Meiningen, 29th June 1912
Max Reger to Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen
- Max Reger
Georg II.
Herzog von Sachsen-Meiningen
Durchlauchtigster Herzog! Gnädigst regierender Herzog und Herr!
Darf ich Ew. Hoheit unterthänigst bitten, es gnädigst zu erstatten, daß ich Herrn Paul Möller […]
- An die Hoffnung op. 124
- Eine romantische Suite op. 125
- Römischer Triumphgesang op. 126
- Konzert im alten Stil op. 123
Max Reger, Briefwechsel mit Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, hrsg. von Hedwig und Erich Hermann Mueller von Asow, Weimar 1949, S. 270–272
1.
Meiningen, 29. Juni 1912
Durchlauchtigster Herzog!
Gnädigst regierender Herzog und Herr!
Darf ich Ew. Hoheit unterthänigst bitten, es gnädigst zu gestatten, daß ich Herrn Paul Möller als 4. Violoncellisten-Saisonmitglied der Herzoglichen Hofkapelle vorläufig vom 1. Oktober 1912–15. April 1913 zu dem von Ew. Hoheit genehmigten Gehalt vom RM 800 M engagiere?
Wegen der Harfenisten-Angelegenheit hoffe ich Ew. Hoheit balde Definitives unterthänigst melden zu können, wie ich auch unterthänigst für Ew. Hoheit Telegramm danke (wegen dieser Sache!)
Sodann kann ich Ew. Hoheit die erfreuliche Meldung machen, daß mein op. 123, das Ew. Hoheit ehrfurchtsvollst gewidmete Concert im alten Styl für Orchester in Partitur gestochen ist; es hat richtig, wie ich kalkuliert habe, etwas mehr als 100 Druckseiten gegeben. Nun habe ich die „angenehme“ Arbeit, jede Note dieser 100 Seiten zu untersuchen, ob alles richtig gestochen ist. — Das Originalmanuskript des Concerts op. 123 habe ich schon zum Einbinden gegeben; sobald ich es zurückerhalte, werde ich es sofort an Ew. Hoheit senden; nur bitte ich Ew. Hoheit jetzt schon, es gnädigst vergeben zu wollen, wenn das Manuskript nicht eigentlich „schön“ aussieht. In der Stecherei sind die Arbeiter oft recht unvorsichtig; (so ist z.B. ein Blatt ganz zerrissen worden!) Dann ist das Manuskript ganz voller Druckerschwärze!
Ich habe nach langem Kampf mit den Verlegern erreicht, daß die Manuskripte mir gehören, und es macht mir ganz besondere Freude, Ew. Hoheit das Originalmanuskript des Werkes Ew. Hoheit unterthänigst verehren zu dürfen.
Bis die Partitur des Werkes gedruckt vorliegt, wird es imerhin noch 8 Wochen dauern. Auch sind die Korrekturabzüge von meinem op. 124 „An die Hoffnung“ für eine Altstimme mit Orchester in Partitur u. Klavierauszug gekomen!
Ebenfalls eine „angenehme“ Arbeit, das alles durchzusehen; von meinem op. 125 „Eine romantische Suite“ für Orchester habe ich Satz I (Notturno – eine thüringische Mondnacht –) und Satz II (Scherzo – Elfentanz!) in Partitur fix u. fertig; nun arbeite ich an Satz III (letzter!) (Helios – Sonnenaufgang!) Das ganze Werk nach Gedichten von Eichendorff als „Programm“! Ich habe ja bei meinen Leipziger Fahrten, wen ich auf der nächtlichen Heimreise durch den Thüringer Wald fahre, so recht Gelegenheit, Thüringer Mondnacht kennen zu lernen. Die Leipziger Fahrten ändere ich im Monat Juli insoferne, als ich jeden Donnerstag früh 3 1/2 Uhr von Meiningen abreise, dann von 8–1 Uhr vormittags und 2 1/2–3 1/2 Uhr nachmittags in Leipzig unterrichte und abends um 5 Uhr wieder heimreise, Ankunft 9.56 Uhr abends dann in Meiningen. Am 24. Juli hab’ ich noch Concert in Paderborn, am 25. Juli in Pyrmont, sodaß ich am 27. Juli nochmals – (statt 25.) nach Leipzig reise. Auch 2 neue Lieder hab’ ich geschrieben; bis 15. Juli bin ich wohl fertig mit dem 3. (letzten) Satz meines op. 125, dann gehe ich sofort über mein op. 126 „Römischer Triumphgesang“ für Männerchor mit großem Orchester. (Dichtung von Hermann Lingg).
Außerdem wird der Sommer noch bringen: neue Klavierstücke [op. 82 Bd. IV] u. neue „Kinderlieder“ [op. 76 Bd. VI]. „Nebenbei“ wird der Sommer noch bringen eine Reihe von Bearbeitungen R. Wagner’scher Werke für 2 Klaviere zu 4 Händen [RWV Wagner-B2] u. Bearbeitungen von circa 40 alten wundervollen Volksliedern – aus 15.–17. Jahrhundert – für gemischten Chor1.
Die Partituren der Orchesterwerke, die ich in kommenden Wintern in der Hofkapelle bringe, sind alle schon genauestens bezeichnet; das war meine bisherige Nachtarbeit.
Vor einigen Tagen erhielt ich etwas Wundervolles geschenkt: den 1**. Gipsabguß des Beethoven Denkmals von Max Klinger in Originalgröße; natürlich nur den sitzenden Beethoven; — dieser Beethoven in Lebensgröße ist schon in meinem Arbeitszimmer aufgestellt; es würde mir ganz besondere Freude machen, diese wundervolle Figur Ew. Hoheit mal zeigen zu dürfen.
Ew. Hoheit weilen jetzt in dem prachtvollen Altenstein. Wie ich höre, ist Ew. Hoheit die Kur in Wildungen ja famos bekomen, was uns alle herzlichst freut. Und nächsten Montag wird ja auch gnädigste Frau Baronin in Altenstein eintreffen – nach hoffentlich nicht allzu beschwerlicher Reise von Berchtesgaden aus.
Meine Frau lernt fleißig Schreibmaschine; auch ich hab’s schon gelernt.
Mit den unterthänigsten Wünschen für Ew. Hoheit Befinden
Ew. Hoheit unterthänigster Diener
Reger
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Max Reger to Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen, Meiningen, 29th June 1912, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01010087.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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