Richard Braungart
Correspondence, Dedicatee, Lyricist
1.
1.1.
Richard Braungart wurde am 19. Februar 1872 in Freising als Sohn eines Professors für Landwirtschaft und Hopfenbaukunde geboren. Wie vorgesehen, absolvierte er an der Münchner Universität ein Jura-Studium. Zur Zeit seines ersten juristischen Staatsexamens entschied er sich jedoch (endgültig) für eine musische Karriere (was ihn u.a. den väterlichen Monatswechsel kostete), studierte für weitere drei Jahre Kunst, Musik und Literatur und arbeitete daraufhin u.a. für die Münchener Zeitung (30 Jahre lang), Westermanns Monatshefte, die Leipziger Illustrirte Zeitung und die Zeitschrift Freistatt, in der auch Frank Wedekind und Ricarda Huch publizierten. Nebenbei entstand “noch ein großes Werk von einigen hundert Kunstaufsätzen, eine Anzahl Monographien [Wilhelm Busch, Julius Diez, Georg Papperitz u.a.] und eine Spezialliteratur über das Exlibris und andere Gebrauchsgraphik”. 1 1946 wurde er Kunstkritiker beim neu gegründeten Münchner Merkur. Braungart war Ehrenmitglied des Max-Reger-Instituts und der Deutschen Exlibris-Gesellschaft. Er starb am 20. Februar 1963 in München.
Bereits als Jugendlicher verfasste Braungart Gedichte. 1901 berichtete er im Zusammenhang mit einem Erlebnis, das sich 10 Jahre zuvor zugetragen hatte: “Meine Liebesaffairen waren bis dahin ausnahmslos platonisch verlaufen und hatten eigentlich nur in meinen Schreibpapierbeständen erheblichen Schaden angerichtet, die sich allerlei poetische Zudringlichkeiten gefallen lassen mußten.”2 1896 erschienen von ihm ein oder mehrere Gedichte in dem Periodikum Deutsches Dichterheim.3 1900 schließlich publizierte Braungart einen ersten Gedichtband, Übergänge (Junge Lieder), 1902 einen zweiten, Erlebtes und Erträumtes. Beide fanden “meist eine freundliche, ermunternde Beurteilung […]; in der Folgezeit habe ich wohl noch viele Verse geschrieben, aber keine mehr veröffentlicht, weil mir an meiner Prosa mehr gelegen war”.4 Einige Gedichte wurden in diesen Jahren in Zeitschriften und Zeitungen (u.a. Ostdeutsche Rundschau, Die Gesellschaft) abgedruckt.
1.2. As lyricist
Außer in den Liedern Regers scheint Braungarts Lyrik in der Musik keinen Widerhall gefunden zu haben.
1. Reger-Bezug
Ende 1900 nahm Braungart, der “ein Buch über die deutsche Musik der Gegenwart schreiben” wollte und dieses “mit Autographen der bedeutendsten zu jener Zeit lebenden Komponisten zu illustrieren gedachte”,1 Kontakt mit Reger auf, dessen Musik er bei der Münchner Gesangspädagogin Nana Weber-Bell kennengelernt hatte.2 Reger freute sich besonders über die von Braungart beigelegten eigenen “Dichtungen, die ich mit größtem Interesse gelesen habe u. von denen ich sicher 2 Stück komponieren werde in nächster Zeit. Es gibt keinen dankbareren Empfänger als mich für Lyrik, da ich immer auf der Suche bin nach neuen lyrischen Sachen.”3 Braungart versorgte Reger nicht nur mit adäquaten Gedichten, sondern engagierte sich auch publizistisch. So griff er 1902 mit mehreren Artikeln in der Freistatt in die Fehde Regers mit den Kritikern des Kunstwarts, vornehmlich Georg Göhler, ein und konnte zum Auftakt seines dritten Beitrags befriedigt feststellen: “Mir ist unverdientes Heil widerfahren: Dr. Richard Batka hat sich herabgelassen, mich wegen meines Artikels „Max Reger als Liederkomponist“ (in No. 29 der „Freistatt“) im „Kunstwart“ höchsteigenhändig zu vernichten.”4 1903 begann in der Münchner Zeitung eine “Artikelserie, die unsere hervorragendsten Münchener Musiker behandeln wird” und deren erstes Porträt (zugleich Braungarts erste Arbeit für diese Zeitung) Reger gewidmet war.5
Andererseits sparte Braungart nicht mit Kritik, zumal wenn es um sein eigenes Metier ging, was jedoch der Freundschaft keinen Abbruch tat. So befand er in einem 1907 erschienenen Band Monographien moderner Musiker: “Mit dem Melos dieser Lieder selbst wird man freilich zuweilen seine liebe Not haben. In diesem heiklen Punkte unterscheidet sich eben auch ein Reger kaum allzuviel von seinen zahllosen liederschreibenden Zeitgenossen. Bedauernswert ist auch die Sorglosigkeit Regers in der Auswahl der Texte. Wir sind in dieser Beziehung speziell durch Hugo Wolf und auch durch den literarischen Feinschmecker Richard Strauss sehr verwöhnt und vor allem gegen jene „schalkhafte“ Liebeslyrik empfindlich geworden, deren humoristisch sein sollende Pointen besten Falles dem zimperlich-affektierten Geschmack von Klosterschülerinnen kühn und originell erscheinen.”6
Braungart wurde, spätestens nach dem Umzug Regers nach München Anfang September 1901, ein guter Freund der Familie. “Heute nachmittag kommt Braungart zu mir; Schriftsteller; das ist ein sehr netter Mensch, der Dir auch gefallen wird.” (Brief vom 30. Juni 1902 an Elsa von Bercken) 1906 übernahm Reger “aus eigener Initiative”7 die Patenschaft für Braungarts zweite Tochter Maximiliane. Auch nach Regers Tod hielt er Kontakt zur Witwe. Seine Erinnerungen Freund Reger, geschrieben auf Drängen Elsa Regers, veröffentlichte er 1949.
Reger widmete Braungart die Fünf leicht ausführbaren Präludien und Fugen für Orgel op. 56. Darüber hinaus schenkte er ihm die Fragmente des Orgelkonzerts WoO I/7 und der Symphonie d-moll WoO I/8 sowie die Zweitschrift der Violinsonate C-dur op. 72 (als Dank fürs Blättern bei der Uraufführung). Neun Gedichte Braungarts wurden von Reger vertont (s.u.), ein Oratorium (RWV-Anhang B9) kam über das Planungsstadium wohl nicht hinaus.
Object reference
Richard Braungart, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00031.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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