München, 16th March 1903

Max Reger to Karl Straube

Object type
Letter
Date
16th March 1903 (source)
Sent location
München
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missing

Only known from: Transcript, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. As. 3831


Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Liebster Carl!
An die Herren Lauterbach u. Kuhn sandte ich heute eine Karte […]

Regesta
[M. R.] berichtet, am selben Tag eine Karte von [Theodor] Kroyer an Lauterbach & Kuhn geschickt zu haben • informiert, dass Kroyer den Artikel für Die Musik wegen Arbeitsüberlastung nicht schreiben könne und bittet den E., dies zu tun • erinnert den E. eindringlich an sein altes Versprechen in dieser Sache • erzählt von den Intrigen [Ludwig] Thuilles ihm gegenüber • erklärt, mit diesen Intrigen offensiv umzugehen und dennoch diplomatisch sein zu wollen • berichtet, wegen eines Konzertes in Basel an Hermann Suter schreiben zu wollen • ermuntert den E., sich für ihn am Konservatorium einzusetzen, damit er eine Stelle erhalte • äußert sich besorgt über die schlechte Bezahlung des E. (1800 Mark) • stellt dem E. die Widmung eines »neuen, großen Orgelwerkes« in Aussicht [E. R.] erzählt sorgenvoll von der überstandenen Fingerverletzung ihres Mannes sowie über dessen leichte Nikotinvergiftung • bittet den E. ebenfalls, den Artikel in Die Musik zu schreiben
Remarks
Referenced works

Publications

Max Reger, Briefe an Karl Straube, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1986 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 10), S. 43–46

1.

München, Wörthstr. 20I

Liebster Carl! An die Herren Lauterbach u. Kuhn sandte ich heute eine Karte von Dr. Th. Kroyer, auf der er mir mittheilt, daß es ihm wegen Arbeitsüberfülle nicht möglich ist, den bewußten Artikel für die „Musik“ zu schreiben! Und zwar ist dies von Dr. Kroyer keine Ausrede - dazu ist der Mann mir gegenüber zu aufrichtig! Nun muß ich also zu Dir nochmals kommen mit der ebenso herzlichen als dringendsten Bitte, Du möchtest in den Osterferien den Artikel schreiben. Du sagtest mir ja, daß Du es in den Osterferien machen wolltest - also bitte ich wohl nicht umsonstab! Bitte, schlage mir diese Bitte nicht ab u. laß mich nicht umsonst so sehr bitten! Gelt! Du schreibst den Artikel! Der Artikel ist aus vielen, vielen Gründen unumgänglich notwendig! Bitte, laß mich nicht nochmals umsonst bitten! Du selbst versprachst mir ja, denselben während der Osterferien zu schreiben! Viel herzlichsten Dank im Voraus!
Übrigens sitze ich hier - wie so ähnlich Du in Leipzig - wie auf einem Pulverfass! Was hier von Thuille u. seinem Anhang alles Erdenkliche geschieht, um mir den Aufenthalt gründlichst zu verleiden - das geschieht mit einer wahren Wonne! „Vornehm“ ist aber die Art u. Weise wie Thuille seinem Haß (- es wird wohl Neid sein) gegen mich hier überall Ausdruck gibt, „vornehm“ ist diese Art u. Weise für keinen Fall! Ich begnüge mich damit, jeden einzelnen Fall dadurch zu kennzeichnen, daß ich die Flucht in die Öffentlichkeit ergreife d.h. eben den Fall möglichst verbreite - ohne je dabei nur die geringste herabsetzende Bemerkung über Thuille zu machen!
In den allernächsten Tagen werde ich an Herm. Suter schreiben wegen Orgelconcert in Basel im Juni! Wie geht es sonst bei Dir? „Freund“ Homeyer wird wohl nun ganz außer sich sein vor Wut! Du höre: wenn Du definitiv am Conservatorium angestellt bist, dann wirke mal kräftiglichst, daß ich ans Conservatorium nach Leipzig berufen werde!
Eines kann ich Dir aber nicht verhehlen, daß ich die Bezahlung an Dich - 1800 M pro Jahr - gar nicht gut finde; das muß sich doch sehr balde ändern. Du verbringst ja jeden Vormittag ganz dort u. dann 1800 M Donnerwetter, das ist gar nicht gut bezahlt!
Nun Schluß! - sonst halte ich Dich zu lange mit meinem Geschreibsel auf! Nochmals die ebenso herzlichste wie dringendste Bitte, in den Osterferien den bewußten Artikel schreiben zu wollen, wofür ich Dir herzlichst, herzlichst dankbar wäre - eine Dedikation eines neuen, großen Orgelwerkes wäre das sichtbare kleinste Zeichen - u. schönste beste Grüße
Dein Max Reger
Ebensolche Grüße an Herrn Dr. Kuhn, Lauterbach u. Frau Gemahlin, Oberamtsrichter Kunze.

[Zusatz von Elsa Reger:]

Mein lieber, verehrter Herr Straube! Das waren doch einige Sorgentage, die ich um meinen Max hatte. 1.) war seine Hand doch sehr böse, das Loch am Finger ging fast an den Knochen, u. dauert es sicher noch 3 Wochen, bis alles wieder gut wird, dazu kam noch eine leichte Nikotinvergiftung, die er sich durch das viele Rauchen schwerer Cigarren zugezogen hatte. Nun geht es ihm wieder ziemlich, aber so elend wie er war, die 2 Concerte, das war viel Energie u. wie hat er begleitet. Er bedarf nun aber einer Belohnung u. die muß von Ihnen kommen, lieber Herr Straube, den er so warm verehrt, schreiben Sie ihm bitte zum 19. März, daß Sie den Artikel über ihn schreiben, ob Sie als „Regerianer verschrieen sind, was thut's, wer Ohren hat zu hören, der hört auch Sie, wer blind u. taub ist, dem helfen die „Engelszungen“ eines Kroyer auch nicht. Bereiten Sie Max die große Freude u. sagen Sie ja, womit Sie auch herzlich erfreuen würden, Ihre Sie bestens grüßende Elsa Reger.
Viel Gutes an Lauterbach u. Dr. Kuhn.

Object reference

Max Reger to Karl Straube, München, 16th March 1903, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007633.html, last check: 16th September 2024.

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