Weiden [Allée 22], 22nd July 1898

Max Reger to Caesar Hochstetter

Object type
Letter
Date
22nd July 1898 (source)
Sent location
Weiden [Allée 22]
Source location

Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Verehrtester Herr Hochstetter!
Vor Allem Verzeihung für mein neues Stillschweigen […]

Regesta
berichtet, wegen eines Gesichtsleidens nochmals operiert worden zu sein • hat »einen Stoß Noten (Manuskripte) an Praeger & Meier in Bremen gesandt« • erbittet Empfehlungsschreiben des E. an den Verlag • ist froh, nicht mehr »total talentlose Leute «unterrichten zu müssen und stattdessen komponieren zu können • viele Fragen zum Leben und Musikleben in Wiesbaden • rechnet mit dem Fuchs’schen Konservatorium und seiner unprofessionellen Leitung ab • beschreibt die ihm suspekten »Vorführungen des alten „Clavicymbals“, wie sie Frr. Riemann beliebten mit „historischem“ Programm, u. die schlugen den Boden des Fasses aus«
Remarks
Referenced works

Publications

Der junge Reger. Briefe und Dokumente vor 1900, hrsg. von Susanne Popp, Wiesbaden 2000 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XV), S. 335

Max Reger, Briefe zwischen der Arbeit, hrsg. von Ottmar Schreiber, Bonn 1956 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Heft 3), S. 26f.

1.

Weiden, bayerische Oberpfalz
22. July 1898.

Verehrtester Herr Hochstetter!
Vor Allem Verzeihung für mein neues Stillschweigen; ich mußte nochmals wegen meines Leidens operiert werden. Doch geht’s jetzt schon wieder. Für Ihren Brief sage Ihnen vielen Dank! Ich habe jetzt einen Stoß Noten (Manuskripte) an Praeger & Meier in Bremen gesandt; wenn Sie da hin schreiben würden u. mich empfehlen, so wäre Ihnen sehr dankbar; nur müßte es schleunigst geschehen. Ich muß zuerst abwarten, welche positive Nachricht ich von da bekomme!
Wird Ihnen das ewige Weisheitpredigen alias Stunden geben an meistens total talentlose Leute nicht zuwider? Ich atme förmlich auf, hier davon befreit zu sein u. konnte in Folge dessen schon eine ganze Masse schreiben! Auch bin froh aus der Wiesbadener Athmosphäre der Scheelsucht, des Neides u. der Gehässigkeit, wie sie ja dort so schön wuchert, heraus zu sein u. behüte mich Gott, jemals in dieses musikalische Gomorrha zurückzukehren. Sehen Sie Sich doch die sogenannten Tonkünstler dort an!!
Was haben Sie für Nachrichten von Ihrer Frau Gemahlin! Was macht die Kleine? Waren Sie in Mainz auf der Tonkünstlerversammlung? Ich glaube, es kommt da nicht viel heraus!
Was macht denn das Conservatorium? Hoffentlich hütet sich Herr Eibenschütz, den ich unbekannterweise zwar [?] zu grüßen bitte, solche stets verunglückende Experimente zu machen wie Hr. Fuchs. Das Institut ist nur mit einer absolut strengen künstlerischen Disziplin in die Höhe zu bringen, vor Allem nur durch wirklich gediegene Leistungen; aber Choraufführungen mit der 80er Kapelle wie Fuchs sie veranstaltete forderten stets nur den Spott heraus – u. leider mit Recht! Dann kamen immer noch die Vorführungen des alten „Clavicymbals“, wie sie Fr. Riemann beliebten mit „historischem“ Programm, u. die schlugen den Boden des Fasses aus. Sodann scheint mir auch eine gründliche Destillierung des Lehrerpersonals gut zu sein. Herr Fuchs hatte die Gewohnheit, Lehrer zu engagieren (hauptsächlich Lehrerinnen) daß es einem grauste!
Hoffen wir also das Beste!
Verzeihen Sie gütigst mein langes Stillschweigen! Krankheit ist ja immer ein Entschuldigungsgrund!

Mit besten Grüßen
Ihr
stets aufrichtig
ergebenster
Max Reger

Object reference

Max Reger to Caesar Hochstetter, Weiden [Allée 22], 22nd July 1898, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01000134.html, last check: 24th November 2024.

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