Zu Regers Verwendung von roter Tinte
Alexander Becker
1.
Das auffallendste Merkmal der Reger’schen Manuskripte ist ihre konsequent zweifarbige Ausarbeitung mit schwarzer und roter Tinte. Durch die farbliche Unterscheidung von eigentlichem Notentext und der sogenannten Vortragsschicht erreicht Reger Eindeutigkeit trotz eines äußerst differenzierten und hinsichtlich aller Parameter komplexen Notenbildes. In der hohen Bedeutung, die Reger den Vortragszeichen für das Verständnis seiner Werke zumaß, ist ein Erbe seiner Ausbildung bei Hugo Riemann zu erkennen, die Anwendung der Zweifarbigkeit ist gleichwohl eher praktischen Überlegungen hinsichtlich der Drucklegung seiner Werke geschuldet.
Im Frühsommer 1892 lernte Reger im Hause Riemann George Augener kennen, der bei dieser Gelegenheit einige Werke Regers in Verlag nahm. Noch nicht fertig waren zu diesem Zeitpunkt die Drei Chöre op. 6, deren 2. und 3. Satz sowie ein ersetztes Blatt im 1. Satz erstmals rote Tinte aufweisen. Augener dürfte Reger aufgrund seiner guten Erfahrungen mit den Bach-Ausgaben von William Thomas Best (“He [Best] was very careful with his MSS. […]. He wrote his notes in black ink, expression in red, registering in blue, and in every way showed that he was extremely careful.”)1 diese Vorgehensweise ans Herz gelegt haben. Als sich Reger dann am 30. Juli mit William Augener, dem Leiter der verlagseigenen Stecherei, auf dessen Durchreise in Wiesbaden traf, um “so einige Kleinigkeiten betreff der Drucklegung” zu besprechen, muss das Chorwerk bereits fertig gewesen sein, da er George Augener versprach, sein Opus 6 am 2. August “in aller Frühe” nach London zu senden (Brief vom 1. August)
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Authors:
Alexander Becker
Date:
14th November 2022
Tags:
Module IModule IIVol. I/4Vol. I/5Vol. II/1Vol. II/11
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Citation
Alexander Becker: Zu Regers Verwendung von roter Tinte, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/rwa_post_00020, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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