Wiesbaden, 8th March 1895
Elisabeth Riemann to Philomena Katharina Reger
Weiden,
Stadtmuseum Weiden, Max-Reger-Sammlung,
Der junge Reger. Briefe und Dokumente vor 1900, hrsg. von Susanne Popp, Wiesbaden 2000 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XV), S. 230f.
1.
Wiesbaden d. 8. März 1895.
Liebe Frau Reger!
Vielleicht haben Sie schon aus dem musikalischen Wochenblatt ersehen, daß wir im Herbst d.J. nach Leipzig übersiedeln. Die Verhältnisse am hiesigen Konservatorium sind so unbehaglich, die Zahl der Schüler ist in letzter Zeit sehr zurückgegangen u. die pekuniären Verhältnisse von Herrn Fuchs sind durch seine Heirath sehr geschwächt, so daß er gleichzeitig seine beiden ersten Lehrer Herrn von Mickwitz und meinen Mann entläßt u. versuchen will, selbst Vorträge zu halten u. theoretischen Unterricht zu geben. Für meinen Mann bedeutet die Rückkehr nach Leipzig und die Wiederaufnahme seiner Beziehungen zur Universität, eine Freude, vom pekuniären Standpunkt bedeutet sie einstweilen große Sorgen für uns. Max wird seine Stunden am Konservatorium behalten u. da er ja eine Menge gut bezahlter Privatstunden hat, so ist für seinen Unterhalt gesorgt. Ich habe ihn auch an dem Abend, wo ich von der Übersiedelung nach Leipzig erfuhr, und wie das ja natürlich, sehr besorgt und sorgenvoll war, unter Thränen und recht aus der Tiefe meines Herzens gebeten, ein ordentlicher Mensch zu werden; zu sein, wenn wir auch nicht mehr persönlich auf ihn einzuwirken vermöchten u. er hat er hat [sic] es mir fest versprochen. Allerdings spielt die Zuneigung und Dankbarkeit für uns nur eine kleine Rolle in diesem Versprechen, sondern die Wiederaufnahme seiner Beziehungen zu Frl. Hilf und die feste Absicht dieselbe zu heiraten. Da nämlich der Oberlehrer Wallenfels, mit dem sich Frl. Hilf auf Wunsch Ihrer [sic] Eltern verloben sollte, durchs Examen gefallen ist, hat die junge Dame gnädigst sich Maxen’s erinnert und da sie nun doch 23 Jahre alt ist, es für geraten gefunden, ihn festzulegen. Wir sehen in dieser Sache ein mögliches Scheitern der hohen Ziele u. Wünsche, die wir uns für Maxens Begabung gesteckt hatten, ich bitte Sie aber, nicht zu versuchen, ihn davon abzubringen; ich habe alles versucht, es nützt nichts. Und dabei hat er doch noch nicht einmal gedient. Wenn er glaubt, wenn er sich so – – -
[Schlussbemerkung Lindners zu seiner Abschrift: “Hier endet leider der Brief.”]
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Elisabeth Riemann to Philomena Katharina Reger, Wiesbaden, 8th March 1895, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01002861.html, last check: 9th November 2024.
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