Weiden, 26th January 1900
Max Reger to Alexander Wilhelm Gottschalg, Urania
Meiningen,
Meininger Museen,
Sammlung Musikgeschichte/Max-Reger-Archiv,
Br 034/5
- Max Reger
Hochgeehrter Herr Professor!
Anbei erhalten Sie per +Band meine soeben […]
die beiden Volksliedsammlungen (Zwölf deutsche geistliche Gesänge WoO VI/13 bzw. Sieben geistliche Volkslieder WoO VI/14) erschienen im September 1900 bei Aibl; die hier angedachte Phantasie und Fuge über B-A-C-H op. 46 wurde schließlich Mitte Februar 1900 komponiert
- Cinq Pièces pittoresques op. 34
- Fantasia and Fugue on B-A-C-H op. 46
- I. Sonata in F sharp minor op. 33
- Seven sacred folk songs WoO VI/14
- Twelve German sacred songs WoO VI/13
Max Reger, Briefe eines deutschen Meisters. Ein Lebensbild, hrsg. von Else von Hase-Koehler, Leipzig 1928, S. 67f.
1.
Weiden, bayerische Oberpfalz,
Allee 22, 26. Jan. 1900.
2.
Hochgeehrter Herr Professor!
Anbei erhalten Sie per +Band meine soeben erschienenen opera 34 u. 36 mit der ergebensten Bitte auch diese zwei Werkchen in Urania u. Neuer Zeitschrift für Musik gütigst besprechen zu wollen. Wie Sie sehen, sind die beiden opera bedeutend leichter, u. hoffe ich, daß selbe Verbreitung gewinnen werden. Verzeihen Sie, wenn ich Sie wegen der Besprechungen auch für Neue Zeitschrift für Musik so sehr belästige; es ist aber so schwer Eingang zu finden! Nehmen Sie im Voraus meinen besten Dank entgegen.
In Musical Standard (London, 30. Dez. 1899) besprach Herr Lector G. Bagster (Wien) meine opera 27, 29, 30, 20, 24, 26, 32 u. Chopinstudien [RWV Chopin-B1] u. freut es mich sehr, Ihnen mittheilen zu können, daß diese Besprechung ebenso gut ausgefallen ist, als wie Sie in der von mir so hochgeschätzten Urania referierten [Rezension].
Auf No 2 der „Urania“ freue ich mich schon sehr, soll doch diese No die Besprechung der Orgelsonate op 33 enthalten, wie Sie mir schreiben! Darf ich Sie ergebenst bitten, mir von dieser No einige Exemplare gütigst senden zu wollen, wenn sie gedruckt ist? Es dauert hier allemal so sehr lange, bis ich die Exemplare erhalte, trotz meines Abonnements! Und wenn man selbst an Herrn Conrad direkt schreibt u. dringendst um Zusendung per +Band bittet – es ist allemal umsonst.
Besten Dank im Voraus für gütige Sendung!
Nun habe ich eine sehr interessante Arbeit; auf Anregen des Herrn K. Straube bearbeite ich nun geistliche Volkslieder für gemischten Chor (4–8stimmig)[.] Natürlich ist es reiner, a capella-Satz, ohne Chromatik, viel Verwendung der Kirchentonarten. Ich gedenke da 2 Sammlungen herauszugeben; die 1. [WoO VI/13] in einem Hefte so geordnet, daß es eine chronologische geordnete Art Illustration des prot. Kirchenjahres wird; d.h. zu den verschiedenen Festen u. Zeiten so je 2 Chöre. (12 No) Die 2. Sammlung [WoO VI/14] (geistliche Volkslieder) wird lose erscheinen wie meine anderen Volkslieder u. 7 Stück umfassen. Diese „Selbstkasteiung“ macht mir viel Spaß, u. sind 5 No der ersten Sammlung schon fix u. fertig.
Sodann hoffe ich in allernächster Zeit zu neuen größeren Werken zu kommen! Wenn der Flügel kommt, so wird feste komponiert; es ist Thatsache, daß ein gutes Instrument auf die Phantasie großen Einfluß hat; ich erfinde nie am Klavier; aber trotzdem arbeitet die Phantasie besser u. schöner, wenn man auch gutes Material unter sich hat. Vor Allem gedenke ich, eine Fantasie u. Fuge über Bach zu schreiben für Orgel [Opus 46]! Das muß ein Werk größten Styl’s werden u. werde ich mir alle Mühe damit geben!
Auf meinen Flügel freue ich mich schon ganz närrisch; es ist ein Blüthner, u. bekomme ich ein ganz hervorragendes Instrument, wie mir Herr Blüthner schrieb.
Mein altes Klavier war unter aller Kanone! Da verging einem alles Musizieren. In den nächsten Tagen muß der Flügel kommen!
Um ein Bild von Ihnen darf ich Sie wohl herzlichst bitten; Sie würden mir durch gütige Sendung so große Freude machen.
Auf Urania No 2 bin sehr, sehr neugierig.
Nun nehmen sich schon mehrere Herrn Organisten um meine Orgelsachen an; es sind außer Herrn Straube noch die Herren G. Beckmann (Essen), P. Gerhardt (Zwickau); auch der österreichische, leider blinde Orgelvirtuose Herr J. Labor gedenkt meine Sachen zu spielen.
Nehmen Sie zum Schluss noch die besten Wünsche für Ihr Wohlergehen entgegen
u. mit herzlichsten Grüßen
stets
Ihr
dankbarst ergebenster
Max Reger.
Verzeihung für das Malheur am Rande dieses Bogens; wie der Brief fertig war, muß mir die Feder ausrutschen!
Object reference
Max Reger to Alexander Wilhelm Gottschalg, Urania, Weiden, 26th January 1900, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01000959.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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