Lula Mysz-Gmeiner

Correspondence, Dedicatee

Gender
female
Profession
singer
Birth
16th August 1876
Death
7th August 1948
MRI-Identifier
mri_pers_00180

Name
Julie Sophie Mysz-Gmeiner
Used Name
Lula Mysz-Gmeiner
Nickname
Lula
Birth Name
Gmeiner

References to Reger
    Correspondence, Dedicatee
References to others

1.

1.1.

Lula Gmeiner. – Abgebildet in  XX. Jg., Nr. 6 (9. März 1899), S. 67.
Lula Gmeiner. – Abgebildet in Neue Musik-Zeitung XX. Jg., Nr. 6 (9. März 1899), S. 67.

Lula Gmeiner1, geboren im August 1876 in Kronstadt (heute: Brașov) als Sproß einer großbürgerlichen siebenbürgisch-sächsischen Familie, erhielt ab dem Alter von ca. sechs Jahren Violin- und ab 1892 auch Gesangsunterricht bei dem Organisten und Dirigenten Rudolf Lassel. Achtzehnjährig begann sie, gegen anfänglichen väterlichen Widerstand, ein privates Gesangsstudium bei Gustav Walter in Wien und sammelte Auftrittserfahrungen, u.a. am Klavier begleitet von Johannes Brahms.2 Um 1897 wandte sie sich nach Berlin, wo auch ihre Schwester Ella Gesang studierte und Emilie Herzog und Etelka Gerster (1898–1904) beider Lehrerinnen waren. 1906, als bereits etablierte Künstlerin, nahm sie nochmals Unterricht bei Lilli Lehmann.

Von Berlin aus startete Mysz-Gmeiner eine internationale Karriere als Konzertsängerin und gastierte u.a. in Wien, Paris, London, St. Petersburg, Stockholm und New York. Insgesamt sind 640 Auftritte nachgewiesen, davon ca. 380 Liederabende (190 Konzerte absolvierte sie mit Orchesterbegleitung).3 1900 heiratete sie den Ingenieur Ernst Mysz, einen ihrer Vettern; 1905 wurde sie zur k.k. Kammersängerin ernannt.

Zu den Komponisten, die mit der Mezzosopranistin konzertierten, zählten neben Max Reger auch Richard Strauss und Franz Schreker, der sie 1920 auch an die Berliner Staatliche akademische Hochschule für Musik (heute: Universität der Künste) berief. Dort unterrichtete sie bis ins Jahr 1943 als Gesangsprofessorin; zu ihren Studierenden gehörten u.a. Elisabeth Schwarzkopf, Lore Hoffmann und Peter Anders. 1944 wechselte sie, 68-jährig, an das Schweriner Landeskonservatorium. Lula Mysz-Gmeiner starb ebendort am 7. August 1948.

In ihrer Konzerttättigkeit fokussierte sich Mysz-Gmeiner auf die damals florierende Kultur der Liederabende; bisweilen sang sie auch Alt-Partien in Oratorien und symphonischen Werken. Ihr Repertoire war auf Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Hugo Wolf ausgerichtet, doch setzte sie sich auch für die zeitgenössische Lied-Literatur (Reger, Emil Mattiesen etc.) ein. In einem biografischen Porträt aus dem Jahr 1906 wurde der “breit und reich dahinströmende Alt der temperamentvollen Lula Gmeiner” folgendermaßen charaktisiert: “Eine kräftig zugreifende Natur mit ausgesprochener Neigung zum Humoristischen, ist ihr das Grübeln und Versenken, etwa in ein schwerverständliches Brahms-Lied, versagt. Mit ihrer Freude an leuchtenden Farben ist sie in erster Linie die Interpretin Wolfscher und Richard Straußscher Lieder. Mit Schumanns Frauenliebe und Leben ist das wieder eine andere Sache: die süße Einfalt glaubt man ihr nicht so recht. Technisch scheint mir die prächtige Sängerin heute schon an einer Grenze angelangt, an der Vollendung und Ueberfeinerung zusammenfließen.”

1925-1928 entstanden Aufnahmen für die Deutsche Grammophon (Lebendige Vergangenheit – Lula Mysz-Gmeiner, Preiser Records [Wien 1999]). 1938 gab sie zudem eine Edition von Schubert-Liedern heraus.4


1
Zu Lula Mysz-Gmeiner siehe Raika Simone Maier, »Lernen, Singen und Lehren«: Lula Mysz-Gmeiner (1876–1948), Mezzosopranistin und Gesangspädagogin, Neumünster 2017. – Von ders. siehe auch: Lula Mysz-Gmeiner, Kronstädter Mezzosopranistin und Gesangspädagogin, in Neue Kronstädter Zeitung vom 30. Juni 2015, S. 5, sowie den Artikel Lula Mysz-Gmeiner, in MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hrsg. von Beatrix Borchard, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. (Stand vom 10.6.2016), http://mugi.hfmt-hamburg.de/Artikel/Lula_Mysz-Gmeiner (eingesehen am 28. Februar 2017).
2
Vgl. Karl Wolff, Lula Gmeiner, in Neue Musik-Zeitung XX. Jg., Nr. 6 (9. März 1899), S. 67.
3
Vgl. Maier, »Lernen, Singen und Lehren« (wie Anm. 1), S. 100.
4
Franz Schubert, Lieder für eine Singstimme und Klavier, neu durchgesehen und mit Vortragsbezeichnungen versehen von Lula Mysz-Gmeiner, Bd. 1, Braunschweig 1938.

1. Reger-Bezug

Ab etwa 1902 begann Lula Mysz-Gmeiner eigeninitiativ Reger-Lieder in ihre Konzertprogramme aufzunehmen.1 Sie erzielte damit erste Publikums- und Kritikererfolge2 und erhielt daraufhin vom Komponisten selbst Novitäten zugesandt3. Bei einem Liederabend im Februar 1903 lernten sich beide persönlich kennen und die Sängerin versprach, in “diesem Sommer viel Reger studieren u. dann im nächsten Winter singen” 4 zu wollen. Tatsächlich avancierten Regers Lieder ab ca. 1905 zu einer Konstante in ihren Lieder-Abenden, bei denen sie zumeist der Stettiner Pianist und Komponist Eduard Behm, jedoch bald auch Reger selbst am Klavier begleitete. Über diese Zusammenarbeit schrieb sie später in ihrer Erinnerungsschrift : “Zu seiner diskreten Begleitung zu singen, war nicht leicht; als ich ihn einmal bat, doch etwas lauter zu spielen, sagte er lachend, mit dem ihm eignen verschmitzten Blick: „I wü’ halt musizieren“.”

Mysz-Gmeiner führte Regers Lieder bei ihren internationalen Konzertreisen u.a. wohl auch in Paris ein. Ab ca. 1904 bat Reger seine Verleger Lauterbach & Kuhn wiederholt um eigens herzustellende Abschriften oder exemplarmäßige Abzüge seiner Novitäten für die Interpretin, um ihr Aufführungen noch vor der Drucklegung zu ermöglichen. Ende Januar 1905 setzte er den Verlag zudem von seinem Plan in Kenntnis, “diesen kommenden Sommer einige sehr schöne Lieder [zu] schreiben u. dieselben Frau Mysz-Gmeiner [zu] dedicieren! Dann springt die ja vor Vergnügen!” Mit den so entstandenen Vier Gesängen für mittlere Singstimme und Klavier op. 88 bekam die Mezzosopranistin als einzige aktive Interpretin neben dem Tenor Ludwig Hess (op. 70) einen Liederzyklus gewidmet. Auch die Lieder Aus den Himmelsaugen und Der gute Rath op. 98 Nr. 1 und 2 sowie Warnung und Lied eines Mädchens op. 104 Nr. 2 und 4 sind ihr zugeeignet.


1
In Mysz-Gmeiners Repertoireverzeichnis (vgl. Maier, »Lernen, Singen und Lehren« [wie Anm. 1], S. 377ff.) sind für ein Konzert vom 18. November 1902 erstmals zwei Reger-Lieder (op. 31 Nr. 5 und 6) dokumentiert.
2
»Alles vereinigte sich hier, was die Meisterschaft ausmacht, glänzende, vorzüglich gebildete Stimme, lebendiges Temperament und tiefe Empfindung.« (Kritik von Otto Leßmann)
3
»An diese Dame werde ich in Zukunft die Lieder senden (morgen op 66 nebst Brief!).« (Brief Regers vom 29. November 1902 an die Verleger Lauterbach & Kuhn, in Lauterbach & Kuhn-Briefe 1, S. 50.)
4
Brief vom 14. Februar 1903 an dies., ebd., S. 95.
Object reference

Lula Mysz-Gmeiner, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00180.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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