber dem Schott-Verlag, der 1910 die Rechte tatsächlich übernahm, äußerte er sich dann differenzierter und erkannte neben Kammermusikwerken und Liedern die Orgelsuite op. 16 sowie die Deutschen Tänze op. 10 an (Brief).
Wann genau dieses Treffen stattfand, ist nicht zu ermitteln – zumal aus den ersten sieben Monaten des Jahres 1892 außer Zeugnissen für Regers Einjährig-Freiwillige Militärjahr keine Dokumente vorliegen. Dem ersten erhaltenen Brief Regers an Augener vom 1. August 1892 dürfte zumindest ein Schreiben vorausgegangen sein, denn dieser beginnt ohne Umschweife mit aktuellen geschäftlichen Angelegenheiten; auch im weiteren sind Regers Schreiben an Augener nur vereinzelt überliefert.
Object reference
Augener & Co., in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_inst_00105.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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