[Weiden], 18th March 1899

Max Reger to Hugo Riemann

Object type
Letter
Date
18th March 1899 (source)
Sent location
[Weiden]
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missing

Only known from: Transcript, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. As. 5401 (Stadtarchiv Weiden, MRS; unvollständig); Ep. As. 5716 (handschriftl. Liste Robert Riemann)


Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit

Regesta
freut sich über positive Aufnahme der Phantasie und Fuge [c-Moll op. 29] durch Riemann • berichtet von einer Aufführung des Werkes durch Karl Straube (»der „Bülow“ der Orgel«) und die Ratlosigkeit der Kritiker • bekundet, nach Bach geschriebene Orgelwerke abzulehnen • hält sich dennoch nicht für konservativ • berichtet, momentan Tod und Verklärung sowie Also sprach Zarathustra von Richard Strauss zu studieren und findet »manches hochgenial, einfach grandios« • äußert seine Geringschätzung gegenüber den Nachkommen Bachs an der Orgel, insbesondere den französischen und englischen • glaubt, dass Fortschritt in der Orgelmusik nur auf Bachs Tradition gründen könne • gesteht, selbst Bach auf der Orgel »„farbenreich“« zu spielen, aber Sentimentales zu vermeiden • teilt mit, dass sein Verleger Spitzweg [Aibl-Verlag] gut zahle • macht Ausführungen zu Aufführungsrechten
Remarks

Publications

Der junge Reger. Briefe und Dokumente vor 1900, hrsg. von Susanne Popp, Wiesbaden 2000 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XV), S. 400f.

1.

[…] Es freut mich sehr, daß Ihnen Phantasie u. Fuge [op. 29] gefällt. Daß dieses Werk einigen Leuten Kopfschmerzen machen wird, kann ich mir denken. Ich habe es in München gesehen, wo das Werk am 8. März [1899] im Kaimsaale durch meinen Freund Karl Straube (Domorganist in Wesel a. Rh., ein ganz eminenter Orgelspieler – der „Bülow“ der Orgel) gespielt wurde. Die Herren Kritiker wußten nicht recht, was sie mit dem Werke anfangen sollten! Einer schrieb (höchst spaßhaft!), daß das Werk trotz seiner Widmung an R. Strauß gar nicht modern anmuthe! Woran dies aber liegt, an meiner totalen Verneinung alles desjenigen, was nach Bach für Orgel geschrieben wurde, scheint ihnen nicht aufgegangen zu sein. Ich bin nie konservativ, im Gegenteil, je mehr „frisches Blut“, je mehr Individualität desto besser, dann werden doch so einige schlafmützige Herren etwas „aufgerüttelt“. Augenblicklich bin ich sogar mit R. Strauß, dessen „Tod u. Verklärung“ u. „Also sprach Zarathustra“ in Partitur von seinem u. nunmehr auch meinem Verleger gesendet erhielt, sehr beschäftigt u. finde manches hochgenial, einfach grandios; zwar könnte die Melodiebildung hie u. da noch etwas nobler sein; – aber im Großen Ganzen ein Mann, der 1. riesig viel kann u. 2. dem wirklich etwas Bedeutendes einfällt. In Bezug auf Orgel nun, kann ich leider mich mit der „Nachkommenschaft“ der Bach’schen Orgelwerke wenig befreunden. Am besten, wirklich besten ist da noch Liszt, dessen gewaltige Originalität zwingt auch die Orgel – aber sonst sieht es schlimm aus. Und was die Franzosen u. Engländer für die Orgel, dem Instrumente eines Bach geschrieben, das ist oft grauenhaft. Durch eingehendes Studium bin ich nun zu der Ansicht gekommen, wenn wir wirklich einen Fortschritt in der Orgelliteratur haben wollen, ist dies nur einzig möglich auf Grund Bach’scher Tradition. Gewiß sollen wir die Errungenschaften unserer modernen Orgel benutzen nach allen Kräften – ich selbst spiele Bach auf der Orgel äußerst „farbenreich“, aber woran wir festhalten müssen, ist die unerbittliche Logik des Satzes, die Solidität der Stimmenführung, das geflissenliche Vermeiden aller sogenannten lyrischen, d.h. oft meistenteils sentimentalen Momente; niemals ein Spielen mit den Klangeffekten der verschiedenen Register, sondern ein zielbewußtes wirkliches Komponieren für Orgel. Ich habe nun in meinen opera 27, 29, 30 versucht diesen Styl anzuwenden […]

Object reference

Max Reger to Hugo Riemann, [Weiden], 18th March 1899, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01009505.html, last check: 23rd November 2024.

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