Weiden, 17th February 1900

Max Reger to Alexander Wilhelm Gottschalg, Urania

Object type
Letter
Date
17th February 1900 (source)
Sent location
Weiden
Source location
DE,
Meiningen,
Meininger Museen,
Sammlung Musikgeschichte/Max-Reger-Archiv,
Br 034/7

Senders
  • Max Reger

Incipit
Hochgeehrter Herr Professor!
Allerbesten Dank für Ihre Sendung! Sie haben mich hocherfreut […]

Regesta
bedankt sich beim E. für die Zusendung seiner Fotografie • bekundet, sich über die Besprechung der Orgelsonate sehr gefreut zu haben • übersendet dem E. die Sieben Männerchöre op. 38 zu und hofft auf eine Besprechung durch den E. • berichtet von den Arbeiten an Phantasie und Fuge über B-A-C-H »(op. 46a)« • hofft, dem E. in 10 Tagen das Manuskript zur Durchsicht senden zu können • befürchtet Unverständnis gegenüber diesem Werk • weist auf die leichteren Sechs Trios »op 46 b« hin • plant etwa in einem Jahr in Trioform »einige Hefte Pedaletüden herauszugeben [Kompositionsplan Pedalschule Anhang B10]« • berichtet von einem Organisten, der behauptete, seine Werke wären unspielbar • rechtfertigt sich: »Man muß sich eben in meine allerdings oft vielleicht „widerhaarige“ Schreibweise gewöhnen« • verweist auf das genaue Studium seiner Werke durch Straube und bekundet: »Ich schreibe nie um der Schwierigkeit willen; es ist alle Technik bei mir nur Mittel!« • teilt mit, Hartung die Nr. 7 aus den Sieben Männerchören op. 38 gewidmet zu haben • hofft, bald größere geistlichen Sachen für Chor schreiben zu können • plant ein »Vater unser für Doppelchor« • fragt nach, ob der Verleger der Urania ein Choralvorspiel als Beilage abdrucken könnte • bietet an, das Choralvorspiel ohne Honorar zu liefern
Remarks

zur Komposition einer Pedalschule (B9), die Reger im Januar 1900 bereits mit Gustav Beckmann erörterte und 1902 mit Straube realisieren wollte, kam es schließlich nicht


Publications

Max Reger, Briefe eines deutschen Meisters. Ein Lebensbild, hrsg. von Else von Hase-Koehler, Leipzig 1928, S. 69f.

1.

Weiden, bayerische Oberpfalz,
Allee 22, 17. Februar 1900.

2.

Hochgeehrter Herr Professor!
Allerbesten Dank für Ihre Sendung! Sie haben mich hocherfreut durch gütige Sendung Ihres Bildes; letzteres soll einen Ehrenplatz in der Sammlung der Portraits meiner Freunde erhalten.
Über Besprechung der Orgelsonate [op. 33] habe ich mich sehr gefreut; besten Dank dafür. (auch Briefkasten!) An Herrn Prof [Emil] Krause habe ich geschrieben; seien Sie nur nicht böse; allein ich dachte, nachdem Sie für Urania u. Dittes schon so viel Arbeit haben! Ist Dittes schon erschienen u. wo?
Mit diesem Briefe sende an Sie meine soeben erschienenen 7 Männerchöre op 38 ab, mit der Bitte auch dieses Opus besprechen zu wollen. Sie sehen, Material erhalten Sie fortwährend; u. Sie haben ja noch so viel liegen. (op. 22, 28, 31, 32, 34, 35, 36, 37, 38, 8 Volkslieder [WoO VI/11], Chopinstudien [RWV Chopin-B1]!) Die neue Phantasie u. Fuge über B-A-C-H
schreitet rüstig vorwärts (op 46 a); in 10 Tagen kann ich Ihnen das Manuskript senden zur Ansicht; bitte jedoch jetzt schon dasselbe mir recht balde zurücksenden zu wollen, da es bald in Stich kommen soll. Ich fürchte, da werden manche Herren arg die Köpfe schütteln wenn diese Phantasie u. Fuge erscheint!
op 46b sind 6 Trios für Orgel [später: Opus 47]; (leicht!)
In absehbarer Zeit gedenke ich einige Hefte Pedaletüden herauszugeben [RWV Anhang B10]; (alle in Trioform!) in Trioform sind die Sachen am nützlichsten! Es wird aber noch so ein Jahr vergehen, bis ich diese Idee ausführen kann!
Heute schrieb mir wieder ein Organist, daß meine Sachen (besonders die Orgelsachen) unspielbar wären; er meint es gut; ich weiß nicht, ich habe seit 1890 keine Orgel mehr geübt, seit 1893 keine Orgel überhaupt nur berührt – u. konnte letzten Herbst z.B. „Freu dich sehr, o meine Seele“ [op. 30] vom Blatt spielen, ohne zu stocken! Man muß sich eben in meine allerdings oft vielleicht „widerhaarige“ Schreibweise gewöhnen; ich komme mit meiner Musik den Leuten nicht entgegen; z.B. Herr Karl Straube, welchen Herrn ich Ihrem Interesse nicht bestens genug empfehlen kann, hat nun allerdings über 1 Jahr sich eingehendst mit meinen Werken beschäftigt; (nicht nur Orgel, sondern alles!) nun findet er keine Schwierigkeiten mehr! Ich schreibe nie um der Schwierigkeit willen; es ist alle Technik bei mir nur Mittel!
Von den neuen Männerchören [op. 38] ist No 7 Herrn Hartung u. dem Lehrergesangverein dediciert, obwohl Herr Hartung nicht gerade sehr entgegenkommend war.
In nächster Zeit hoffe ich auch zu größeren geistlichen Sachen für großen Chor zu kommen; z.B. das Vater unser für Doppelchor [WoO VI/22] wäre eine sehr schöne Aufgabe!1
Und noch eine Frage: Wäre der Herr Verleger der Urania nicht zu bewegen, mal von mir ein 2 Seiten langes Choralvorspiel für Orgel als Beilage zu bringen? Ich würde selbstredend das Vorspiel gratis liefern!
Nehmen Sie zum Schlusse nochmals meinen herzlichsten Dank für Ihr Bildnis u. Besprechung, wodurch Sie mich so hocherfreut haben u. mit der Bitte auch fernerhin Ihr gütiges Wohlwollen u. Interesse meinem Schaffen bewahren zu wollen

Ihr
mit besten Grüßen
u steter herzlichster Dankbarkeit
ergebenster
Max Reger.

Sehr freuen würde es mich, wenn Sie mir balde Ihr Urtheil über die 7 Männerchöre op 38 mittheilten!
Besten Dank!


1
Ein Vater unser für drei gemischte Chöre (WoO VI/22) konnte Reger erst im September 1909 in Angriff nehmen; es blieb Fragment.
Object reference

Max Reger to Alexander Wilhelm Gottschalg, Urania, Weiden, 17th February 1900, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01000961.html, last check: 22nd November 2024.

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