Friedrich Spitta
Correspondence, Critic, Dedicatee
- Correspondence, Critic, Dedicatee
1.
1.1.
Friedrich Spitta wurde am 10. Januar 1852 in Wittingen (Niedersachsen) als Sohn des Theologen und Kirchenliedautors Johann Carl Philipp Spitta (1801–1859) geboren; der Bachforscher Philipp Spitta (1841–1894) war sein älterer Bruder. Spitta war Schüler Johann Christian Konrad von Hofmanns und wurde 1879 ordiniert. Zunächst trat er eine Pfarrstelle in Oberkassel an und wurde Privatdozent in Bonn; 1887 erhielt er einen Ruf als Ordinarius für Neues Testament und Praktische Theologie nach Straßburg. Neben Studien zu den Überlieferungsschichten des Neuen Testaments und zum lutherischen Kirchenlied trieb er von Straßburg aus gemeinsam mit Julius Smend, mit dem er schon in Bonn zusammengearbeitet hatte und der 1893 sein Kollege am Lehrstuhl geworden war, die sogenannte Ältere Liturgische Bewegung voran, als deren Organ beide ab 1896/97 die Monatschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst herausgaben. Spittas Bemühungen zielten auf eine Modernisierung der Liturgie, die eine allgemeine Ästhetisierung des Gottesdienstes auch unter Einbezug zeitgenössischer Kunststile beinhalten sollte. Die in diesem Zusammenhang ebenfalls angestrebte Wiedereinführung älterer liturgischer Formen wurde gelegentlich als Zeichen einer gewissen Rekatholisierung verstanden, doch ist sie durchaus auf romantische Ideale zurückzuführen. Spitta war auch Herausgeber des , das Reger in seinen choralgebundenen Werken oftmals als Vorlage verwendete. Durch die Unabhängigkeitserklärung Elsass-Lothringens und die nachfolgende französische Besetzung Straßburgs sah sich Spitta gezwungen, die Stadt im Dezember 1918 zu verlassen und wechselte auf den praktisch-theologischen Lehrstuhl in Göttingen. Friedrich Spitta starb am 7. Juni 1924 in Göttingen.
1. Reger-Bezug
Im Spätjahr 1899 trat Reger mit Spitta in Kontakt und veröffentlichte in der Folge Chöre und Choralvorspiele in der Monatschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst (vgl. Choralvorspiele für Zeitschriften 1899–1901). Zum Auftakt dieser Zusammenarbeit widmete er ihm die Choralphantasie »Wie schön leucht’t uns der Morgenstern« op. 40 Nr. 1. Im Gegenzug präsentierte Spitta seinen Lesern anlässlich Regers ersten Musikbeilagen in der Monatschrift ein Porträt des jungen Komponisten (mit Bild).
Anfang 1901 bat Reger Spitta dann um “den Text zu einer zusammenhängenden kirchlichen Komposition”,1 worauf ihm dieser sein Osterspiel (aus Drei kirchliche Festspiele für Weihnachten, Ostern und Pfingsten, Straßburg o.J., S. 35ff.) empfahl. Reger machte sich schon bald konkrete Gedanken zur musikalischen Umsetzung und unterbreitete Spitta einige Änderungswünsche.2 Dieser ging darauf jedoch nicht ein, und die Zusammenarbeit kam letztlich nicht zustande. Dass Spittas Text nicht Regers musikalischen Vorstellungen entsprach, belegt dessen Brief vom 7. Mai 1901 an Karl Straube: “Wie gesagt, die Hauptsache sind dramatische Höhepunkte; nur nicht lyrisch so breit ausgesponnen, an welch letzterem Fehler nach meinem Empfinden Spitta’s Osterspiel krankt.” 3
Persönlich begegnet sind sich Reger und Spitta nicht.4 Daher muss auch bezweifelt werden, dass die Zusammenarbeit mit Spitta und der Kontakt zu dessen liturgischer Bewegung für Reger über die allgemein geteilte Anschauung einer Zusammengehörigkeit von Kunst und Religion Bedeutung hatte, zumal Reger sich laut Spitta “über die ihm von mir erbetenen Texte immer nur unter künstlerischem, nie unter religiösem Gesichtspunkt ausgelassen hat” 5. Nichtsdestotrotz gab Spitta Reger detaillierte Anregungen zu den ersten drei der Choralkantaten WoO V/4 sowie – in allgemeiner Form – auch zum Evangelischen Kirchenchor WoO VI/17. Eine Reger avisierte Aufführung6 der Choralkantate »Vom Himmel hoch, da komm ich her« WoO V/4 Nr. 1 mit dem von Spitta geleiteten Akademischen Kirchenchor Straßburg Weihnachten 1903 ist nicht nachweisbar.
Object reference
Friedrich Spitta, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00150.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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