München, 19th November 1903
Max Reger to Richard Linnemann, C.F.W. Siegel’s Musikalienhandlung
Karlsruhe,
Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung,
Ep. Ms. 219
- Max Reger
Sehr geehrter Herr!
Ihr freundl. Brief vom 17. ist in meinen Händen u. beeile ich […]
gelocht Kleinere Werke Regers wurden im Verlag Siegel nicht mehr gedruckt
1.
[gedruckter Briefkopf:]
[links:] MAX REGER
MÜNCHEN
Preysingstrasse 1bI.
[rechts:] MÜNCHEN, den 19. Nov. 1903.
Sehr geehrter Herr!
Ihr freundl. Brief vom 17. ist in meinen Händen u. beeile ich mich, denselben zu beantworten; ich bin sehr erfreut, daß Sie meinem „Gesang der Verklärten“ [op. 71] in der Weise näher treten, daß Sie selben in Verlag nehmen wollen. Lassen Sie mich ganz offen reden – bitte Sie aber den Inhalt dieses Briefes gegen jedermann geheim zu halten. Glauben Sie mir, ich bin der Letzte, der vergißt, daß die Herren Verleger nicht allein dem Idealen d.h. ihrem Kunstgeschmacke nachgeben dürfen, sondern auch darauf sehen müssen, daß die Herren auch gangbare Werke im Verlag haben müssen; ich bin diesen Anschauungen gegenüber absolut nicht blind, erkenne im Gegentheil dieselben vollständig an! In Anbetracht dessen, daß mein op 71 „Gesang der Verklärten“ ein schwerwiegendes Werk ist, hab’ ich Ihnen ja geschrieben, ob Sie mit mir nicht in näheren Geschäftsverkehr treten wollten – d.h. daß ich Ihnen außer diesem „Gesang der Verklärten“ nach u. nach noch andere in jeder Beziehung populärere Werke liefern würde, welche für Sie, das Risiko betr. meines op 71 Gesang der Verklärten in jeder Weise ausgleichen sollten! Leider haben Sie mir auf diese meine Anfrage noch keine Antwort gegeben! – Da ich aber nicht von Hause mit Vermögen gesinnt bin, hier auch ohne Stellung lebe, so mache ich Ihnen folgenden Vorschlag mit dem Sie wohl einverstanden sein werden: ich schlage Ihnen ein Honorar von 500 M – also nur geradezu lächerlich kleine Summe gegenüber der Arbeit meines op 71 – vor; dabei erhalten Sie nach u. nach dann noch eine Reihe von anderen kleineren, vor Allem technisch leichteren Werken jeden Genres, u. werd ich bei diesen Honorarvorschlägen für diese nach u. nach zu schreibenden Werken Ihnen in jeder Beziehung nur allercoulanteste Bedingungen stellen! Ich glaube, so dürfte die Sache wohl am besten sein, u. würden Ihnen die 500 M sicher als nur [dreifach unterstrichen:] äußerst bescheiden erscheinen, besonders wenn Sie meine Arbeit an meinem op 71 bedenken u. auch das in Frage ziehen, daß ich Ihnen in den nach u. nach zu schaffenden Werken (für Orgel, Klavier, Kammermusik, Männerchöre) solche Honorarvorschläge machen werde, daß Sie die 500 M für das op 71 allein aus dem werden nach u. nach sozusagen rausschlagen, welche minderen Honorarforderungen ich Ihnen dann vorschlagen werde. Wie gesagt, wäre ich vermögend, würde ich auf Ihren Vorschlag eingehen – da ich das nicht bin, so bitte ich Sie freundlichst meinen Vorschlag acceptieren zu wollen; ich würde mich sehr freuen, wenn Ihnen mein Vorschlag genehm ist, besonders deshalb, weil ich bisher mit Ihnen stets in den angenehmsten Beziehungen stand. In der Hoffnung, daß Ihnen mein Vorschlag angenehm ist bin ich mit der Bitte um baldige freundliche Nachricht, welche ich bis 1. Dec. a.c. mir zu erbitten erlaube
Ihr mit ausgezeichnetster Hochachtung
ergebenster
Max Reger.
Object reference
Max Reger to Richard Linnemann, C.F.W. Siegel’s Musikalienhandlung, München, 19th November 1903, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01000235.html, last check: 22nd November 2024.
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