Leipzig, 28th May 1909
Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock
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- Max Reger
Sehr geehrter Herr Commercienrath!
Für Ihren Brief vom 24. Mai besten Dank! Selbstredend […]
Gedicht (Abschrift) von Martin Boelitz (1874–1918) Gesang der Nonnen liegt bei • Reger begann mit der Komposition des Chorwerks Die Nonnen op. 112 für gemischten Chor und Orchester im Juli 1909 und schloss dieses Anfang September ab
- Streichquartett Es-dur op. 109
- Die Nonnen op. 112
Max Reger, Briefe an den Verlag Ed. Bote & G. Bock, hrsg. von Herta Müller u. Jürgen Schaarwächter, Stuttgart 2011 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XXII), S. 84–86
1.
[gedruckter Briefkopf:]
PROF. DR. MAX REGER
LEIPZIG, DEN 28. Mai 1909
Sehr geehrter Herr Commercienrath!
Für Ihren Brief vom 24. Mai besten Dank! Selbstredend hat es mit dem Honorar für das neue Streichquartett [op. 109] Zeit, bis Sie nach Berlin zurückkommen. Mit der Herausgabe von 4 hdg. Bearbeitungen meiner Kammermusik beginnen wir in einigen Jahren; die 4hdg. Bearbeitung des neuen Quartetts mache ich also dann, wie ich Ihnen schon schrieb, ohne jeglichen Honoraranspruch!
Für England bin ich für nächsten Februar für 8 Concerte engagiert worden und zwar soll dies jedes Jahr sein!
Das Regermusikfest in Dortmund im Juni 1910 ist so gut wie gesichert; doch bitte ich Sie über diese Sache noch nicht zu sprechen; – Dr. Max Klinger wird, wenn er mit dem Wagnerdenkmal fertig ist, meine Büste machen!
Anbei sende ich Ihnen den Text zu dem Chorwerk „Die Nonnen“ [Opus 112]. Ich hoffe, dass er Ihnen ebenso ausnehmend gut gefallen [wird] wie mir! Ich werde aber den „Gesang der Nonnen“ nicht in jenem „Liedertafelstyl“ komponieren mit welchem Strauss in der „Salome“ den Propheten Johannaan charakterisiert! Der Gesang der Nonnen wird im Gegensatz zu dem mystisch-sinnlichen Stimmungsgehalt des übrigen Gedichtes in bewusst ganz alter Art so z.B. in einer alten Kirchentonart im Style des 14–15. Jahrhunderts gehalten, was dem Werke einen ganz aparten Reiz geben wird und muss! Diesen 2maligen Gesang der Nonnen werde ich nur für Frauenchor und nur mit Begleitung von Bratschen (geteilt diese!) [fehlendes Notenbsp.] ( [fehlendes Notenbsp.] mit den Singstimmen die Begleitung!) komponieren und wird durch diese Begleitung ein höchst herber „jungfräulicher“ Klang erzielt, der sich ganz enorm von der Klangfarbe der anderen Verse abheben muss. Eine ganz grosse Steigerung kann man bei den Worten: „Sieh, und aus dem goldnen Rahmen tritt der Heiland nun herfür“ erzielen! Der Schluss dann in höchster Verklärung! Ich freue mich schon sehr darauf, wenn ich zum Schaffen dieses Werkes komme!
Hoffentlich haben Sie sich recht gründlich erholt; ich habe keine Zeit Ferien zu nehmen!
Mit viel besten Grüssen und ebensolchen
Wünschen zu einem recht schönen Pfingstfest für Sie
Ihr ergebenster
Dr. Max Reger.
2.
Helle Silberglocken1 schwingen
Durch den kühlen Tempelhain,
Junge heisse Seelen2 singen
In die stille Nacht hinein:
[links:] Gesang der Nonnen
[rechts:] „O süsse Mutter des Einen
um den wir beten und weinen,
Maria, nimm Dich uns gnädig an!
Wieder tönt das Liebeszagen
Voll unsäglich bangem Laut,
Zitternd wie das ängstige Klagen
einer sterbenden Braut:
[links:] Gesang der Nonnen
[rechts:] O süsser Sohn der Einen
wir beten zu Dir und weinen
Christ unser Herr, hör Deiner Mägde Flehn.
Sieh; und aus dem goldnen Rahmen
tritt der Heiland nun herfür,
dass er ihre Stirn berühr
Und die Lippen jubeln3 Amen!
Tiefer noch beugen die Reinen
das Knie und lächeln und weinen –
In roten Herzen blüht ein Wunder auf.
–––––––––
Martin Boelitz.
Object reference
Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock, Leipzig, 28th May 1909, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01004377.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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