Leipzig, 19th February 1909
Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock
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- Max Reger
Sehr verehrter Herr Commercienrath!
Für Ihren Brief besten Dank; Ihr Brief vom […]
Präludium und Fuge h-moll, geschrieben für den Sammelband Eine deutsche Kunstspende zugunsten der Opfer des Erdbebens von Messina, erschien im Sommer 1909 bei Bote & Bock und erhielt später die Opusahl 117 Nr. 1 • derWeihegesangs für Alt, gemischen Chor und Bläser [Wo0 V/6] wurde noch im Juli bei Bote & Bock gedruckt
- Präludien und Fugen, Chaconne op. 117
- Sonate B-dur op. 107
- Weihegesang WoO V/6
Max Reger, Briefe an den Verlag Ed. Bote & G. Bock, hrsg. von Herta Müller u. Jürgen Schaarwächter, Stuttgart 2011 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XXII), S. 42–45
1.
[gedruckter Briefkopf:]
PROF. DR. MAX REGER
LEIPZIG, DEN 19. Februar 09
Felixstrasse 4 II.
Sehr geehrter Herr Commercienrath!
Für Ihren Brief besten Dank. Ihr Brief vom 15. II. geriet, obwohl meine Adresse klar draufstand, durch die „Findigkeit“ der Post in die Hände des Herrn Dr. Beyer und von diesem Herrn erhielt ich Ihren Brief erst gestern abend zugesandt.
Ich danke Ihnen sehr, dass Sie betr. meiner Vorschläge betr. des Ihnen gesandten „Präludium u. Fuge“ für die Violine alleine1 meiner Meinung sind! Wegen der Titelblätter bin ich natürlich Ihrer Ansicht, dass es das Beste ist, die Titelblätter von Lauterbach & Kuhn beizubehalten. Ich sende Ihnen mit diesem Briefe ein Manuskript, „eingeschrieben“; in diesem liegt das Titelblatt, das ich für das „Präludium u. Fuge“ haben möchte; nehmen Sie bitte in Zukunft die Titelblätter, die Lauterbach u. Kuhn verschiedentlich benutzt haben – die Hauptsache ist ja doch, was drinnen steht!
Heute früh erhielt ich Nachricht vom Grossherzog von Hessen, dass er die Dedikation meiner Klarinettensonate op. 107 mit Vergnügen annimmt; ich finde nämlich, dass es von ihm sehr verdienstlich ist, dass er „Kammermusikfeste“ macht und hab ich ihm als „Ansporn“ mein op. 107 dediziert. Dass Sie betr. Annonce u. Presse ganz meiner Ansicht sind, freut mich sehr; die Presse blamiert sich „egal“, so wie man in Sachsen sagt!, sodass ich schon seit geraumer Zeit nichts mehr lese; hie u. da einmal, wenn ich mir eine fidele Stunde bereiten will, lege ich mir so 10–12 Kritiken über dieselben Werke nebeneinander! Damit erspare ich mir ein Abonnement auf sämtliche Witzblätter. Gewiss kann der Verleger etwas für seine Verlagsartikel thun und wird es jeder von selbst tun – aber die Komponisten selbst sind oft sehr unpraktisch, dass da einer sich hinsetzt und ordentlich Klavierspielen lernt, dass er seine Sachen selbst einführen kann oder dass die Herren sich bemühen auch als Dirigent was zu leisten – das habe ich eigentlich sehr selten erfahren. – Wenn ich z.B. irgend ein neues Kammermusikwerk geschrieben habe, so werde ich eben sofort überall – u. gerade von den 1. derartigen Direktionen – aufgefordert, meine Werke selbst zu spielen; ebenso ist es mit einem neuen Orchesterwerk von mir; ich werde sofort eingeladen, das Werk selbst zu dirigieren. Diese Art der „Selbstpropaganda“ nützt ungemein viel. Dabei gewinnt man in jeder Stadt begeisterte Anhänger und das ist dann der Samen, der nach u. nach den Baum trägt resp. zur Entwicklung bringt. Ich stehe seit fast 10 Jahren im Musikleben und habe bei sehenden Augen meine diesbezügl. grosse Erfahrung hinter mir. Auch mein Prinzip, nicht nur eigene Werke, sondern eben sozusagen alles Gute zu spielen und zu dirigieren, ist da nur von Nutzen.
Ich bin am 27. März in Berlin, am 28. in Leipzig, am 29. in Berlin, am 30. in Chemnitz, am 31. in Dresden. Wie ich nun gesehen habe, fährt früh 805 von Berlin ein Schnellzug mit dem ich um 11 1/2 Uhr vormittags in Chemnitz bin. Ich möchte Ihnen also, sehr verehrter Herr Commercienrath vorschlagen, dass wir uns am 29. März (Montag) nach dem Konzert treffen und zusammen den Abend verleben; doch möchte ich darum bitten, dass wir ein gutes Restaurant suchen, wo ein frisches Glas echten Pilsner zu haben ist. Ich kann Wein nicht gut vertragen, da ich nie Wein trinke. Vielleicht leistet Ihr Herr Sohn uns Gesellschaft; bitte haben Sie die Güte, mich Ihrem Herrn Sohn angelegentlichst zu empfehlen. Ich komme am 29. März erst um 5 Uhr abends in Berlin an, weil ich vorher noch Dienst in Leipzig habe. Wenn ich am 26. März in Dresden bin, was leicht möglich ist, so werde ich so nach Berlin fahren, dass ich zu Ihnen kommen kann am 27. März so gegen 12 1/2 Uhr mittags.
Neues ist weiter nichts zu vermelden, als dass mir Steinway gestern den 2. Flügel geschenkt hat; ich werde mir, nachdem ich mir vor einem Jahr schon einen wundervollen Steinway in Hamburg selbst ausgesucht habe, demnächst in Hamburg den 2. Steinway aussuchen, nun habe ich 4 Flügel und 1 Pianino.
Nun wegen des Manuskriptes, das ich Ihnen anbei sende, es ist das ein Weihegesang für Alt-Solo, gem. Chor mit Begleitung von Blasinstrumenten [WoO V/6], den ich vorigen Sommer zur Eröffnung des neuen Universitätsgebäudes in Jena schrieb, die philosophische Fakultät dieser Universität verlieh mir ja den Dr. honoris causa dabei! Nun war ich vor 10 Tagen concertierender Weise in Jena und sprachen verschiedene Herren der Universität ihr Bedauern aus, dass das Werk, das allen so gut gefallen hätte, noch nicht erschienen wäre. Herr Hofrath von Hase (Breitkopf u. Härtel) bot mir an, das Werk in Verlag zu geben,2 selbstredend biete ich es Ihnen zuerst an, es ist tatsächlich ganz leicht, jeder Herr kann es singen; die Besetzung des Blasorchesters ist ebenfalls sehr einfach; andernteils bin ich mir aber klar darüber, dass das Werk keine eigentlich recht grosse Verbreitung gewinnen wird. Wollen Sie es haben? Es wird das Einfachste sein, wenn Sie Partitur und sämtliche Stimmen autographieren lassen.
In Anbetracht der Tatsache, dass es ein Werk ist, das eigentlich keine grosse Verbreitung finden wird, so schlage ich Ihnen als Gesamthonorar M 250.– (Zweihundert u. fünfzig M), und zwar müsste ich Sie bitten, diese M 250 mir nicht gutschreiben zu wollen, sondern gleich an meine Frau zu senden, da meine Frau Eigentümerin ist.
Wenn Sie sich dafür interessieren, würde es mich auch freuen –; gedruckt wird das Werk doch einmal – zumal, wenn ich das Zeitliche gesegnet habe – vielleicht macht es Ihnen Spass, die Sache jetzt schon zu erwerben, so als „Novität“ im Musikhandel.
In den betreffenden Manuskripten liegt auch das Titelblatt, welches bei dem Präludium u. Fuge für die Violine alleine ich Sie zu verwenden bitte.
Es wird gut sein, dies soeben genannte Werkchen für Violine allein weit, – darf nicht übertrieben weit – zu stechen, damit die Violinlehrer u. Geiger bequem Fingersätze hineinschreiben können.
Schliesslich möchte ich an Sie, sehr verehrter Herr Commercienrath noch die Bitte richten, mir immer, wenn Sie ein Werk von mir erwerben, sogleich die Verlagsscheine zu senden, welche ich Ihnen immer umgehendst retournieren werde; bei meinen vielen Reisen kann mir schliesslich mal was zustossen und ich möchte eben alles immer in bester Ordnung haben. Ich bitte daher ergebenst um den Verlagsschein für das Präludium u. Fuge für die Violine allein u. – wenn Sie den „Weihegesang“ haben wollen, – auch um des letzteren Werkes Verlagsschein.
Nächsten Montag mittag fahre ich auf 8 Tage fort zum Konzertieren, komme am Sonntag 28. Februar abends wieder heim; ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir diesen Brief möglichst balde beantworteten, dass ich Ihre Antwort sicher noch vor meiner Abreise erhielte.
Mit der Bitte, mich Ihrem Sohn bestens zu empfehlen,
[und] hochachtungsvollsten Grüssen
Ihr ergebenster
Dr. Max Reger.
Meine Frau erwidert Ihre
frdl. Grüsse auf’s Verbindlichste.
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Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock, Leipzig, 19th February 1909, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01004351.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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