Alfred Sittard

Correspondence, Performer

Gender
male
Profession
organist
Birth
4th November 1878
Death
31st March 1942
MRI-Identifier
mri_pers_01296

Name
Alfred Sittard
Used Name
Alfred Sittard

References to Reger
    Correspondence, Performer
References to others

1.

Alfred Sittard, Autogrammkarte (1906), Hofphotograph Hahn Nachfolger (Dresden). – Wikimedia Commons, gemeinfrei.
Alfred Sittard, Autogrammkarte (1906), Hofphotograph Hahn Nachfolger (Dresden). – Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Alfred Sittard wurde am 4. November 1878 als Sohn des Musikwissenschaftlers und Kritikers Josef Sittard in Stuttgart geboren. 1885 übersiedelte die Familie nach Hamburg, wo Alfred Sittard Schüler von Carl Armbrust, Organist an der St.-Petri-Kirche, wurde; 1896/97 fungierte er kommissarisch als dessen Nachfolger. Möglicherweise bereits in dieser Zeit lernte er Hans von Ohlendorff kennen (s.u.). Von 1897 bis 1901 studierte er am Konservatorium in Köln bei Franz Wüllner (Komposition), Friedrich Wilhelm Franke (Orgel) und Isidor Seiß (Klavier); er komponierte vor allem geistliche Chorwerke, von denen die Vertonung des 1. Psalms Ohlendorff gewidmet ist. Nach Hamburg zurückgekehrt, wurde Sittard Korrepetitor am Stadttheater. 1902 erhielt er den Mendelssohn-Preis; zu den Juroren gehörten Joseph Joachim und Arthur Nikisch. Von 1903 bis 1912 war er Organist an der Dresdner Kreuzkirche, seit 1909 auch Orgelsachverständiger, von 1912 bis 1930 erneut in Hamburg Organist und Chordirigent an der St.-Michaelis-Kirche. 1925 wurde Sittard, der als einer der virtuosesten Organisten seiner Zeit gilt und zahlreiche Tourneen ins europäische Ausland und nach Russland absolvierte, zudem als Professor für Orgelspiel an die Akademie der Künste in Berlin berufen, 1933 zum Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik und zum Direktor des Staats- und Domchors. Mit letzterem Ensemble häuften sich jedoch bald die Probleme persönlicher wie aber wohl auch politischer Art (“[…] er hindere die Chormitglieder absichtlich durch das Abhalten von Proben am Zuhören bei Reden des Führers” 1). Gesundheitlich seit Längerem stark angeschlagen, bat er um seine Versetzung in den Ruhestand zum 1. April 1942. Einen Tag zuvor starb Sittard in Berlin.

1974 wurde an der UdK Berlin eine Stiftung gegründet, die seinen Namen trägt.

1.1. Reger-Bezug

Am 30. Juli 1904 dankte Reger Sittard für dessen “so ausgezeichnete Interpretation” (Postkarte) der II. Sonate d-moll op. 60. Kurz darauf besuchte Sittard den Komponisten in dessen Feriendomizil in Berg am Starnberger See. Regers erstes Urteil war lapidar: “sehr jung, sehr eingebildet” 2. Nichtsdestoweniger dankte ihm Reger kurz darauf erneut für eine Aufführung: “[…] ich bin sehr erfreut, daß Sie mein op 27 gespielt haben, danke Ihnen hiemit aufs Gebührendste […] Hoffentlich bringen Sie nun recht balde auch meine anderen Orgelwerke; Auswahl haben Sie ja mehr als genug!” 3 Das Verhältnis war im Weiteren wohl dennoch gespannt, hintertrieb doch Reger 1908 zugunsten Karl Straubes Sittards Bewerbung als Organist der Gewandhauskonzerte in der Nachfolge Paul Homeyers, auch wenn Sittard davon vermutlich keine Kenntnis erhielt: “Also: die Affaire Sittard ist erledigt; ich hab’ heute höchst diplomatisch aus [Gewandhaus- und Konservatoriumsdirektor Paul] Röntsch herausgeholt, daß Nikisch Sittard empfohlen hat; – „merkst Du was, geneigter Leser!“ Ich tat natürlich höchst erstaunt, als Röntsch mir den Namen Sittard nannte nebst des letzteren Empfehlung durch Nikisch! Ich setzte sofort – aber kräftig – den Hebel ein gegen den „Keil“ Sittard den uns Nikisch hier hereinsetzen will –; ich nannte Deinen Namen natürlich nicht; ich nahm und nehme die ganze Sache auf meinen breiten Buckel, und es gelang mir, Röntsch vollständig davon zu überzeugen, daß ein Engagement Sittards überhaupt und auch wegen meiner Person nicht möglich ist. Außerdem hab’ ich Röntsch so weit gekriegt, daß er mir versprochen hat, daß sie keinen Organisten an die Stelle Homeyers anstellen, ohne mich vorher gefragt zu haben!!!!! – Ich hab’ ganz mächtig den Orgelkomponisten Reger herausgekehrt! Du siehst, es ist alles in schönster Ordnung!” 4

Im Februar 1911 nutzte Reger, gedrängt durch Hans von Ohlendorff,5 im Zuge anderer Konzertverpflichtungen in Dresden dann doch die Gelegenheit, den Organisten in der Kreuzkirche seine I. Sonate fis-moll op. 33 interpretieren zu hören und zeigte sich sehr angetan: “Sittard hat ganz prachtvoll gespielt, was ich ihm auch sagte” 6. Bei einem Besuch Sittards gemeinsam mit Ohlendorff in Meiningen am 12. Mai 1912 war Reger “sehr gemütlich. Wir begrüßten ihn mit einer besonders konstruierten Autohupe, die auf ein Thema von ihm eingestimmt ist. Er spielte uns sein neustes Werk, ein Concerto grosso [= Konzert im alten Stil op. 123] vor. […] Abends waren wir mit ihm u. verschiedenen seiner Verwandten im Hotel zusammen”.7 Im März 1913 bemühte sich Sittard unter Vermittlung Ohlendorffs um die Berliner Premiere von Regers nächster Orgelkomposition – noch bevor diese überhaupt entstanden war. Da sowohl für die Uraufführung als auch für die Berliner Erstaufführung von Introduction, Passacaglia und Fuge op. 127 bereits Karl Straube eingeplant war,8 erteilte Reger diesem Ansinnen eine Absage: “Herrn Sittard kann ich die Erstaufführung für Berlin meines neuen Orgelwerkes nicht geben! Dagegen gebe ich ihm mit Vergnügen das Recht der Erstaufführung für Hamburg.” 9 Ob dieser Opus 127 in Hamburg dann tatsächlich spielte, ist nicht bekannt. Jedenfalls hatte sich das Blatt offenbar endgültig gewendet, und so anempfahl ihm Reger im April 1916 via Ohlendorff die im Erscheinen befindlichen Zwei Gesänge op. 144: “Bitte, thue Du alles, damit Sittard diese beiden Werke im kommenden Winter sicher macht; ich glaube, es ist mit das Beste, was ich bis jetzt geschrieben habe.” 10

Für die Welte-Philharmonie-Orgel spielte Sittard neben Werken von Bach, Franck, Händel, Liszt und Saint-Saëns u.a. Regers Benedictus op. 59 Nr. 9 einNote: Wie von Geisterhand, S. 100, sowie Reger und die Aufführungspraxis seiner Zeit, S. 13. Das Datum der Aufnahme ist nicht angegeben, Sittards Rollen erschienen zwischen 1913 und 1924. und um 1930 für die Schellack-Platte u.a. Regers Choralphantasie »Ein’ feste Burg ist unser Gott« op. 27. Und in einem Artikel über die Entwicklung des Orgelspiels konstatierte er 1920: “Unzweifelhaft ist im 19. Jahrhundert ein Aufstieg der Orgelkunst zu verzeichnen, der in dem Namen Max Reger gipfelt. Dieser hat nicht nur als Schöpfer gewaltiger, aber oft noch schwer zugänglicher Werke dem Orgelspiel neue Ziele gestellt, sondern hat auch mit zahllosen Stücken kleineren Umfangs und leicht verständlichen Inhalts einen erfrischenden, in seiner Bedeutung noch gar nicht übersehbaren Einfluß auf die Orgelkunst gewonnen” Note: In Der Aufbau. Wochenschrift für Erziehung 2. Jg. (1920), Nr. 41, S. 342, zitiert nach Musiker der Spätromantik, S. 83..

Konzerte Alfred Sittards mit Werken Regers


1
Burkhard Meischein, „… im Bachschen Geist das Orgelspiel zu pflegen.“, in Die Dresdner Kirchenmusik im 19. und 20. Jahrhundert, hrsg. von Matthias Herrmann, Laaber 1998, S. 340.
2
Postkarte vom 26. August 1904 an Karl Straube, in Straube-Briefe, S. 66.
3
Brief vom 6. November 1904, auszugsweise abgedruckt in Henning Siedentopf, Musiker der Spätromantik. Unbekannte Briefe aus dem Nachlaß von Josef und Alfred Sittard, Tübingen 1979, S. 84.
4
Brief vom 30. März 1908 an Karl Straube, in Straube-Briefe, S. 148f. Der Brief endet wie folgt: »Kurzum: die Sache haben wir wieder mal verhindert! Mit viel besten Grüßen von Haus zu Haus stets Dein Max Reger. Intriguant und Direktor einer Agentur für Lehrerstellen am Conservatorium
5
“Selbstredend gehe ich am Sonnabend 18. II in die Motette in der Kreuzkirche u werde auch auf die Orgel marschieren! Bist Du nun zufrieden? Bitte, theile Du das Herrn Sittard mit.” (Brief vom 9. Februar 1911 an Hans von Ohlendorff, Max-Reger-Institut, Karlsruhe, Signatur: Ep. Ms. 2244)
6
Brief vom 21. Februar 1911 an Hans von Ohlendorff, Max-Reger-Institut, Karlsruhe, Signatur: Ep. Ms. 2245.
7
Brief Sittards vom 18. Mai 1912 an seine Mutter, auszugsweise abgedruckt in Henning Siedentopf, Musiker der Spätromantik. Unbekannte Briefe aus dem Nachlaß von Josef und Alfred Sittard, Tübingen 1979, S. 84.
8
Vgl. Brief Regers vom 23. März 1913 an Hans von Ohlendorff, letzter Nachweis: Hartung & Karl, München, Auktion 40, 3.–6. Mai 1983, Los 2533.
9
Vgl. Postkarte Regers vom 20. März 1913 an Hans von Ohlendorff, Max-Reger-Institut, Karlsruhe, Signatur: Ep. Ms. 1226.
10
Brief vom 27. April 1916 an Hans von Ohlendorff, Max-Reger-Institut, Karlsruhe, Signatur: Ep. Ms. 1314.
Object reference

Alfred Sittard, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_01296.html, last check: 21st November 2024.

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