Richard Dehmel
Lyricist
1.
1.1.
Richard Dehmel, geboren am 18. November 1863 in Hermsdorf bei Wendisch Buchholz (Mark Brandenburg; heute Ortsteil von Münchehofe im Landkreis Dahme-Spreewald), studierte Naturwissenschaften und Philosophie an den Universitäten Berlin und Leipzig (Promotion 1887). Er arbeitete als Sekretär beim Zentralverband Deutscher Privater Feuerversicherungen in Berlin und verfasste seine ersten Gedichte, mit denen er ab 1891 an die Öffentlichkeit trat, teilweise zusammen mit seiner ersten Frau Paula. Dehmel litt unter seiner Doppelexistenz als bürgerlicher Angestellter und Künstler und gab infolgedessen 1895 seine Erwerbstätigkeit auf. Zusammen mit Otto Julius Bierbaum u.a. gründete er 1901 die Zeitschrift Pan. Seine leidenschaftliche Beziehung zu Ida Auerbach, die zu einer familiären Katastrophe und 1901 zur neuerlichen Verheiratung führte, verarbeitete er in Zwei Menschen. Roman in Romanzen (1902), einem herausragenden Werk des literarischen Jugendstils. Generalthema seiner Werke sind der “Widerstreit von Trieb und Vernunft« und die »Bekämpfung der verlogenen bürgerl. Sexualmoral”.1Dehmel zählte zu Regers Zeit zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern, was sich in Vertonungen nicht nur durch Reger, sondern auch durch Richard Strauss und insbesondere durch Arnold Schönberg niederschlug. Dehmel gab nach dem Tod seines Freundes Detlev von Liliencron dessen literarischen Nachlass heraus und war auch an der Gründung der Heinrich-von-Kleist-Stiftung im Jahr 1912 beteiligt. Dehmel starb am 8. Februar 1920 in Hamburg-Blankenese.
1.2. As lyricist
Dehmels Lyrik wurden vielfach vertont. Als Grundlage eines einzelnen Opus diente sie u.a. Conrad Ansorge, Ludolf Nielsen, Heinrich Schenker, Arnold Schönberg, Anton Webern, Egon Wellesz und Alexander Zemlinsky. Zu den meistvertonten Gedichten gehören Waldseligkeit (Conrad Ansorge, Ernst Flügel, Hugo Kaun, Alma Mahler, Joseph Marx, Lise Maria Mayer, Leo Ornstein, Max Reger, Richard Strauss, Oskar Ulmer), Die stille Stadt (Wilhelm Berger, Willy Burkhard, Paul Graener, Alma Mahler, Hans Pfitzner, Jean Sibelius, Hermann Suter, Ludwig Thuille, Felix Wolfes, Henri Zagwijn) und die Verlaine-Nachdichtung Helle Nacht (Conrad Ansorge, Clemens von und zu Franckenstein, Friedrich Karl Grimm, Hans Hermann, Fritz Kappel, Rudolf Mengelberg, Vitězslav Novák, Max Reger, August Rietz, Paul Scheinpflug, Richard Trunk, Anton Webern, Hermann Zilcher).2
Parallelvertonungen zu Reger
- Helle Nacht
- Conrad Ansorge, Nr. 1 aus: Acht Lieder op. 10 (1896)
- Hans Hermann, Nr. 1 aus: Fünf Lieder und Gesänge op. 11 (1897)
- Vitězslav Novák, Nr. 5 aus: Acht Notturnos für Singstimme und Orchester (1908)
- Anton von Webern, Nr. 5 aus: Fünf Lieder (1908)
- Clemens von Franckenstein, Nr. 1 aus: Drei Gesänge für Singstimme und Orchester op. 34 (1913)
- Paul Dessau, Nr. 2 aus: Drei Lieder (1914)
- Hermann Zilcher, Nr. 6 aus: Dehmel-Zyklus. 14 Lieder und Duette op. 25 (1919)
- Rudolf Mengelberg, Nr. 1 aus: Lieder nach Verlaine op. 11, Heft II (1928)
- Paul Scheinpflug, Nr. 2 aus: Sechs Gesänge op. 1 (o.J.)
- Wiegenlied
- Paul Juon, Nr. 4 aus: Fünf Lieder op. 13 (1900)
- Richard Strauss, Nr. 3 aus: Acht Lieder op. 49, Titel: Wiegenliedchen (1901)
- Leo Ornstein, Nr. 1 aus: Lieder op. 33 (1915)
- Träume, träume, du mein süßes Leben!
- Wolfgang Jordan, Nr. 7 aus: Träume. Acht Lieder, Titel: Wiegenlied (1899)
- Richard Strauss, Nr. 1 aus: Fünf Lieder op. 41, Titel: Wiegenlied (1899)
- Hans Pfitzner, Nr. 4 aus: Fünf Lieder op. 11, Titel: Venus mater (1901)
- Waldseligkeit
- Richard Strauss, Nr. 1 aus: Acht Lieder op. 49 (1901)
- Conrad Ansorge, Nr. 2 aus: Fünf Lieder nach Gedichten von Richard Dehmel op. 17 (1902)
- Hugo Kaun, Nr. 4 aus: Vier Lieder und Gesänge op. 53 (ca. 1905)
- Ernst Paul Flügel, Nr. 4 aus: Vier Lieder op. 64 (1907)
- Joseph Marx, Nr. 2 aus: Lieder und Gesänge. III. Folge (1912)
- Leo Ornstein, Nr. 3 aus: Lieder op. 33 (1915)
- Alma Mahler, Nr. 2 aus: Vier Lieder (1915)
- Jetzt und immer
- Hugo Wilhelm Ludwig Kaun, Nr. 2 aus: Vier Lieder und Gesänge op. 53, (ca. 1905)
- Sigfrid Karg-Elert, Nr. 1 aus: An mein Weib op. 54 (1906)
- Eine gantz neu Schelmweys
- Hans August Friedrich Zincke genannt Sommer, Nr. 3 aus: Fünf Brettl-Lieder op. 34 (1901)
- Hans Gál (1915)
Weitere Vertonungen (Auswahl)
- Conrad Ansorge: Fünf Lieder nach Gedichten von Richard Dehmel op. 17 (v: 1902)
- Jan van Gilse: Drei Gedichte von Richard Dehmel (1902), Eine Lebensmesse (1903–04)
- Ruben Liljefors: Zwei Gedichte op. 32
- Ludolf Nielsen: Zwei Gedichte (1906–1911)
- Oskar C. Posa: Vier Lieder op. 4 (v: 1900)
- Conrad Ramrath: Vier Lieder op. 10 (v: 1910)
- Richard Rössler: Vier Lieder op. 18 (v: 1908)
- Heinrich Schenker: Mondnacht für gem. Chor und Klavier
- Arthur Schnabel: Notturno (1914)
- Arnold Schönberg: Verklärte Nacht für Streichsextett op. 4 (1899)
- Theodor Streicher: Lieder auf Gedichte von Dehmel (v: 1909)
- Anton Webern: Fünf Lieder (1908)
- Karl Weigl: Ein Stelldichein für Sopran oder Tenor und Streichsextett (1904)
- Egon Wellesz: Deutsches Lied (1915)
- Erich J. Wolff: Sechs Gedichte von Richard Dehmel op. 8 (v: 1907)
- Henri Zagwijn: Die stille Stadt für Mezzosopran, Flöte, Streichtrio und Harfe (1915)
- Alexander Zemlinsky: Fünf Lieder auf Texte von Richard Dehmel (1907)
- Hermann Zilcher: Dehmel-Zyklus op. 25 (1919), Drei Gedichte von Richard Dehmel op. 41 (v: 1918)
1. Reger-Bezug
1899 hatte Reger erstmals ein Gedicht von Dehmel vertont, ab 1904 ist ein brieflicher Kontakt belegt. Persönlich lernte er den Dichter spätestens Anfang 1908 kennen: “In Hamburg gibt’s ein „Quartett“ nächster Tage: Liliencron, Dehmel, Gust. Falke und meine Wenigkeit.” 1 Durch eine Sammelaktion Dehmels für seinen im Juli 1909 verstorbenen Freund Liliencron, an der sich Reger tatkräftig beteiligte, wurde die Beziehung vertieft. Ein 1910 gemeinsam geplantes Oratorium kam jedoch über die Idee nicht hinaus.
Object reference
Richard Dehmel, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00344.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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