Leipzig, 28th May 1909

Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock

Object type
Letter
Date
28th May 1909 (source)
Sent location
Leipzig
Source location
missing

Only known from: Transcript, Meininger Museen, Meiningen | Br 516/32


Senders
  • Max Reger

Incipit
Sehr geehrter Herr Commercienrath!
Für Ihren Brief vom 24. Mai besten Dank! Selbstredend […]

Regesta
regt an, »in einigen Jahren« mit vierhändigen Bearbeitungen seiner Kammermusikwerke zu beginnen • bestätigt, den vierhändigen Klavierauszug des Streichquartetts [op. 109] ohne Honorar anzufertigen • gibt bekannt, in England ab Februar jedes Jahr acht Konzertengagements zu haben • berichtet, dass das Regerfest in Dortmund stattfinden und Max Klinger eine Reger-Büste herstellen soll • übersendet Martin Boelitz’ Textvorlage zum Chorwerk Die Nonnen op. 112 • bekundet, den Nonnengesang nicht im »„Liedertafelstyl“« des Johannaan aus Richard Strauss‘ Salome komponieren zu wollen • dieser sei »im Gegensatz zu dem mystisch-sinnlichen Stimmungsgehalt des übrigen Gedichtes in bewusst ganz alter Art, so z. B. in einer alten Kirchentonart im Style des 14.–15. Jahrhunderts gehalten« • teilt Absicht mit, diesen Gesang nur für Frauenchor mit Begleitung von Bratschen, Oboen und Englischhorn zu komponieren • erzählt, dass ihm dabei ein »höchst herber „jungfräulicher“ Klang« vorschwebt • spricht von Steigerungsstrecke und Schlussapotheose dieses Werkes • freut sich schon auf Komposition des Werkes
Remarks

Gedicht (Abschrift) von Martin Boelitz (1874–1918) Gesang der Nonnen liegt bei • Reger begann mit der Komposition des Chorwerks Die Nonnen op. 112 für gemischten Chor und Orchester im Juli 1909 und schloss dieses Anfang September ab

Referenced works

Publications

Max Reger, Briefe an den Verlag Ed. Bote & G. Bock, hrsg. von Herta Müller u. Jürgen Schaarwächter, Stuttgart 2011 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XXII), S. 84–86

1.

[gedruckter Briefkopf:]

PROF. DR. MAX REGER
LEIPZIG, DEN 28. Mai 1909

Sehr geehrter Herr Commercienrath!

Für Ihren Brief vom 24. Mai besten Dank! Selbstredend hat es mit dem Honorar für das neue Streichquartett [op. 109] Zeit, bis Sie nach Berlin zurückkommen. Mit der Herausgabe von 4 hdg. Bearbeitungen meiner Kammermusik beginnen wir in einigen Jahren; die 4hdg. Bearbeitung des neuen Quartetts mache ich also dann, wie ich Ihnen schon schrieb, ohne jeglichen Honoraranspruch!

Für England bin ich für nächsten Februar für 8 Concerte engagiert worden und zwar soll dies jedes Jahr sein!

Das Regermusikfest in Dortmund im Juni 1910 ist so gut wie gesichert; doch bitte ich Sie über diese Sache noch nicht zu sprechen; – Dr. Max Klinger wird, wenn er mit dem Wagnerdenkmal fertig ist, meine Büste machen!

Anbei sende ich Ihnen den Text zu dem Chorwerk „Die Nonnen“ [Opus 112]. Ich hoffe, dass er Ihnen ebenso ausnehmend gut gefallen [wird] wie mir! Ich werde aber den „Gesang der Nonnen“ nicht in jenem „Liedertafelstyl“ komponieren mit welchem Strauss in der „Salome“ den Propheten Johannaan charakterisiert! Der Gesang der Nonnen wird im Gegensatz zu dem mystisch-sinnlichen Stimmungsgehalt des übrigen Gedichtes in bewusst ganz alter Art so z.B. in einer alten Kirchentonart im Style des 14–15. Jahrhunderts gehalten, was dem Werke einen ganz aparten Reiz geben wird und muss! Diesen 2maligen Gesang der Nonnen werde ich nur für Frauenchor und nur mit Begleitung von Bratschen (geteilt diese!) [fehlendes Notenbsp.] ( [fehlendes Notenbsp.] mit den Singstimmen die Begleitung!) komponieren und wird durch diese Begleitung ein höchst herber „jungfräulicher“ Klang erzielt, der sich ganz enorm von der Klangfarbe der anderen Verse abheben muss. Eine ganz grosse Steigerung kann man bei den Worten: „Sieh, und aus dem goldnen Rahmen tritt der Heiland nun herfür“ erzielen! Der Schluss dann in höchster Verklärung! Ich freue mich schon sehr darauf, wenn ich zum Schaffen dieses Werkes komme!

Hoffentlich haben Sie sich recht gründlich erholt; ich habe keine Zeit Ferien zu nehmen!

Mit viel besten Grüssen und ebensolchen
Wünschen zu einem recht schönen Pfingstfest für Sie
Ihr ergebenster
Dr. Max Reger.

2.

Helle Silberglocken1 schwingen
Durch den kühlen Tempelhain,
Junge heisse Seelen2 singen
In die stille Nacht hinein:

[links:] Gesang der Nonnen
[rechts:] „O süsse Mutter des Einen
um den wir beten und weinen,
Maria, nimm Dich uns gnädig an!

Wieder tönt das Liebeszagen
Voll unsäglich bangem Laut,
Zitternd wie das ängstige Klagen
einer sterbenden Braut:

[links:] Gesang der Nonnen
[rechts:] O süsser Sohn der Einen
wir beten zu Dir und weinen
Christ unser Herr, hör Deiner Mägde Flehn.

Sieh; und aus dem goldnen Rahmen
tritt der Heiland nun herfür,
dass er ihre Stirn berühr
Und die Lippen jubeln3 Amen!

Tiefer noch beugen die Reinen
das Knie und lächeln und weinen –
In roten Herzen blüht ein Wunder auf.

–––––––––
Martin Boelitz.


1
Zur Textgenese siehe Regers Briefe an Boelitz vom 8. Juni 1901 und %.
2
Ebda.
3
Reger änderte bei der Vertonung das Verb aus musikalischen Gründen zu »hauchen«.
Object reference

Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock, Leipzig, 28th May 1909, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01004377.html, last check: 19th September 2024.

Information

This is an object entry from the RWA encyclopaedia. Links and references to other objects within the encyclopaedia are currently not all active. These will be successively activated.