Leipzig, 12th February 1910
Max Reger to Volkmar Andreae, Tonhalle-Gesellschaft
Zürich,
Zentralbibliothek Zürich,
Handschriften- und Musikabteilung,
Mus NL 076: L 659 (hier datiert Leipzig 11. 2. 1910)
- Max Reger
Andreae
Zürich
Mein Lieber!
Von C. F. Peters erhielt ich die Nachricht, dass er Euch das Orchestermaterial […]
1.
Mein Lieber!
Von C.F. Peters erhielt ich die Nachricht, daß er Euch das Orchestermaterial unentgeltlich zur Verfügung stellt zum Psalm [op. 106] u. Ihr nur die Chorstimmen zum ordentlichen Preis zu bezahlen habt. Nun höre: mir selbst liegt kolossal viel daran, daß Psalm beim Deutschen Musikfeste gemacht wird u. so biete ich Dir hiemit 100 M an, die Du als Zuschuß zum Kaufe der Chorstimmen des Psalms verwenden sollst; dann kann doch die Ausgabe für Euch nicht mehr groß sein, so daß also Du „glücklich“ sein kannst, den Psalm zu machen! (Nämlich: Du schriebst an mich: Du wärest unglücklich, wenn der Psalm wegen der Spesen nicht gemacht werden könnte!)
Ich vermute, Ihr braucht so gegen 300 Chorstimmen, die gegen 240 M kosten, so daß Ihr 140 M zu zahlen hättet für die Chorstimmen!
Solltet Ihr mehr Chorstimmen brauchen u. Eure Kasse „erschöpft“ sein, so bin ich sehr gerne bereit, die 100 M auf 200 M zu erhöhen, die ich stifte in Dankbarkeit dafür, daß Du so treu an mir hängst! Die 100 resp 200 M stehen Euch jederzeit zur Verfügung; es bedarf nur einer Postkarte deinerseits – bitte eingeschrieben – u. das Geld – 100 oder 200 M – geht sofort an Dich ab per Postanweisung. Ich denke, nun ist die Aufführung des Psalms [op. 106] zum Tonkünstlerfest des Allg. D. Musikvereines wohl absolut gesichert! Ich freue mich sehr darauf! Bitte, mache den Chor möglichst groß; das muß klingen am Schluß als wollte die Welt zusammenkrachen; u. wenn der Choral in der Schlußfuge in den Trompeten u. Tenorposaunen kommt, so muß das klingen wie beim jüngsten Gericht! Ich lege alles vertrauensvoll in Deine Hände! Ich fahre noch heute nach Berlin, Copenhagen, komme am 16. II. wieder heim u. hoffe absolut sicher, dann bei meiner Rückkunft am 16. II. von dir genaueste Beantwortung dieses Briefes vorzufinden; außerdem noch eine Mittheilung: für nächsten Winter hab’ ich ein neues Chorwerk (gemischter Chor mit Orchester) für Dich, das ganz apart ist [je dreifach unterstrichen:] u. noch das wundervolle „Vater unser“ für 12 stimmigen Chor a capella [WoO VI/22]. Es gibt [dreifach unterstrichen:] kein schöneres Gedicht als das „Vater unser“; ich hab’ das Werk soeben vollendet; ich hab’ es nur rein menschlich als [vier- bzw. fünffach unterstrichen:] Bittender, Bittender aufgefaßt.
Bitte, beantworte Du mir diesen Brief [vierfach unterstrichen:] umgehendst genauestens, damit ich Deine Antwort vorfinde, wenn ich am 16. II heimkomme.
Beste, herzlichste Grüße
Dein alter
Reger
Also schreib mir [vierfach unterstrichen:] umgehendst!
Object reference
Max Reger to Volkmar Andreae, Tonhalle-Gesellschaft, Leipzig, 12th February 1910, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01004853.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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