Liederkranz Weiden
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1.
1.1.
Der Weidener Liederkranz wurde 1838 gegründet und verzeichnete im Jahr 1872 22 Mitglieder.1 Das Gedenkbuch des Liederkranzes Weiden beginnt seine Aufzeichnungen hingegen mit dem Jahr 1838.2 Doch bereits im Vorwort desselben musste bemängelt werden, dass “die urkundlichen Quellen, aus welchen die Geschichte der ersten Vereinsjahre zu schöpfen war, nur mehr spärlich geflossen” waren. Im Dezember 1838 vereinigten sich “unter der Leitung des K. Advokaten Kam (+ 1880)” 16 Männer zum Gesangverein Weiden, deren Dirigent zunächst der “Kantor Fuchs” war. Trotz ambitionierter Pläne konnte sich dieser Verein jedoch nicht in Weiden etablieren. 1844 entstand “unter dem Einflusse, den das Sängertum Norddeutschlands geltend machte” mit der Weidener Liedertafel unter der Leitung des Lehrers und Organisten J. L. Lehners eine aktivere Vereinigung, deren “Hauptzweck auf Bildung des vorhandenen Gesangtalentes, auf Veredlung der geselligen Unterhaltung und überhaupt auf Erringung eines frohen und würdigen Lebensgenusses gerichtet war.”3 Erst mit dem Zusammenschluss dieser beiden Gruppierungen 1876 scheint sich der Männergesangsverein in Weiden zu etablieren. Kam wurde zum Intendanten, Lehner zum Dirigenten gewählt. Die Zahl der aktiven Mitglieder wuchs stetig von 22 (1874) auf 62 (1887/88), noch deutlicher die Zahl der passiven Mitglieder, die ausgehend von neun Personen (1874) auf eine Zahl von 180 (1887/88) anwuchs.4 Entsprechend der diversen Auftritte bei Sängerfesten, weltlichen sowie geistlichen Feierlichkeiten und musikalischer Unterhaltungen und Konzerten sammelten sich bis zum Jahr 1889 333 Kompositionen von 170 verschiedenen Komponisten an.
1. Reger-Bezug
Kurz nachdem Reger im Juni 1898 von Wiesbaden in seine Heimatstadt Weiden übergesiedelt war, bat ih sein ehemalige Lehrer Adalbert Lindner um einige Männerchöre für den Weidener Liederkranz, dem er selbst seit 1880 angehörte. Trotz Regers Widerwillen gegen “die landläufige Liedertäfelei”,1 entstanden in der Folgezeit mehrere derartige Werke. Zunächst vertonte er den humoristischen Text Lacrimä Christi von Rudolf Baumbach als vierstimmigen Satz WoO VI/5, den er unter seinem Schlussvermerk mit “Verunglückter Männerchor” versah. Diese Komposition wurde von der Öffentlichkeit fern gehalten, das Manuskript überließ er bei seinem Umzug nach München dem ehemaligen Lehrer.
Etwa zeitgleich bereitete der Liederkranz ein groß angelegtes Stiftungsfest zum 60-järhigen Jubiläum vor. “Da es beschlossene Sache war, daß Reger nun auf längere Zeit in Weidens Mauern bleiben werde, bat ich ihn, uns zu dem erwähnten Fest einen geeigneten und wirkungsvollen Eingnagnschor (mit Orchester) zu schreiben. Er erklärte sich hierzu einverstanden unter der Bedingung, daß ich ihm einen passenden, guten Text besorgte.”2 Im Sommer 1889 komponierte Reger auf einen Text von Leonhard Steiner den Jubelchor für Männerchor und Orchester op. 21. “Noch während der Ferienmonate Juli und August wurden von den Mitgliedern die nötigen Chorstimmen ausgeschrieben, und gleich bei Wiederaufnahme der Proben, anfangs September, ging es an ein frisch-fröhliches Einstudieren. Natürlich wurde an den Komponisten selbst das Ersuchen gestellt, den Chor einzuschulen und am Festabend auch zu dirigieren, was er auch bereitwillig tat.”3 Statt des seit 1883 tätigen Dirigenten Dr. Eduard Reinhard stand Reger erstmals bei einem größeren Konzert am Pult. Lindner berichtet über diese Uraufführung am 19. November 1898 im Ankersaal: “Wie Held Arminius auf dem Befreiungsdenkmal, die Rechte das Schwert straff gegen den Himmel gestreckt, so stand Reger beim Beginn auf hohem Podium vor der etwa zweiundsiebzigköpfigen Sängerschaft und den Mannen des Orchesters, das tiefernste Gesicht wie zu einer Beethovenstatue erstarrt.”4
Auch die im November des Jahres 1898 entstandenen Fünf ausgewählten Volkslieder WoO VI/6 für Männerchor wurden teilweise vom Weidener Liederkranz am 8. Januar 1899im Ankersaal uraufgeführt. Die Nummern 1, 2, 4 und 5 hatte Reger “mit einem vierfach besetzten Männerquartett selbst einstudiert.”5 Auf einer der hierfür ausgeschriebenen Stimmen der Nr. 2 hatte Reger zudem einen Kanon über O Du lieber Augustin WoO VIII/5 fragmentarisch notiert, zu dessen Entstehung Lindner berichtet: “im Café Harbauer entstanden, wohl Ende Dezember 1898 anläßlich der Chorprobe zu einem Weidener Reger-Abend”. Er ist “noch auf eine von mir geschriebene Baßstimme geschrieben, die wir bei dieser Probe benützten.”6 Diese wohl nach der Proben von Reger niedergeschriebene Kanon "O du lieber Augustin" mag einen kleinen Einblick in das geselligen Zusammensein geben. Bereits zum 75-jährigen Jubiläum 1913 wurde Reger zum Ehrenmitglied ernannt 7
Object reference
Liederkranz Weiden, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_inst_00184.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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